Gisdol: „Wir waren eigentlich tot in dieser Saison“

Kaiserslautern (dpa) - Durch das 2:1 im Relegations-Rückspiel beim 1. FC Kaiserslautern hat 1899 den Klassenverbleib in der Fußball-Bundesliga geschafft. Fragen an 1899-Trainer Markus Gisdol:

Was ist Ihnen beim Abpfiff durch den Kopf gegangen?

Gisdol: „Es war sehr viel Emotion. Wir waren eigentlich tot in dieser Saison und haben es jetzt noch gepackt. Das ist unglaublich. Von mir ist viel abgefallen. Vor allem in den letzten Tagen hat sich die Situation zugespitzt. Wir haben viel aushalten und wegstecken müssen.“

Was hat den Ausschlag für die Rettung gegeben?

Gisdol: „Es ist uns gut gelungen, viele Dinge auszublenden, die vor solch einem Spiel auf die Spieler einstürzen. Aber der Schlüssel war nicht dieses Spiel allein. Als wir angefangen haben, hat die Mannschaft eine unglaubliche Bereitschaft an den Tag gelegt und mir auch das Vertrauen geschenkt. Jeder hat seine Interessen hintenangestellt und sich ins Team eingeordnet. Das ist eine ganz tolle Sache, deshalb möchte ich mich bei meinem gesamten Team bedanken.“

HattenSie während der Partie irgendwann Zweifel?

Gisdol: „Während der zweiten Halbzeit habe ich meinem Co-Trainer meine Uhr gegeben, weil ich da schon dreimal draufgeschaut hatte. Das ist nicht gut, weil du dich eigentlich auf das Spiel konzentrieren musst. Aber es ist symptomatisch, dass wir die schwierige Situation nach dem Ausgleich auch gemeistert haben. Die Mannschaft war da. Das war klasse.“

Ihr Kollege FrancoFodawollte Ihnen kurz vor dem Abpfiff zum Erfolg gratulieren. Sie haben das abgelehnt. Warum?

Gisdol: „Das war nett gemeint, aber das Spiel lief noch. Ich habe mit Franco gesprochen, das war nichts gegen ihn. Ich mache so etwas während des Spiels generell nicht. Deswegen haben wir es nach dem Abpfiff nachgeholt.“

Was nehmen Sie aus dieser Relegation an Positivem mit?

Gisdol: „Es ist immer gut, wenn du entscheidende Spiele gewinnst. Das macht dich stabiler. Du weißt einfach, es haut dich so schnell nichts um. Der Schlüssel zum Erfolg war, dass die Mannschaft festgestellt hat, es geht nur als Team.“

Ist das der Weg, den Sie weiter beschreiten wollen?

Gisdol: „Wir werden uns nach der Sommerpause neu ausrichten und schauen, was zu tun ist. Wir müssen diese Saison sauber und nüchtern analysieren. Aber ich will jetzt nicht zu weit nach vorne schauen, sondern den Moment genießen.“

KönnenSie das schon?

Gisdol: „Jetzt fällt natürlich viel Ballast ab. Ich bin erschöpft, aber unendlich glücklich. Die richtige Freude wird erst noch kommen.“