Gerührter Señor Raúl sagt Schalke Adios

Gelsenkirchen (dpa) - Raúls 13-jähriger Sohn Jorge hielt kurz vor Schluss die Tafel mit der Sieben hoch, um die Auswechslung seines Vaters anzuzeigen. Ein letztes Mal hallte das typische, langgezogene „Rauuuuuul“ durch die Arena.

Unter den Ovationen der 61 973 Zuschauer verabschiedete sich der 36-Jährige gerührt vom Rasen der Gelsenkirchener Arena und sagte dem FC Schalke 04 endgültig „Adios“.

„Ich finde kaum Worte, um meinen Dank auszusprechen“, sagte der Spanier. In seiner bescheiden Art erklärte der fünffache Familienvater zudem: „Ich werde Schalke für diesen Tag und die Zeit, die ich hier verbringen durfte, ewig dankbar sein.“ Nach seinem Abschiedsspiel nahm er ein Bad in der Menge, stimmte mit den Anhängern Gesänge an und ließ sich mit Ersatzspielern fotografieren. Wie andere Schalker Profis genoss Raúl zudem noch auf dem Rasen einen Teller Paella.

Für sein Abschiedsspiel hatte sich der Weltstar noch einmal die Ehre gegeben und das Jersey des Fußball-Bundesligisten angezogen, für den er von 2010 bis 2012 gespielt hatte. „Es war ein unglaubliches Gefühl, noch einmal dieses Trikot zu tragen“, gestand Raúl. Eigens für den Offensivspieler, den Felix Magath im Sommer 2010 von Real Madrid in das Ruhrgebiet gelockt hatte, veranstaltete sein ehemaliger Club ein Testspiel gegen seinen aktuellen Verein Al Sadd, den amtierenden Meister aus Katar. Ergebnis: Nebensache. Auch wenn es mit einem Schalker 9:0 (4:0) überaus deutlich ausfiel.

Im Mittelpunkt stand Raúl, der für beide Mannschaften spielte und noch zweimal für Schalke traf. Nach einer sehenswerten Hacken-Vorlage von Julian Draxler (64. Minute) - und sechs Minuten später per Foulelfmeter zum Endstand.

So bescheiden wie er abtrat, so sympathisch und effektiv verrichtete er zwei Jahre lang seinen Dienst „Auf Schalke“. Seine Bilanz: 28 Tore in 67 Liga-Spielen. Als die Gelsenkirchener 2011 den DFB-Pokal gewannen, freute sich bei der Ehrenrunde im Berliner Olympiastadion kein Spieler so sehr über den Triumph wie Raúl.

Dabei hatte er in den 16 Jahren zuvor mit Real Madrid schon viele große Erfolge gefeiert: sechs spanische Meistertitel, drei Champions-League-Erfolge und zwei Weltpokalsiege. Für die Königlichen gelangen ihm in 741 Pflichtspielen 323 Tore. Für die spanische Nationalelf erzielte er in 102 Länderspielen 44 Tore. „Er ist eine Legende, eine Real-Legende. Er ist einer der besten Spieler, die ich je betreut habe. Von seinem Engagement, seinem Einsatz seinem Ehrgeiz,...““, lobte ihn Jupp Heynckes, sein früherer Real-Trainer, im ZDF-Sportstudio.

Trotz aller Erfolge wirkte Raúl in seiner Zeit bei den Königsblauen nie arrogant. Im Gegenteil: Der Weltklassestürmer brachte seine Fertigkeiten stets mit Kampf, Einsatz und Leidenschaft ein. „In der Kürze der Zeit hat er sich in die Herzen der Menschen hier gespielt“, bekannte Schalke-Sportvorstand Horst Heldt anerkennend.

Heldt überreichte dem mit 71 Toren erfolgreichsten Torjäger der Champions-League-Historie als Erinnerung ein gerahmtes Schalke-Trikot mit der Sieben. Als Dank für seine Zeit im Ruhrpott wurde Raúl vom Verein in die Ruhmeshalle aufgenommen. „Das hat nach zwei Jahren noch keiner geschafft“, sagte Heldt.