FCA feiert „übergroße Punkte“ - Wirbel um Zidan-Tritt

Augsburg (dpa) - So geht Abstiegskampf. Eine Woche nach dem umjubelten „big point“ beim 0:0 gegen Meister Dortmund erarbeitete sich der Aufsteiger einen wertvollen 2:1 (1:1)-Heimsieg gegen Mainz 05.

Lange wurden die Augsburger Billig-Kicker in der Fußball-Bundesliga belächelt, jetzt macht der Neuling Großstadtclubs wie dem HSV und Hertha vor, wie der Überlebenskampf funktioniert. „Wir haben den Punkt gegen Dortmund heute vergoldet“, tönte Publikumsliebling Axel Bellinghausen. Auch Manager Andreas Rettig sprach euphorisiert von „übergroßen Punkten“ und „ganz großen Schritten“ zum lange für unmöglich gehaltenen Ligaverbleib. „Dann hätten wir ein kleines Wunder geschafft“, sagte Trainer Jos Luhukay, der bescheidene Anführer des Augsburger Zwergenaufstandes.

Gegen Mainz war der nächste Reifeprozess zu bestaunen. Erstmals gelang dem FCA ein Sieg nach einem Rückstand. Der südkoreanische Präzisionsschütze Ja-Cheol Koo (43. Minute) und Innenverteidiger Sebastian Langkamp mit einem wuchtigen Kopfball (51.) verwandelten das plötzliche 0:1 von Sami Allagui (36.) in einen Erfolg, der das Augsburger Stadion in einen Freudentempel verwandelte. „Es ist schön, so eine Ehrenrunde vor 30 000 Zuschauern zu drehen. Das gibt Kraft für die nächsten Wochen“, schwärmte Mittelfeldspieler Daniel Baier.

Die neue Heimstärke könnte zur Lebensversicherung werden. „Die Mannschaften kommen nicht mehr nach Augsburg und sagen, das sind drei sichere Punkte für uns“, beschrieb Matchwinner Langkamp die Wandlung des FCA vom Abstiegskandidaten Nummer 1 zu einem Team, das mithält. Die Bayern waren Anfang November die Letzten, die drei Punkte aus der Festung SGL-Arena entführten. Die „unglaubliche Euphorie“ (Langkamp) auf den Rängen reißt die Spieler mit. „Der Zusammenhalt zwischen Fans und Mannschaft kann dazu führen, dass wir das Unerwartete erspielen können“, erklärte Luhukay mit feierlicher Stimme.

Der Kreis der Abstiegskandidaten ist am 26. Spieltag größer geworden. Auch Mainz ist mit 30 Punkten noch nicht gerettet. „Mit einem Sieg hätten wir alles regeln können“, haderte Manager Christian Heidel. Erschweren könnte die Aufgabe, dass Torjäger Mohamed Zidan nachträglich Ärger droht. Die famose Trefferserie des Ägypters riss nach zuletzt sechs Toren im siebten Spiel - den Frust darüber lud Zidan an Augsburgs Verteidiger Matthias Ostrzolek ab.

„Zidan kam kurz vor Schluss auf mich zu und hat mir mit dem Knie wortlos dahin getreten, wo es am meisten wehtut“, schilderte Ostrzolek die Tätlichkeit, die auf Fernsehbildern zu erkennen ist. Schiedsrichter Michael Weiner hatte die Aktion nicht gesehen - der Kontrollausschuss des DFB könnte demnach Ermittlungen aufnehmen.

Eine Sperre von Zidan würde Mainz im kommenden Schlüsselspiel gegen Hertha arg treffen, auch wenn Trainer Thomas Tuchel die Lage nach dem Rückschlag in Augsburg nicht dramatisieren wollte: „Wir haben letzte Woche nicht durchgepustet und jetzt nicht das große Zittern.“ Den früheren FCA-Jugendcoach erzürnte vielmehr der lasche Auftritt seiner Mannschaft beim zwölften sieglosen Auswärtsspiel: „Selbst die Basiselemente - Laufbereitschaft, Aggressivität und taktische Disziplin - waren bei uns mangelhaft. Wenn wir nicht bereit sind, uns zu quälen, ist auswärts nichts zu holen in der Bundesliga.“