VfL-Doppel-Torschütze Helmes dankt Magath
Nürnberg (dpa) - Seine Zwei-Tore-Wiedergeburt hätte Matchwinner Patrick Helmes auch zu einer Generalabrechnung mit seinem launischen Chef Felix Magath nutzen können. Stattdessen aber gab sich der frühere Nationalspieler nach dem 3:1 (2:1) des VfL Wolfsburg beim 1. FC Nürnberg kleinlaut.
Auf Luftsprunge verzichtete Helmes trotz seines eindrucksvollen Auftritts gänzlich. Erst kurz vor der Winterpause war er von Alleinherrscher Magath ausgemustert, vor wenigen Wochen dann umso überraschender wieder aus der Versenkung geholt worden. „Im Fußball geht es einfach schnell: Erst war ich weg vom Fenster, jetzt bin ich erstmal wieder da. Die schwere Zeit ist jetzt vergessen“, konstatierte Helmes.
Mit zwei blitzsauberen Direktabnahmen (24./53. Minute) bewarb sich der 28-Jährige am Samstag bei Fußball-Zampano Magath für eine mittelfristige Zukunft im Wolfsburger Bundesliga-Team. „Er hat schon in den letzten Spielen angedeutet, dass er viel besser drauf ist“, lobte der Big Boss. Zum vierten Mal hintereinander steckte Magath Helmes in die Startelf, inzwischen hat sich der Ex-Tribünenhocker in der VfL-Offensive zum echten Aktivposten entwickelt.
Das Zusammenspiel mit Mario Mandzukic, selbst Torschütze (15.) und doppelter Torvorbereiter, klappt bestens. „So stellen wir uns ein Sturmduo vor. Wenn beide treffen, ist das natürlich ideal“, kommentierte Trainer, Manager und Geschäftsführer Magath. Auch Helmes schwärmte: „Mario Mandzukic und ich sind zwar grundverschiedene Stürmertypen, aber das ergänzt sich scheinbar ganz gut“, meinte er.
Ob die Zweckgemeinschaft Magath/Helmes aber wirklich über den Sommer hinaus eine Zukunft haben kann, ist schwer vorstellbar. Auf einer Wellenlänge schwimmen die beiden wahrlich nicht, zuletzt hatte Magath durchblicken lassen, Helmes jederzeit gehen zu lassen. Im Winter war ein Wechsel zum Zweitligisten Eintracht Frankfurt noch an der Ablöseforderung gescheitert. „Was in naher Zukunft kommt, ist für mich uninteressant“, meinte Helmes nun. „Ich habe noch zwei Jahre Vertrag und werde auch weiterhin glücklich sein - schätze ich.“
Den „Wölfen“ genügte gegen völlig uninspirierte Franken eine solide Vorstellung zu drei Punkten. Und der erst zweite Auswärtssieg im 13. Saisonspiel auf fremdem Platz sorgt im Umfeld schon wieder für leise Hoffnungen auf die Europa-League-Qualifikation. Fünf Punkte beträgt der Rückstand nur noch auf Tabellenplatz sechs - Magath allerdings stapelte gewohntermaßen tief: „Mit diesem Sieg haben wir einen Schritt in die Richtung getan, dass wir mit den Abstiegsrängen keinen Kontakt mehr haben“, kommentierte der 58-Jährige.
Auch für Magath selbst war der Sieg von großer Bedeutung - um ein wenig von seiner jüngsten Teil-Entmachtung ablenken zu können. Unter der Woche hatte der VfL-Aufsichtsrat mit der Nachricht aufhorchen lassen, ihm in Finanzfragen künftig in Wolfgang Hotze einen neuen Chef vorzusetzen. Eine Maßnahme, die auch als Reaktion auf den ausbleibenden sportlichen Erfolg und die gewöhnungsbedürftige Transferpolitik Magaths zu werten ist. Der betonte gleichwohl, dass die Entscheidung in „gutem Einvernehmen“ getroffen worden sei.
Beim Wolfsburger Gegner redete niemand um die üble Vorstellung herum. Trainer Dieter Hecking sprach von einem „hundsmiserablen Tag“, auch Kapitän Raphael Schäfer geißelte nach Wochen des Erfolges den diesmal blutleeren „Club“-Auftritt: „Im Großen und Ganzen haben wir vieles, was wir in den letzten Wochen gut gemacht haben, falsch gemacht.“ Leidenschaft und Engagement fehlten, obwohl die Franken durch den Führungstreffer von Daniel Didavi (9.) vor 39 320 Zuschauern perfekt gestartet waren. „Das ist einfach unerklärlich“, urteilte Offensivmann Alexander Esswein.