Gewinner und Verlierer der Bundesliga-Saison
Berlin (dpa) - Das war's. Die 52. Saison in der Fußball-Bundesliga ist vorbei und bot wieder einmal zahlreiche menschliche Geschichten, Dramen und Schlagzeilen. Elf Gewinner und elf Verlierer:
DIE GEWINNER
KEVIN DE BRUYNE: Kein Bundesliga-Profi ist derzeit wohl begehrter. Mit zehn Toren und 21 Vorlagen hat der Topscorer die Fans verzückt und sich ohne Frage zum Star entwickelt. Wolfsburg will den Belgier unbedingt halten und will angeblich selbst bei einem Angebot von 50 Millionen Euro nicht schwach werden. „Bei der Summe würden wir noch nicht einmal zucken“, sagte Manager Klaus Allofs.
GONZALO CASTRO: Der Noch-Leverkusener hat sich seine wieder gestiegene Wertschätzung mit einer starken Saison verdient. Als Allrounder und Teamplayer hat der 27-Jährige Begehrlichkeiten geweckt - und erhielt bei Borussia Dortmund einen Vertrag bis 2019.
BAS DOST: Der barttragende Niederländer, wer sonst? Zeitweise lautete die Frage aber nicht, ob Dost trifft, sondern wie oft. Zwei Tore gelangen ihm gegen die Bayern, gleich vier beim 5:4-Spektakel in Leverkusen. Die Saison endete für Dost mit 16 Liga-Treffern.
LUCIEN FAVRE: Champions League, wir kommen! Der Erfolg der Gladbacher ist eng verbunden mit der Arbeit ihres Schweizers Trainers, der die zweitbeste Defensive der Liga formte. „Was hier passiert, ist phänomenal“, sagte Patrick Herrmann über die Entwicklung - und ist selbst ein Protagonist einer grandiosen Saison.
FREISTOSS-SPRAY: Erst belächelt, dann geschätzt. Das Freistoß-Spray hat sich bewährt, die Skepsis ist weitgehend verflogen - auch bei den Profis: „Die Lage des Balles, der Abstand zur Mauer - alles ist verlässlich“, merkte Hoffenheims Sejad Salihovic an.
ROBERT LEWANDOWSKI: Nach einer Anlaufzeit traf der Topstürmer auch für München wie am Fließband - wie früher in Schwarz-Gelb. „In der entscheidenden Phase haben wir den bestmöglichen Lewandowski“, lobte Pep Guardiola im Frühjahr. Selbst eine Gesichtsverletzung hielt den Polen nicht auf. Maske auf - und weiter ging's.
ALEXANDER MEIER: Der Frankfurter „Fußball-Gott“ als Torschützenkönig? Daran haben vor der Saison wohl nur wenige gedacht. Auch der Mann mit dem Zopf selbst war äußerst skeptisch. Doch am Ende ging die Torjägerkanone mit 19 Toren an ihn, obwohl er lange verletzt fehlte. „Alex Meier ist ein Phänomen“, sagte DFB-Chef Wolfgang Niersbach.
VIKTOR SKRIPNIK: Der frühere Bremer Profi übernahm das Trainer-Zepter und veränderte die Werder-Welt rasant. Vom Abstiegskandidaten mauserten sich die Hanseaten zum Europa-League-Aspiranten und schnupperten bis zuletzt an Platz sieben. Irgendwie war auch die Aufholjagd mit dem Dutt-Nachfolger ein „Wunder von der Weser“.
HUUB STEVENS: Schwierige Mission erfüllt. Wie 2014 bewahrte der Niederländer Stuttgart vor dem Gang in die 2. Liga. Sein Rezept: ein Mix aus schonungsloser, interner Kritik und Spaß am Job. So bleibt es dabei: Der Trainer Stevens stieg noch nie ab. Ein Grund für eine ausgiebige Party? „Nein, ich bin kein Feierbiest“, erklärte der 61-Jährige, der den VfB wieder verlässt.
LARS STINDL: Ein Musterprofi, der bis zum Schluss im Abstiegskampf alles für seinen Arbeitgeber Hannover 96 gab. In Zukunft spielt Stindl dennoch Champions League - Borussia Mönchengladbach machte das Rennen. Vor dem Abschied schwärmte 96-Präsident Martin Kind: „Ein toller Spieler, ein toller Mensch, ein toller Charakter.“
MARKUS WEINZIERL: Die Europa League krönt vorläufig Weinzierls Trainerkarriere und den märchenhaften Aufschwung von Augsburg nach dem Aufstieg vor vier Jahren. Viele freut es, dass Weinzierl ebenso wie Manager Stefan Reuter verlängert hat. „Sie machen das weltklasse“, würdigte Halil Altintop unter den gegebenen Möglichkeiten.
DIE VERLIERER
KEVIN-PRINCE BOATENG: Der einstige Zehn-Millionen-Mann vom AC Mailand und Schalke - das war ein teures Missverständnis. Wie Sidney Sam wurde Boateng suspendiert und hat auf Schalke keine Zukunft mehr. Boateng fühlt sich falsch beurteilt, steht aber in jedem Fall für die Krise beim FC Schalke 04.
MATTHIAS GINTER: Einer der Weltmeister mit Problemen. Der junge Defensivspieler konnte sich in der Startelf der Dortmunder nicht behaupten. Zwischenzeitlich musste Ginter gar in der 3. Liga ran. Sein Ziel war eigentlich, beim BVB „den nächsten Schritt“ zu machen. Vielleicht klappt es in der nächsten Saison?
MARIO GÖTZE: Keine glückliche Saison für den deutschen WM-Helden, auf den viel Kritik einprasselte. In wichtigen Spielen ließ Pep Guardiola ihn auf der Bank schmoren. Bayerns Ehrenpräsident Franz Beckenbauer forderte auch mehr Körpereinsatz. Rückendeckung bekam der 22 Jahre alte Star dagegen von Bundestrainer Joachim Löw.
JOHN HEITINGA: Er kam als Vize-Weltmeister von 2010 und war als erfahrener Stabilisator für die unsichere Hertha-Abwehr gedacht. Doch aus der Führungsrolle wurde nichts. Heitinga spielte viel zu selten. Zum Saisonfinale lief der Routinier noch einmal in der ersten Elf auf - aber nur weil John Anthony Brooks gesperrt fehlte.
HOLGER BADSTUBER: Der große Pechvogel. Erneut fällt der Nationalspieler monatelang aus, nun mit einer Oberschenkelverletzung. Nach zwei Kreuzbandrissen und einer weiteren langen Pause zu Saisonbeginn war Badstuber gerade wieder zur festen Größe in der Bayern-Abwehr geworden - dann passierte es schon wieder.
HORST HELDT: Mit Ach und Krach rettete sich der FC Schalke 04 in die Europa League. Für den Anspruch der Königsblauen ist das jedoch viel zu wenig. Die missratene Saison hat auch der Manager zu verantworten, der einen Rücktritt ausschloss. „Denn Verantwortung übernehmen heißt nicht wegzulaufen, wenn es kritisch wird“, sagte er der „Sport Bild“.
VEDAD IBISEVIC: Statistenrolle statt Stammspieler: Der einstige Vorzeige-Goalgetter war beim VfB Stuttgart abgemeldet. Zuletzt stand er nicht einmal mehr im Kader. Der Weggang von Ibisevic von den Schwaben ist nicht unwahrscheinlich.
CIRO IMMOBILE: Seine erste Saison in Dortmund könnte auch schon seine letzte sein. An seine Erfolgsbilanz aus Italien konnte er in jedem Fall nicht anknüpfen. Der Torschützenkönig der Serie A brachte es nur auf drei magere Bundesliga-Tore. „Meine Zeit beim BVB wird kommen“, sagte Immobile noch im Dezember.
PETER KNÄBEL: Es war ein Hin und Her. Als auf die Schnelle kein namhafter Coach für den Hamburger SV zu finden war, sprang der unerfahrene Knäbel in die Bresche. Es wurden drei erfolglose Wochen. Dann kehrte Knäbel in sein Amt als Direktor Profifußball zurück. Es folgte Bruno Labbadia als bereits vierter HSV-Trainer der Saison.
HANS WILHELM MÜLLER-WOHLFAHRT: Der Doktor zog sich als Mannschaftsarzt des FC Bayern zurück. Das Zerwürfnis war ein überraschender Schritt nach fast 40 Jahren. Inwieweit Guardiola daran Anteil hatte, blieb im Dunkeln. Es ist aber eine süße Niederlage für Müller-Wohlfahrt. Noch immer suchen Bayern-Spieler seine Praxis auf.
RAFAEL VAN DER VAART: Mitläufer statt Anführer. Einst wurde er als Heilsbringer gefeiert, in dieser Saison ist er tief gefallen. Seiner Bestform lief der Spielmacher weit hinterher. Der Kapitän steht als Symbolfigur für die Katastrophensaison des Hamburger SV. Einen „Anti-Seeler“ nannte ihn das Fußballmagazin 11Freunde.