Finale furioso: Hertha oder Köln - wer muss gehen?
Düsseldorf (dpa) - Die Konkurrenz aus der Fußball-Provinz kann gelassen zusehen, wie in den Metropolen Berlin und Köln bis zum Abpfiff der 49. Saison um die Zugehörigkeit zur Bundesliga gezittert wird.
Der 1. FC Köln geht mit einem Zwei-Punkte-Vorsprung in das Abstiegs-Fernduell mit Hertha BSC.
Die beiden Clubs gehen mit unterschiedlichen Strategien in das Finale furioso: Kölns Trainer Frank Schaefer setzt gegen Bayern München auf „absolute Gier, Adrenalin und positive Anspannung“, Berlins Altmeister Otto Rehhagel auf kontrollierte Emotionen und Harmonie.
„Es muss richtig was abgehen in der Mannschaft“, forderte Schaefer. Deshalb verbot er, vor dem Spiel gegen den Champions-League-Finalisten „rumzujammern“, um die „depressive Stimmung“ - nach nur zwei Punkten aus den letzen acht Partien und 6:25-Toren - zu durchbrechen. Natürlich hofft er auf Schützenhilfe und einen Erfolg von 1899 Hoffenheim in Berlin - und vor allem auf Lukas Podolskis schnelle Genesung. Der Nationalstürmer hatte sich am Donnerstag wegen einer Magen-Darm-Erkrankung vom Training abgemeldet.
Dass der FC Bayern nach dem verlorenen Meisterschaftsrennen nicht ganz so konzentriert bei der Sache sein wird, erwartet Schaefer nicht: „Sie wollen noch zwei Titel gewinnen, es gibt nicht im Ansatz irgendwelche Gründe, warum die Bayern nicht topmotiviert sind.“ Das bestätigte Bayern-Stürmer Mario Gomez: „Es ist ein Unterschied, ob man mit einem Sieg oder einer Niederlage in die Finals geht.“ Der FC Bayern wolle die Bundesliga „sauber“ zu Ende spielen. „Für andere geht es noch um viel, für Köln um Leben und Tod.“
Neben dem „Warmlaufen“ für die Endspiele im DFB-Pokal und in der „Königsklasse“ wollen die Bayern-Profis ihrem Kollegen Gomez (26 Treffer) noch zum Torschützenkönig der Liga machen und zum Sieg im Duell mit Schalkes Klaas-Jan Huntelaar (27) verhelfen. „Wenn man die Kanone gewinnt, ist das wunderschön“, sagte Gomez und versicherte: Er werde seine „volle Kraft“ in das Pokalfinale und in das Champions-League-Endspiel stecken.
Mit einem Familienabend und einem Appell der Hertha-Profis um Unterstützung der Fans („Helft uns jetzt! Lasst es uns gemeinsam schaffen!“) im Letzte-Chance-Spiel ließ man in Berlin nichts unversucht, um ein Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen. „Die Jungs halten zusammen“, sagte Trainer-Oldie Rehhagel und mahnte vor dem Spiel gegen Hoffenheim zu Besonnenheit: „Wenn man übermotiviert ist, macht man Fehler.“
Dem Störfeuer seines Vor-Vorgängers und heutigen 1899-Coachs Markus Babbel, der nach seinem unschönen Abschied aus Berlin noch eine Rechnung offen hat, schenkt er keine Bedeutung. „Das ist normal in dem Geschäft“, meinte Rehhagel. Nachdem Babbel gegen seinen früheren Club erst gestichelt hatte, schlug er versöhnliche Töne an. „Ich wäre traurig, wenn Hertha absteigt“, sagte er. Er wolle seine Aussagen vor der Rückkehr an der Spree nicht als Provokation verstanden wissen, doch klar sei auch: „Ich will das Spiel gewinnen.“
Der längst feststehende Meister Borussia Dortmund strebt mit einem Sieg gegen den SC Freiburg eine erfolgreiche Generalprobe für das DFB-Pokalfinale und einen neuen Bundesliga-Punkterekord an: 81 Zähler hatte am Ende noch kein Club.
Absteiger 1. FC Kaiserslautern kann zum Abschied aus der Eliteliga Hannover 96 noch um viel Geld bringen. Schon bei einem Remis könnte der VfL Wolfsburg den Niedersachsen-Rivalen von Europa-League-Platz sieben verdrängen. „Der Wille ist da, die Saison zu krönen“, sagte 96-Chefcoach Mirko Slomka.
Gestärkt wird seine Zuversicht dadurch, dass Wolfsburg beim VfB Stuttgart antreten muss - und die Schwaben könnten mit einem Erfolg Bayer Leverkusen (beim 1. FC Nürnberg) noch von Rang fünf kippen und um den direkten Einzug in den Europacup bringen. Erhöht wird die Spannung im Kampf um das internationale Geschäft, da bei günstiger Konstellation auch noch die Franken und Werder Bremen (gegen Schalke 04) hoffen können.
Unruhe gibt es trotz erfolgreichen Saisonverlaufs bei Borussia Mönchengladbach (Champions-League-Qualifikation erreicht) und beim FC Augsburg (Klassenerhalt gesichert). Beide Clubs müssen eventuell bald neue Trainer suchen. Wie die „Sport Bild“ vor der Partie gegen den Hamburger SV berichtete, will Jos Luhukay Augsburg verlassen. Lucien Favre hat zwar mit Gladbach noch einen Vertrag bis 2013, in dem aber eine Ausstiegsklausel enthalten sein soll. Der Schweizer sagte auch vor dem Spiel gegen den FSV Mainz 05 zu dem Thema nichts.