Guardiola bereit für die Weißbierdusche
München (dpa) - Pep Guardiola ist auf die obligatorische Weißbierdusche für einen Münchner Meistertrainer vorbereitet. „Das ist eine Tradition, und ich mag Traditionen“, sagte der Coach des FC Bayern am Tag vor der großen Titelparty - und fügte mit einem verschmitzten Lächeln einen kleinen Scherz hinzu.
Die Spieler könnten ihn gerne mit Bier duschen, aber dann hätten sie auch weniger Chancen auf einen Einsatz eine Woche später beim Pokalfinale gegen Borussia Dortmund.
„Er hat keine Chance! Er wird seine Dusche kriegen. Auf jeden Fall!“, kündigte Abwehrmann Dante schon einmal an. Kein Entkommen. Selbst der furiose Fluchtversuch von Louis van Gaal wurde einst durch eine konzertierte Aktion der Bayern-Stars irgendwo im Strafraum beendet. Guardiola-Vorgänger Jupp Heynckes („Mir ist lieber, ich kriege eine Bierdusche, als dass ich mir einen Muskelfaserriss zuziehe“) ergab sich vor zwölf Monaten lieber gleich dem Angriff seiner „wunderbaren Jungs“ mit den riesigen Weißbiergläsern in den Händen.
Guardiola, der vor der Partie gegen den VfB Stuttgart die Einsätze der angeschlagenen Philipp Lahm, Mario Götze und Franck Ribéry offen ließ, blickte „gespannt“ seiner ersten Meisterehrung mit Autokorso und Balkonbesuch entgegen. „Wenn du die Liga gewinnst, ist das der schönste Titel“, schwärmte der 43-Jährige am Freitag. Erstaunt schaute er allerdings den FCB-Mediendirektor Markus Hörwick an, als dieser ihm davon berichtete, dass die Spieler allesamt in Tracht den Meistertruck für die Siegesfahrt durch München besteigen würden. „Der Trainer auch?“, fragte Guardiola mit großen Augen. Ja, der Trainer auch.
Von der Tradition einer Rede auf dem Rathaus-Balkon schien der Spanier ebenfalls überrascht zu sein. „Muss ich sprechen?“, fragte Guardiola auch hier nach und fühlt sich gerüstet: „Kurz ist kein Problem.“ Ein Entertainer-Auftritt, wie ihn einst van Gaal mit seiner Wir-sind-die-Besten-Ansprache hinlegte, ist nicht zu erwarten. Vor einem Jahr wurde Heynckes bei seinem Europapokal-Ehrenwort mit „Jupp, Jupp, Jupp“-Rufen gefeiert. Jetzt ist der smarte Guardiola an der Reihe.
„Mit der Meisterehrung, mit dem Empfang auf dem Rathausbalkon belohnen sich unser Trainer Pep Guardiola und unsere Spieler für eine unvergessliche Saison, in dem sie dem Titel mit einem Husarenritt ohnegleichen entgegengestürmt sind“, betonte Karl-Heinz Rummenigge. Man wolle „meisterlich“ zusammen feiern, wünschte sich der Vorstandschef. Er erinnerte noch einmal an die durch die turbulente Real-Pleite in Teilen der Öffentlichkeit etwas verblasste Ausnahmesaison voller Rekorde. „Vom ersten Spieltag bis zur Entscheidung in Berlin waren es gerade mal 228 Tage. Mit dieser Express-Meisterschaft, mit dem wichtigsten und ehrlichsten Titel, bei dem Glück und Pech keine Rolle spielen, hat die Mannschaft Historisches geleistet.“
Und das wird dann auch gebührend gefeiert: mit Freibier für die Fans und neuen Trikots für die Mannschaft. Dazu sorgen Blaskapellen und Böllerschützen für ein stimmungsvolles Rahmenprogramm der Mia-san-Meister-Party. Und nach dem Schlusspfiff darf Lahm dann anderthalb Monate nach der gesicherten Meisterschaft beim 3:1 in Berlin endlich die Trophäe entgegennehmen. „Ich möchte das genießen“, bekannte Guardiola. „20 Grad, ein Spiel, und Philipp Lahm bekommt die Schale.“ Und der Trainer die Bierdusche.