Schnick-Schnack-Schnuck: Bayern heiß auf Endspurt
Berlin (dpa) - Die Torflut-Bayern jubeln und feixen. Mit der dritten Offensiv-Gala innerhalb einer Woche haben sich die Münchner Star- und Spaß-Kicker weiter für den Saisonendspurt warmgeschossen.
„Unglaublich“, meinte Dreifach-Torschütze Arjen Robben nach dem locker leichten 6:0 (3:0) gegen den unterklassig wirkenden Gastgeber Hertha BSC. „Ich weiß nicht, ob das in der Bayern-Geschichte schon mal passiert ist.“ 7:1, 7:0, 6:0 - vor dem anstehenden Halbfinale im DFB-Pokal bei Borussia Mönchengladbach läuft die Tormaschine auf Hochtouren. „Jetzt sind wir wieder da“, betonte Robben.
Der krönende Abschluss der FCB-Fußball-Festwoche im ausverkauften Berliner Olympiastadion lässt die Truppe von Coach Jupp Heynckes im Titelkampf davon träumen, Spitzenreiter Borussia Dortmund doch noch abzufangen - auch wenn Bayern nur im Torverhältnis punkten konnte. „Wir haben die Meisterschaft noch nicht abgeschrieben“, verkündete Kapitän Philipp Lahm dennoch trotzig. „Es ist noch ein langer Weg“, ergänzte Robben. „Wir müssen den Druck aufbauen, jetzt so weitermachen. Da kann vielleicht noch was passieren. Wir fahren noch nach Dortmund.“ Am Mittwoch geht es aber zunächst gegen eine andere Borussia.
Bei der Überraschungself aus Mönchengladbach haben die Bayern nach zwei Liga-Pleiten viel gutzumachen - pünktlich zum wichtigsten der drei Saison-Duelle scheint der Rekordmeister in Bestform zu sein. Das Ziel: Die Rückkehr nach Berlin, zum Pokalfinale. „Wir müssen versuchen, diese Form und diese Qualität zu konservieren“, forderte Manager Christian Nerlinger. Der Kantersieg gegen die Hertha stimme ihn dabei „zuversichtlich“.
Mit dem Ergebnis und den nackten Zahlen hielt sich Nerlinger nicht lange auf. „Wir haben uns als homogene Mannschaft gezeigt“, lobte er stattdessen und verwies auf eine Szene, die alle Ego-Debatten der vergangenen Zeit vergessen lassen soll. „Sinnbildlich war sicherlich die Elfmeter-Situation, als Arjen Robben den Ball an Mario Gomez übergab“, meinte Nerlinger. Dadurch kam Gomez, der mehrere gute Chancen vergeben hatte, zu seinem 22. Saisontor (50.).
Robben hatte bis zu diesem Zeitpunkt freilich selbst schon zweimal gejubelt (12./19. Foulelfmeter) - und beim dritten Strafstoß seinen Altruismus wieder zurückgestellt (67.). Den Torereigen hatte Thomas Müller eröffnet (9.), Toni Kroos gelang Treffer Nummer fünf (51.). Für die kurioseste Szene hatten Kroos und Franck Ribéry gesorgt, als sie in Halbzeit eins öffentlich ausknobelten, wer einen Freistoß schießen darf - mittels Schnick-Schnack-Schnuck.
„Das ist gut, das ist Spaß“, feixte der Franzose nach dem Spiel. Die Herthaner haben nicht gelacht - von Überheblichkeit wollte aber niemand sprechen. „Es stand 3:0, wir wollten beide schießen, waren beide eingeteilt und haben uns gut gefühlt“, erzählte Kroos. „Das hat mit dem Gegner wenig zu tun, wenn wir das in unserer Mannschaft ausmachen.“ Nerlinger sah das durchaus kritischer: „Man sollte berücksichtigen, dass es für Hertha um gnadenlosen Abstiegs- und Existenzkampf geht und respektvoll mit dem Gegner umgehen.“
Am Samstag spielte Hertha BSC tatsächlich überhaupt keine Rolle. Ängstlich und willenlos trat die Mannschaft von Otto Rehhagel, die erstmals in der Saison auf einen direkten Abstiegsplatz rutschte, auf. Von einer Extra-Motivation, die Bayern-Gegner häufig entwickeln, war nichts zu sehen. „Wenn wir immer solche Leistungen abliefern, dann steigen wir ab, das ist gar keine Frage“, sagte Christian Lell. „Wir haben uns felsenfest vorgenommen, uns nicht so abschlachten zu lassen. Und dann guckt man nach rund 15 Minuten hoch in den Himmel und sieht die Anzeigetafel - da wird einem Angst und Bange.“