Götzes Dortmund-Rückkehr: „Keine Angst“ vor Schmährufen

München (dpa) - Ob Mario Götze überhaupt spielen darf, ist längst noch nicht ausgemacht. Doch selbst als Reservist auf der Bayern-Bank stünde der Fußball-Nationalspieler am Samstag im Blickpunkt wie niemand sonst.

144 Tage nach seinem Wechsel von Borussia Dortmund zum Rekordchampion aus München kehrt der 21-Jährige erstmals in seine alte Heimat zurück - und trifft auf die epochale gelbe Wand: Keiner weiß, wie rund 25 000 BVB-Anhänger in der legendären Dortmunder Südkurve ihren einstigen sportlichen Heilsbringer empfangen werden.

„Angst habe ich auf keinen Fall“, sagt der Mittelfeldprofi vor seinem vielleicht bewegendsten Auftritt in der Beletage. 83-mal lief er allein in der Bundesliga für die Borussia auf, durchlief alle Nachwuchsteams seit der E-Jugend, zog im vergangenen Frühjahr mit seinem Heimatclub ins Champions-League-Finale ein. Dennoch weiß er: „Das wird einer der schwersten Momente meiner Karriere.“ Vor allem, weil er mit der Nachricht von seinem Millionentransfer wenige Stunden vor dem Dortmunder Königsklassen-Hinspiel gegen Real Madrid einen beim BVB bis heute unvergessenen Sturm der Entrüstung entfachte.

In vielen sozialen Netzwerken entluden die geschockten Anhänger ihre Wut, reagierten aber zumindest im Stadion halbwegs besonnen und nur mit wenigen Schmährufen. Auch jetzt erinnern die BVB-Macher an die Anstandsregeln: „Pfiffe wären nicht gerecht, das hätte Mario nicht verdient“, sagt Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Sportchef Michael Zorc betont im „Kicker“: „Er hat zwölf Jahre erfolgreich und gut für uns gespielt, und wir haben eine Rekordablösesumme verbuchen können. Das alles gilt es am Samstagabend zu berücksichtigen.“

Abseits seiner Rückkehr nach Westfalen hat Götze momentan sowieso ganz andere Sorgen - sportliche nämlich. Fast fünf Monate nach seinem Einstand bei den Bayern hat sich der verletzungsgeplagte Dribbler noch immer nicht durchgesetzt unter Startrainer Pep Guardiola. Die Nachwirkungen eines Muskelbündelrisses Ende Mai und ein Kapselriss im Spätsommer erschwerten ihm den Kampf um einen Stammplatz, auf den Götze nach wie vor warten muss. Wenn er spielen durfte, demonstrierte er punktuell zwar oft seine Klasse, zeigte aber keine Konstanz.

„Er ist ein Superkicker, das sagen alle, auch Pep Guardiola. Jetzt muss man abwarten“, kommentiert Vereinspräsident Uli Hoeneß, dem angesichts seiner Steuer-Affäre ebenfalls Anti-Gesänge von den Dortmunder Anhängern drohen könnten. Guardiola setzte bisher im offensiven Vierermittelfeld nur in Maßen auf Götze und ließ ihn in der Bundesliga gar nur dreimal von Anfang an spielen. Neben den Flügelflitzern Franck Ribéry und Arjen Robben sind auch Thomas Müller und Toni Kroos in der Gunst des Katalanen noch immer vorn.

Trotzdem sei der Wechsel „für mich persönlich auf jeden Fall der beste Schritt gewesen“, urteilt Götze - schließlich sei der FC Bayern „vergangene Saison der erfolgreichste Verein“ gewesen.

Via „Sport Bild“ machte er nun auch in Richtung Guardiola Werbung in eigener Sache: „Ich denke, es gibt wenige Spieler in der Bundesliga, die mehr Pflichtspiele bestritten und ähnlich viele Assists auf dem Konto haben wie ich in den letzten Jahren“, sagte er mit Blick auf 51 Partien und 42 Scorerpunkte in der abgelaufenen Saison. „Das haben einige Leute aber anscheinend vergessen.“ Ob sich zumindest Guardiola bis Samstag wieder dran erinnern wird?