FIFA-Report: Bundesliga-Profis im Ausland immer gefragter
Zürich (dpa) - Der Weltmeister-Titel des deutschen Nationalteams hat das internationale Interesse an Bundesligaprofis im vergangenen Jahr eminent gesteigert. Allein englische Fußballclubs gaben 2015 fast neunmal so viel Geld für Profis aus deutschen Vereinen aus wie im Jahr zuvor.
Bei den unter FIFA-Aufsicht getätigten Transfers wurden 255 Millionen US-Dollar (umgerechnet 234 Millionen Euro) an Ablösen eingenommen - eine Steigerung um 835 Prozent. „Der deutsche WM-Sieg hat sicher einen großen Einfluss auf diese hohen Werte“, urteilte Mark Goddard, Direktor des FIFA-Transferabgleichungssystems TMS, bei der Vorstellung des neuen FIFA-Transferreports.
Aus der Bundesliga waren im Sommer unter anderem Kevin De Bruyne (von Wolfsburg zu Manchester City) und Roberto Firmino (von Hoffenheim zum FC Liverpool) für hohe Summen auf die Insel gewechselt.
Insgesamt kauften deutsche Clubs den FIFA-Zahlen zufolge 2015 für 370 Millionen Dollar Spieler ein. Zugleich kassierten sie 360 Millionen Dollar von anderen Vereinen an Ablösesummen - ein Plus von 125 Prozent im Vergleich zu 2014. Die enorme Finanzkraft in Großbritannien steht gleichwohl weiter für sich: Vereine aus den englischen Eliteligen investierten laut FIFA-Protokoll 1,263 Milliarden Dollar in Zugänge.
Die Summe dürfte allerdings nicht die ganze Realität widerspiegeln. Da beispielsweise nur zehn von 20 Premier-League-Clubs ihre Transferdaten auch tatsächlich an die FIFA weiterreichen, blieben viele Geschäfte unerwähnt. Nach Schätzungen hatten englische Erstligaclubs beispielsweise allein in der Sommer-Transferperiode rund 1,292 Milliarden Euro in neue Profis investiert. Das wäre schon mehr Geld, als die FIFA für Sommer und Winter zusammen erfasst hat.
Neben englischen Topclubs weigern sich nach FIFA-Angaben auch viele Bundesligisten, exakte Angaben über Spielerwechsel an den Weltverband weiterzureichen. Von deutschen Vereinen erhalte man nur wenig Informationen, sagte TMS-Direktor Mark Goddard bei einer Telefonkonferenz. Er führte das vor allem auf hohe Datenschutzhürden in Deutschland zurück. Man befinde sich aber in Gesprächen. Im Gegensatz dazu hätten „fast alle Vereine aus Frankreich und Italien unterschrieben“, betonte er. Namen bestimmter Clubs nannte er nicht.
2015 registrierte die FIFA über ihr System 13 558 internationale Wechsel, was einem Anstieg von drei Prozent im Vergleich zu 2014 entspricht. Dafür wurden kontinentalübergreifend 4,2 Milliarden Dollar an Ablösen investiert - rund 44 Prozent mehr als 2011. Im Vergleich zu 2014 hat sich die Zahl nur leicht verändert - obwohl viele englische Clubs dank eines neuen TV-Vertrages auf dem Transfermarkt schon ordentlich Gas gaben. Von Mitte 2016 an teilen die Premier-League-Clubs frische 2,3 Milliarden Euro unter sich auf, selbst der Tabellenletzte kassiert dann klar mehr als der FC Bayern.