Erleichterung bei Bayer „Fußball ist hart“ - Frust auf Schalke nach 0:1
Gelsenkirchen (dpa) - Lob für die Verlierer, Tadel für die Sieger - trotz einer beeindruckenden Leistung war die Stimmung auf der abendlichen Weihnachtsfeier des FC Schalke 04 getrübt.
„Fußball ist hart. Wir haben ein richtig gutes Spiel gemacht und hätten mehr verdient gehabt“, brachte Eric Maxim Choupo-Moting die große Enttäuschung der Königblauen nach der bitteren 0:1-Heimniederlage gegen Leverkusen auf den Punkt. Selbst Bayer-Sportdirektor Rudi Völler räumte freimütig ein: „Wir haben den Sieg in dieser Form nicht verdient, das muss man korrekterweise sagen. Aber wir werden uns definitiv nicht entschuldigen. Die Punkte nehmen wir gerne mit.“
Zwei Schlüsselszenen boten reichlich Diskussionsstoff. „Es war ein sehr spezielles Spiel nach der Roten Karte für Naldo. Wir sind nicht gut mit der Überzahlsituation umgegangen“, gestand Bayer-Coach Roger Schmidt, dessen Team nach dem frühen Platzverweis für Schalkes Abwehrchef (4. Minute) mit der fast 90-minütigen Überzahl nichts anzufangen wusste, ideenlos, umständlich und fehlerhaft agierte.
Der Siegtreffer durch Stefan Kießling in der 89. Minute nach einem Freistoß von Hakan Calhanoglu stellte den Spielverlauf auf den Kopf und war für Schalke besonders ärgerlich. Hatte Schiedsrichter Deniz Aytekin bei Rot für Naldo, der Javier Hernandez im Laufduell in die Hacken getreten war, noch regelkonform entschieden, war der Pfiff vor dem entscheidenden Tor höchst umstritten. Schalkes junger Innenverteidiger Thilo Kehrer hatte Calhanoglu per Grätsche vom Ball getrennt. „Für mich war das kein Freistoß“, klagte Schalkes Coach Markus Weinzierl, und auch Sportvorstand Christian Heidel sah ein „sauberes Tackling“ des Talents in seinem dritten Bundesligaspiel.
„Die bessere Mannschaft hat verloren“, bilanzierte Weinzierl, der trotz aller Enttäuschung stolz war. „Wir haben stark verteidigt, gut umgeschaltet und hatten diverse Kontersituationen. Es war eine sehr gute Leistung, leider mit dem falschen Ergebnis.“
Der zuletzt überragende Linksverteidiger Sead Kolasinac nahm die Rote Karte später auf seine Kappe, weil er Naldo mit einem katastrophalen Fehlpass in Not gebracht hatte: „So etwas darf mir nicht passieren.“
Gleichwohl fighteten zehn Schalker bis zum Umfallen und hatten sogar die bessere Chancen. „Wir hätten am Ende alles verdient gehabt, nur keine Niederlage. Für diese Leistung muss man sich alles andere als schämen“, stellte Heidel fest.
Doch der moralische Sieg nützt Schalke wenig. Der Revierclub rutschte nach der zweiten Niederlage hintereinander auf Platz zehn ab, der Rückstand auf einen Europapokalplatz wuchs auf acht Punkte. Dagegen kann Bayer nach dem Duselsieg als Achter sein zuvor avisiertes Ziel, bis zur Winterpause neun Punkte zu holen, noch erreichen. „Aber dafür brauchen wir eine bessere Leistung“, meinte Völler.
Schalke bleibt die Hoffnung, sich in den letzten beiden Partien des Jahres gegen Freiburg und in Hamburg noch etwas heranzukämpfen: „Es war ein harter Rückschlag, aber als Mannschaft wirft uns das nicht um“, betonte Geis. Kolasinac gab sich ebenfalls kämpferisch. „Wir wollen bis Weihnachten noch sechs Punkte holen.“
Die Auslosung der Zwischenrunde der Europa League am Montag besserte die Stimmung auf Schalke ein wenig auf. Schließlich gilt PAOK Saloniki als lösbare Aufgabe. „Das werden stimmungsvolle Duelle, denn das Stadion von PAOK ist als Hexenkessel bekannt. Dort wollen wir bestehen“, kommentierte Trainer Weinzierl.
Schwieriger wird die Aufgabe für Leverkusen im Champions-League-Achtelfinale. Schließlich trifft Bayer auf den Vorjahresfinalisten Atlético Madrid. „Natürlich ist das eine große Herausforderung. Wir haben noch eine Rechnung offen. Vor zwei Jahren sind wir nach zwei tollen Spielen auf Augenhöhe unglücklich ausgeschieden“, sagte Geschäftsführer Michael Schade.