Schalke 04 Gegen alle Widerstände

Schalkes Trainer weht vor dem Spiel in Darmstadt ein eisiger Wind ins Gesicht. Intern soll es krachen. Aber ändern will sich André Breitenreiter nicht.

Schalke-Trainer Breitenreiter steht in der Kritik.

Foto: Guido Kirchner

Gelsenkirchen. Ein Spieler, der André Breitenreiter vorerst auf seiner Mission in Gelsenkirchen nicht mehr helfen kann, heißt Felix Platte. Der Angreifer wird bis Saisonende an Darmstadt 98 ausgeliehen. Allerdings wird der 19-Jährige dem Trainer des FC Schalker 04 am Samstagnachmittag auch keinen Schaden zufügen können. Platte ist für die Partie der Ruhrgebietsklubs bei den Lilien (15.30 Uhr) noch nicht spielberechtigt, darauf haben sich beide Seiten verständigt. Für die Schalker und ihren Trainer ist das Spiel am Böllenfalltor alles andere als ein schnödes Bundesligaspiel. Nach der Heim-Niederlage zum Rückrundenauftakt gegen Werder Bremen (1:3) steht der Ruhrgebietsklub bereits gehörig unter Druck — und in erster Linie Breitenreiter selbst.

In dieser Woche hat der 42-Jährige erlebt, dass bei einem so großen Verein wie Schalke ein eisiger Wind wehen kann, wenn man die angekündigten Ziele aus den Augen verliert. Ein Kommentator eines Privatsenders hatte aus dem innersten Zirkel des Klubs zitiert, ohne Namen der Nachrichtenübermittler zu nennen — und die Kritik war nicht gerade schmeichelhaft. „Intern kracht es ganz gewaltig zwischen dem Trainer und den Angestellten des Vereins“, berichtete der Reporter. Beratungsresistenz, mangelhafte Spiel-Analysefähigkeiten, eine Trainingsarbeit, deren Vielfalt sich bereits nach zwei Monaten erschöpft hätte und Kommunikationsstörungen mit Spielern und Mitarbeitern seien Gründe dafür, dass es sich Breitenreiter „mit ganz ganz Vielen aus dem Verein schon ganz dick verscherzt hat“.

Der Verein dementierte diese Probleme durch Manager Horst Heldt. Klar ist aber: Heldt selbst pflegt ein angespanntes Verhältnis zum Trainer. Und es hätte auch arg verwundert, hätten die Schalker ihren neuen Trainer öffentlich dieser Mängel bezichtigt. Breitenreiter polarisiert mit seinem oft überbordenden Selbstbewusstsein. Und dieses zur Schau getragene Selbstbewusstsein irritiert manch einen Mitarbeiter im Klub seit dem ersten Arbeitstag des Trainers. Breitenreiter hat dazu Stellung genommen. „Die Behauptungen können im Einzelfall mal zutreffen. Ich bin ein Mensch, der Dinge offen und direkt anspricht, damit kann vielleicht nicht jeder umgehen. Ich bin aber überzeugt von dem, was ich tue und werde meine Linie nicht verlassen", sagt Breitenreiter, der die Vorwürfe als „Rufschädigung“ bezeichnete.

Allerdings wird sein Verhalten spätestens dann kritisch gesehen, wenn die Ergebnissen nicht mehr stimmen. Spätestens seit der Phase im vergangenen Herbst, in der die Formkurve seiner Mannschaft nach gelungenem Saisonstart nach unten zeigte, war der Trainer angreifbar. Die spielerischen und taktischen Fortschritte, die Breitenreiter bei seiner Mannschaft stets gesehen haben wollte, waren Beobachtern meist verborgen geblieben.

Und auch seine unglücklichen Äußerungen in der Hinrunde über „Bonusspiele“ gegen Borussia Dortmund oder den FC Bayern ließen hinter vorgehaltener Hand schon erste Kritiker erwachen. „Er muss noch lernen, dass er nicht mehr bei KFZ-Teile 24 ist“, sagte jemand aus dem Verein, meinte damit Breitenreiters Vorgängerklub SC Paderborn (und dessen Werbepartner) und die dort deutlich geringeren Ansprüche. Sollte in Darmstadt kein Sieg für die Schalker herausspringen, könnte es in Gelsenkirchen noch deutlich ungemütlicher für Breitenreiter und sein Team werden. Der 90-Millionen Euro teure Kader der Schalker hat nach 18 Spielen schließlich gerade einmal sechs Punkte mehr auf dem Konto als der Aufsteiger Darmstadt, dessen Kader 15 Millionen Euro kostet.