Fink will beim HSV bleiben und an Europa anklopfen

Hamburg (dpa) - Thorsten Fink hat gerade seine zweite Weihnachtsfeier beim Hamburger SV erlebt. Das ist schon eine kleine Sensation. Der letzte Coach, der länger als ein Jahr an der Elbe bleiben durfte, war Thomas Doll.

Der prostete von 2004 an dreimal in Serie Vorstand und Spielern auf der Club-Weihnachtsfeier zu. Geht es nach Fink, könnte der Job im Norden eine Dauertätigkeit werden. „Im Schnitt bleibt ein Trainer zweieinhalb Jahre bei einem Club in der Bundesliga. Diesen Schnitt will ich hochsetzen. Ich habe keine Lust, zu einem anderen Verein zu gehen. Ich sehe für mich nichts Höheres als den HSV“, sagte der 45-Jährige in einem Interview mit der „Bild am Sonntag“.

Nach anfänglich großspurig wirkenden Worten, was er alles mit dem HSV erreichen wolle, hat sich Fink an die Realität und die bescheidenen Verhältnisse am Volkspark gewöhnt. Vom ominösen Sieger-Gen, das er aus seiner Bayern-Zeit mitgebracht haben soll und auch beim FC Basel in der Champions League unter Beweis stellte, wird nicht mehr geredet. Er ist kein Heilsbringer, hat sich aber mit täglich harter Arbeit einen guten Ruf im und außerhalb des Vereins erworben.

Einen großen Anteil hat er, dass Rafael van der Vaart aus England in die Bundesliga zurückkehrte. „Thorsten Fink rief mich im Sommerurlaub an und sagte zu mir: Wir brauchen Spieler wie dich. Das fand ich beeindruckend und ganz entscheidend für meine Rückkehr“, erzählte der Holländer jüngst in der „Sport Bild“. Und bei der Weihnachtsparty holte sich van der Vaart Tipps für die Karriere nach dem aktiven Fußball: „Ich will ja den Trainerschein machen. Thorsten erzählte mir, wie er ihn gemacht hat.“

Mit van der Vaart und dem überragenden René Adler hat sich der HSV langsam als Mannschaft gefunden. Viel Lob bekam Fink besonders, als der Regisseur und Heung-Min Son vor dem wichtigen Spiel gegen Schalke ausfielen und er umbauen musste. Mit einer Systemänderung auf zwei Stürmer, einer gezielten Taktik und viel Motivation schaffte es Fink, dass die Mannschaft ihre beste Leistung seit Monaten abrief.

Trotzdem dämpft er alle Gedankenspiele um internationale Plätze. Der Mann aus Westfalen will nachhaltig aufbauen und eine Mannschaft entwickeln, „die konstant um Europa mitspielt, sich Stück für Stück weiterentwickelt. Wenn man uns Zeit gibt und die richtigen Leute wie zuletzt Adler oder van der Vaart holt, ist viel möglich.“ Damit spielt er den Ball Sportdirektor Frank Arnesen zu, der vor der schwierigen Aufgabe steht, entweder mit Son zu verlängern oder ihn gewinnbringend zu verkaufen. Zudem soll er ohne einen Großinvestor in der Hinterhand neue Hochkaräter finden.