Bayern-Neuzugang Goretzka passt in „deutsche Kabine“ - WM-Analyse mit Eltern

München (dpa) - Das WM-Debakel will Fußball-Nationalspieler Leon Goretzka als Neuzugang des FC Bayern endgültig hinter sich lassen.

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„Ich habe lange gebraucht, um das ganze Thema zu verarbeiten und abzuhaken“, sagte der 23-Jährige bei seiner Vorstellung in München. „Ich möchte mich auf die Aufgaben hier konzentrieren, die sind groß genug für mich.“ Zum Thema Mesut Özil, das hohe Wellen geschlagen habe, wolle er „persönlich nichts zu sagen“.

Ablösefrei kam der 16-malige Nationalspieler in diesem Sommer vom FC Schalke zum deutschen Rekordmeister, bei dem er einen Vertrag bis 2022 unterzeichnete. Namhafte internationale Konkurrenz lockte den Confed-Cup-Sieger ebenfalls, den FC Barcelona bestätigte Goretzka bei seiner Vorstellung. „Leon ist deutscher Nationalspieler. Wir versuchen, den Kern unserer Mannschaft deutsch zu halten“, sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic bei der offiziellen Begrüßung.

Sieben Bayern-Stars standen im WM-Aufgebot in Russland, Goretzka war da noch als Schalker dabei. Serge Gnabry als Münchner Zugang ist ein weiterer Spieler aus dem DFB-Kreis. „Wir wollen den Kern unserer Kabine und der Mannschaft deutsch haben. Wir wollen die Tugenden des deutschen Fußballs hier haben und den deutschen Fußball auch in der Welt repräsentieren“, sagte Salihamidzic. Man arbeite auch daran, dass die Nationalmannschaft in Zukunft wieder besser abschneide.

Genug zu tun hatte der nur beim 0:2 im letzten Gruppenspiel gegen Südkorea eingesetzte Goretzka in den vergangenen Wochen mit der Aufarbeitung des WM-Debakels. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich am besten damit fahre, wenn ich es in erster Linie mit mir selber ausmache“, sagte er. Er verwies aber auch auf einen wertvollen Austausch. „Bei so einem harten Schlag ist es sicher hilfreich, wenn man Menschen im Umfeld hat, mit denen man sich unterhalten kann. Das sind bei mir in erster Linie mein Vater und meine Mutter, die mir immer gute Ratschlage gegeben haben. Ohne sie wäre ich auch nicht hier, wo ich gerade bin.“

Die mit ihm in Russland gescheiterten DFB-Kollegen erleichterten Goretzka in der vergangenen Woche den Start beim deutschen Branchenprimus. „Das hilft bei der Integration, aber ich möchte mich nicht zu sehr auf die deutschen Nationalspieler einspielen“, sagte Goretzka, der einen besonderen Draht zu Niklas Süle, Gnabry und Joshua Kimmich hat. „Die Jungs kenne ich eben schon sehr lange“, erklärte er über die Kollegen aus dem 1995er Jahrgang.

Goretzka will sich im üppig besetzten Bayern-Mittelfeld mit neun mehr oder weniger zentralen Akteuren für wahrscheinlich drei Positionen behaupten. „Es ist bekannt, dass ich mich am liebsten auf der Achterposition und mich dort auch am stärksten sehe“, sagte der frühere Bochum-Profi. „Dass ich flexibel einsetzbar bin, ist sicher auch eine meine Stärken.“

Abgänge im Mittelfeld würden angesichts des Personalangebots nicht überraschen. „Wir haben kundgetan, dass wir ein, zwei Mittelfeldspieler zu viel im Kader haben. Wir möchten idealerweise dort noch etwas abgeben, damit der Trainer dort nicht in irgendeinen politischen Stress kommt. An dieser Aufgabe werden wir arbeiten“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Arturo Vidal zum Beispiel wird mit Inter Mailand in Verbindung gebracht.