Trotz 2:4 im Supercup: Pep sieht nur „kleine Fehler“

Dortmund (dpa) - Das 2:4 im Supercup lässt eine Vermutung zu: Pep Guardiola legt vor dem Bundesliga-Ernstfall aktuell noch mehr Wert auf die spielerischen Bayern-Elemente denn auf eine schon jetzt aggressive Vorgehensweise.

Spätestens nach dem dritten Gegentreffer ging der neue Bundesliga-Starcoach in sich. Pep Guardiola, in schickem weißen Hemd und elegantem dunklen Beingewand, vergrub die Hände tief in den Hosentaschen, lief an den Rand der Coachingzone und senkte den Kopf. Der Spanier schien zu grübeln, was denn da falsch lief bei seiner Pflichtspielpremiere mit den vermeintlichen Über-Bayern.

Später offenbarte er, dass es eigentlich nur Fußball-Petitessen waren, die zur 2:4 (0:1)-Niederlage im deutschen Supercup gegen einen höchst motivierten BVB führten. Er habe nicht das Gefühl, dass „Dortmund viel, viel besser war als wir“. Und Guardiola bemühte sich in seiner Analyse demonstrativ um Gelassenheit.

„Wir werden unsere kleinen Fehler korrigieren“, kündigte er vor dem Pokalauftritt bei den Regionalliga-Kickern am 5. August in Rehden und dem Bundesliga-Saisondebüt vier Tage später (9. August) gegen Altmeister Borussia Mönchengladbach an.

Und dann bemühte sich der nette Señor Guardiola, artig Komplimente zu verteilen: „Herzlichen Glückwunsch an den BVB zum Sieg.“ Und, an sein Team gerichtet: „Meine Mannschaft hat gut gespielt und eine gute Performance geboten.“ Was da auf dem Rasen passiert sei, sei „aus punktuellen Situationen“ entstanden. Also: Alles halb so wild.

Guardiola war zufrieden mit der Leistung und der Einstellung seiner Elf. Eines jedoch blieb an einem spektakulären Fußballabend, der nicht nur den 80 645 im ausverkauften Stadion Lust auf mehr machte, ungeklärt: Warum wehrte sich der Alles-Gewinner von der Isar nicht intensiver gegen aggressive Schwarz-Gelbe? Warum gab es hübsch anzuschauende Ballstafetten, aber noch kein vehementes Dagegenhalten?

„Ich bin nicht hier, um zu analysieren, welche Mannschaft besser gespielt hat“, ließ Guardiola wissen. Auch Bayern-Kapitän Philipp Lahm zeigte sich 63 Tage nach dem 2:1 im Champions-League-Finale gegen den BVB noch langmütig, wollte nichts beklagen, obwohl auch er den Cup „gern mitgenommen hätte“.

Schließlich sei man noch in der Vorbereitung, schließlich hätte man „nicht zum richtigen Zeitpunkt die Tore gemacht“, schließlich hätte man „zum schlechtesten Zeitpunkt die Tore bekommen“. Lahm: „Jetzt werden wir analysieren, dann geht's weiter.“

Es wird weitergehen, und sicherlich besser. Denn immerhin fehlten zum Beispiel Keeper Manuel Neuer, dessen Ersatz Tom Starke ein Unsicherheitsfaktor war, Franck Ribéry und 37-Millionen-Mann Mario Götze. Bastian Schweinsteiger kam erst in der 66. Minute auf den Rasen. Und immerhin ließ der von den BVB-Fans gnadenlos ausgepfiffene Arjen Robben mit seinen Toren zum 1:1 (54.) und zum 2:3 (64.) erkennen, dass er schon wieder oder immer noch voller Ehrgeiz steckt.

Im ZDF-Sportstudio machte Bayerns Triple-Inspirator Jupp Heynckes seinen Ehemaligen Mut: Fünf Spieler vom Königsklassen-Triumph in Wembley seien nicht von Anfang an dabei gewesen. Heynckes: „Das zeigt, dass die Mannschaft noch nicht soweit ist, um ihre absolute Topleistung abrufen zu können.“

Lahm reagierte dezent gereizt auf bohrend-zweifelnde Fragen. „Bis gestern war noch alles in Ordnung, und heute ist wieder alles schlecht“, ließ er wissen. Die neun Testspiele ohne Niederlage seien öffentlich so dargestellt worden, „als wäre schon alles perfekt“. Lahm: „So ist es aber nicht.“ Er und seine Mitstreiter müssten „weiter hart an uns arbeiten“.

Und wenn das umgesetzt wird, hat in der Bundesliga „überhaupt keiner eine Chance gegen die Bayern, meinte der ehemalige Münchner Profi Paul Breitner in der „Abendzeitung“. Breitner: „Uns schlägt keiner!“ Im Supercup aber schon ...