Götze-Rückkehr zum BVB perfekt

Dortmund (dpa) - Mario Götze beendet sein Münchner Missverständnis und wird wieder ein Schwarzgelber. Der Fußball-Weltmeister kehrt Rekordmeister Bayern den Rücken und geht in seine einstige Wohlfühloase Borussia Dortmund zurück.

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„Als ich 2013 vom BVB zum FC Bayern gewechselt bin, war das eine bewusste Entscheidung, hinter der ich mich heute nicht verstecken will“, kommentierte das Top-Talent seine eigene höchst brisante Personalie.

Drei Jahre später und mit jetzt 24 Jahren blicke er „mit anderen Augen auf meinen damaligen Entschluss“, sagte Götze nach seinem am Donnerstag vollzogenen Wechsel zurück in die Vergangenheit. Er könne „gut verstehen, dass viele Fans meine Entscheidung nicht nachvollziehen konnten. Ich würde sie so heute auch nicht mehr treffen“. Götze bereut augenscheinlich, dass er seinerzeit den Ruf an die Isar nicht überhören wollte.

Die Ablösesumme soll bei rund 22 Millionen Euro plus Prämien liegen. Sein Vertrag mit dem FCB lief ursprünglich bis zum 30. Juni 2017. Der BVB stattet den WM-Siegtorschützen von Brasilien 2014 mit einem Arbeitspapier bis 2020 aus.

In Dortmund will Götze vor allem eines tun: „Versuchen, alle Menschen - gerade auch die, die mich nicht mit offenen Armen empfangen - durch Leistung zu überzeugen. Es ist mein Ziel, wieder meinen besten Fußball zu spielen. Für uns alle, den Club und die BVB-Fans.“

Hans-Joachim Watzke zeigte sich regelrecht beflügelt: „Ich freue mich persönlich sehr, dass Mario sich für Borussia Dortmund entschieden hat. Ich habe seit seinem Weggang im Jahr 2013 immer gehofft, dass er eines Tages zu uns zurückkehren wird“, wurde der BVB-Geschäftsführer in einer Vereinsmitteilung zitiert. Und nicht nur für Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ist der Transfer „für alle Parteien eine gute Lösung“.

Während der China-Reise meldete sich auch Thomas Tuchel zu Wort. „Er wollte nicht ins Ungewisse, er wollte zu uns“, ließ der BVB-Chefcoach in Shanghai wissen. Tuchel zeigte sich überzeugt: „Es wird für ihn ein anstrengender Weg - aber wir sind voller Vorfreude.“

Eine Aufgabe gab der 42-Jährige sich und den Seinen in Sachen Götze mit auf diesen Weg: „Es geht ums Sich-Aufgehoben-Fühlen. Deswegen der Schritt zurück nach Dortmund. Dieses Gefühl versuchen wir, Mario zu vermitteln.“

Auf Twitter hieß BVB-Mann Marco Reus den Rückkehrer mit den Worten „Welcome back“ willkommen. Und Thomas Müller wünschte seinem bisherigen Bayern-Gefährten „All the best - we will see us on 14th August at the Supercup final“ - dann trifft Götze in Dortmund mit dem BVB das erste Mal wieder auf die Münchner.

Borussia-Sportdirektor Michael Zorc bezeichnete Götze als einen „der stärksten kreativen Mittelfeldspieler in Europa“. Götze habe mehrere Wechseloptionen gehabt und sich „bewusst für den sicher nicht leichten Weg entschieden, zu seinem Heimatclub zurückzukehren“.

Eine Überraschung ist es nicht. Denn das Bayern-Kapitel war kein positives für Götze. Zwar verkündete der hoch talentierte Mittelfeldmann noch im Herbst 2015, „ein Gesicht des FC Bayern“ werden zu wollen. Das klappte nicht. Nun will er in dem ihm bekannten Dortmunder Umfeld wieder aufblühen, wenngleich die BVB-Fans seinen Wechsel zu den Bayern im Sommer 2013 mit heftiger Kritik begleiteten.

Nach dem Verlust von Top-Fußballern wie Mats Hummels zu den Bayern, Ilkay Gündogan zu Manchester City und Henrich Mchitarjan zu Manchester United hoffen Tuchel, Watzke und Zorc auf einen Rückkehrer Götze, der mit höchster Motivation und seinen unbestrittenen technischen Fähigkeiten wieder zum Leistungsträger werden kann.

Götze war 2013 für 37 Millionen Euro vom BVB zu den Bayern gewechselt. Für die Münchner und die Borussia absolvierte er in der Bundesliga 156 Begegnungen, in denen der gebürtige Memminger 44 Treffer erzielte.

Götze hat Fähigkeiten, die ihn eigentlich längst zum Weltstar gemacht haben sollten. Weltbekannt war er durch sein Tor gegen Argentinien im WM-Finale 2014 geworden. In München sammelte er etliche Titel - von der Club-Weltmeisterschaft bis zu drei deutschen Meisterschaften.

Aber in den großen Partien übernahm er, auch wegen immer wiederkehrender Blessuren, nie eine Hauptrolle. „Er ist ein Jahrhunderttalent“, erklärte Matthias Sammer in seiner damaligen Funktion als Bayern-Sportvorstand. Nun bekommt das „Jahrhunderttalent“ Götze zu Hause die Top-Chance, seinem Ruf gerecht werden zu können.

Nach Portugals Europameister Raphaël Guerreiro (FC Lorient), Emre Mor (FC Nordsjaelland), Sebastian Rode (FC Bayern München), Marc Bartra (FC Barcelona), Ousmane Dembélé (Stade Rennes) und Mikel Merino (CA Osasuna) ist Götze der siebte Neuzugang des BVB. Für die Transfers von Mchitarjan, Hummels und Gündogan hatte der BVB geschätzt rund 102 Millionen Euro erlöst.