Fußball verkehrt: Letzter BVB gegen Europa-Aspirant FCA

Dortmund (dpa) - Die Abkehr vom Champagner-Fußballer ist für Jürgen Klopp kein dauerhafter Paradigmenwechsel. Aber in der gegenwärtigen Situation favorisiert der Trainer von Borussia Dortmund Tugenden wie Kampf und Einsatzbereitschaft, eine stabile Grundordnung und Defensive.

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Auch im ersten Heimspiel des Jahres an diesem Mittwoch (20.00 Uhr) gegen den Europa-League-Aspiranten FC Augsburg will sich der Fußball-Lehrer nicht von der seiner Ansicht nach unangemessen hohen Erwartungshaltung treiben lassen. „Wichtig ist, dass wir eine Wagenburg um uns herum bauen. Wir müssen diese Liga halten, das werden wir tun. Nichts anderes zählt“, sagte Klopp vor dem Duell mit dem Tabellen-Fünften.

Die öffentliche Kritik an der wenig ansehnlichen Vorstellung, mit der sein Team beim 0:0 in Leverkusen einen Punkt ergatterte, schmeckt Klopp nicht. „Wenn man zu großen Schritten noch nicht in der Lage ist, muss man kleine machen. Da muss die B-Note erst einmal außen vor bleiben“, verteidigte der Coach vehement die momentane Spielweise.

So dürfte Klopp die Meinung des Kollegen Markus Weinzierl vor dem Gastspiel im Signal Iduna Park gar nicht gefallen. Denn der Augsburger Trainer hält an der eigenen Außenseiterrolle fest. „Das ist eine kuriose Situation“, sagte Weinzierl: „Es spielt der Tabellenfünfte beim 18., und der 18. ist in diesem Spiel sicherlich der Favorit.“ Der FC-Coach sieht „viel Brisanz“ in der Partie und findet: „Dortmund muss gewinnen.“

Klopps Plan ist klar und verständlich. Der Tabellen-Letzte will sich zunächst Stück für Stück Luft verschaffen im Abstiegskampf, um über kleine Erfolgserlebnisse irgendwann die Sicherheit und Leichtigkeit früherer Jahre zurückzugewinnen. „Es ist bei uns eine Frage der Geduld. Denn Selbstvertrauen kann man sich nicht in der Vorbereitung holen“, erläuterte der Trainer. Aus der Partie bei Bayer nimmt Klopp das Positive mit. „Das zu Null in Leverkusen war ein großer Schritt nach vorne. Insgesamt war das eine sehr stabile Formation. Unser Spiel war sicherlich nicht perfekt, aber es war eine große Bereitschaft für unsere Situation da.“

Zu mehr Spielkultur als zuletzt könnte Ilkay Gündogan verhelfen. Klopp hofft, dass sein in Leverkusen fehlender Taktgeber gegen die formstarken Schwaben wieder auflaufen kann. „Bei Ilkay sah es richtig gut aus. Aber ich weiß nicht, ob es schon reicht“, sagte der BVB-Coach. Immerhin stehen in Erik Durm (Muskelfaserriss) und Jakub Blaszczykowski (Erkältung) zwei weitere Profis vor der Rückkehr in den Kader. Bei Lukasz Piszczek, dessen Oberschenkelprobleme von einer Blockade im Rücken herrühren, wird es bis Mittwoch eher nicht reichen. Für ihn stünde der Grieche Sokratis parat.

Torhüter Roman Weidenfeller hält die neue Marschroute der Borussia, die einst ihre Fans mit Tempo- und Offensivfußball verzückte, für absolut angemessen. „Wir sind uns der Verantwortung bewusst und spielen den Fußball, der in unserer jetzigen Situation angebracht ist“, sagte der Nationalkeeper im „Bild“-Interview.

Es gehe „einzig und allein darum, zu punkten und so schnell wie möglich die Abstiegsränge zu verlassen“. Zwar sei es eine schwierige Phase“, gab der Torhüter zu. Aber in der Saison 2006/2007 sei es noch kritischer gewesen. „Damals standen wir am 27. Spieltag auf dem 17. Tabellenplatz“, erinnerte Weidenfeller. „Damals haben wir es gemeinsam gemeistert und jetzt werden wir es auch schaffen.“