FC St. Pauli hofft und bangt: Was macht „Stani“?

Hamburg (dpa) - Holger Stanislawski ist beim FC St. Pauli eine absolute Institution, doch nach 18 Jahren könnte er zum Saisonende dem Kiez-Club den Rücken kehren.

Zwar ist der 41 Jahre alte Erfolgscoach, der den Trainer-Lehrgang beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) 2008/09 als Jahrgangsbester abschloss, vertraglich noch bis 2012 an die Hanseaten gebunden. Doch bei fast jedem Wechsel auf einer Bank in der Eliteliga fällt der Name des Ex-Profis, der der aufstrebenden Generation der Klopps, Tuchels & Co. angehört. Nicht zuletzt, da er St. Pauli in gut drei Jahren von der Regionalliga in die Beletage des deutschen Fußballs geführt hat.

Um nicht für Unruhe beim mitten im Abstiegskampf steckenden Verein zu sorgen, hält sich Stanislawski mit Aussagen zu seiner eigenen sportlichen Zukunft zurück. „Im Sommer ist noch genug Zeit, darüber zu reden, ob ich in der nächsten Saison noch Trainer des FC St. Pauli bin“, betonte er zuletzt.

Wegen des noch ein Jahr laufenden Vertrags nennt es St. Paulis Sportchef Helmut Schulte eine „ganz einfache Sache“, der Coach werde seinen Kontrakt auch erfüllen. „Es sei denn, er kommt auf uns zu und sagt, er fühlt sich hier nicht mehr wohl“, schränkte Schulte jedoch umgehend ein. Zwar fühlt sich der ununterbrochen seit 1993 als Profi, Manager und Coach für St. Pauli tätige gebürtige Ur-Hamburger an der Elbe pudelwohl. Dennoch gilt es in der Hansestadt als nahezu sicher, dass „Stani“ am Saisonende beim Stammclub aussteigt - ganz egal, ob die Braun-Weißen den Klassenverbleib schaffen oder nicht.

Ein Abstieg wäre normal, und mehr als die sportliche Rettung der finanziell weit hinter den Liga-Rivalen herhinkenden St. Paulianer sei auf Sicht ohnehin nicht möglich, heißt es. Doch auf die Dauer ist das keine Perspektive für einen Trainer-Aufsteiger, der mit Erfolg St. Pauli coachte und ganz nebenbei seinen Schein beim elfmonatigen Trainer-Lehrgang als Primus machte. Das weckte schon damals das Interesse vieler Clubs. Mit 1899 Hoffenheim, Werder Bremen und sogar dem „großen“ Hamburger Lokalrivalen HSV, für den er einst auch die Fußball-Stiefel geschnürt hat, wird er heute in Verbindung gebracht.

Nicht ohne Grund hält Schulte, der einst auch auf St. Paulis Bank gesessen hat, einen Plan B bereit. Denn dem umtriebigen Manager war es nicht gelungen, dem Coach eine Ausstiegsklausel abzukaufen. Somit kann ein interessierter Club den Wunschtrainer Stanislawski weiterhin für 250 000 Euro Ablöse aus dem Vertrag herauskaufen - eine läppische Summe für einen der besten seiner Zunft. Und der zudem nie verhehlt hat, dass er irgendwann einmal eine neue Aufgabe übernehmen will.

Zuvor aber will „Stani“, der gerne mal eine raucht und Kaffee in der Menge wie andere Leute Sprudel trinkt, sein Team obenauf halten. Nach der jüngsten Niederlagenserie hat er sich - wie so oft - etwas Neues einfallen lassen: Um den Teamgeist zu fördern, erhielten Spieler und Stab vor dem Spiel am Freitagabend gegen den FC Schalke 04 Kapuzenpullis - Aufschrift: „Ein Verein. Eine Mannschaft. Ein Ziel: 1. Bundesliga.“ Und versprach: „Jetzt sind wir eine kleine Gang. Die Jungs werden 90 Minuten marschieren, bis sie die Augen nach hinten klappen.“