Guardiola unter Strom: Ausflug und Schiri-Umarmung
München (dpa) - Pep Guardiola war einfach nicht zu bändigen. Eine Umarmung mit dem Vierten Offiziellen, ein Ausflug zum Linienrichter bis zur Torauslinie - ständig stand der Bayern-Coach auch beim 1:1 gegen den FC Schalke unter Strom.
„Es war eine emotionale Aktion“, räumte Guardiola nach seiner Expedition zur Eckfahne ein. Bei der Frage, ob er keine Angst vor einem Verweis auf die Tribüne gehabt hätte, wurde der Spanier aber nicht konkret. „Ich akzeptiere alle Entscheidungen vom Schiedsrichter. Es war sehr, sehr, sehr nett.“
Das zweite Rückrundenspiel mit den nächsten eingebüßten Bayern-Punkten trieben Guardiolas Puls mächtig in die Höhe. Wie gewohnt gestikulierte der 44-Jährige ständig am Spielfeldrand, dirigierte sein Team immerzu mit lautstarken Anweisungen. Die Größe der Coaching-Zone nutzte Guardiola auch diesmal voll und ganz aus, die Begrenzungslinien bleiben für ihn eher eine Kann-Bestimmung.
„Er versucht da, wo möglich, zu helfen“, sagte Flügelflitzer Arjen Robben. Immer läuft Guardiola dabei auf Hochtouren: Als ihm die Einwechslung von Dante in der Anfangsphase nach der Roten Karte für Jérôme Boateng nicht schnell genug ging, trat der Star-Trainer mit voller Wucht gegen eine Werbebande.
Doch ein Ausflug wie der nach dem nicht gegebenen Führungstreffer in der 66. Minute bis zur Torauslinie ist auch für Guardiola ungewöhnlich. Der Bayern-Trainer wollte die Entscheidung von Schiedsrichter-Assistent Markus Häcker, der den Ball im Aus gesehen hatte, einfach nicht wahrhaben. Nach einem kurzen Disput schüttelte Guardiola dem Mann im gelben Referee-Jersey sogar noch kurz die Hand und hob den Daumen in die Höhe. Der Startrainer hatte diese Szene völlig anders bewertet. „Für mich war es keine Ecke, aber am Ende Schwamm drüber. Wir haben das Tor geschossen“, erklärte das Temperamentsbündel, nachdem Robben eine Minute später zum 1:0 getroffen hatte.
Beim Jubel über dieses Tor fiel Guardiola überdies dem Vierten Offiziellen um den Hals. Robert Kempter huschte kurz ein Lächeln über das Gesicht, dann mühte sich der Unparteiische mit ernsterer Miene wieder um Distanz. „Ja, wir sind Freunde“, sagte Guardiola später mit einem smarten Lächeln. „Ich hätte auch gerne so gejubelt mit der Kollegin in Mönchengladbach.“ Doch Bibiana Steinhaus hatte den Spanier beim 0:0 der Münchner gegen die Borussia im Oktober abblitzen lassen, nachdem dieser sich mit der Vierten Assistentin wegen der Nachspielzeit angelegt hatte.
Die Bayern-Spieler sind den ausdrucksvollen Coach gewohnt, die Gegner stören sich nicht daran. „Emotionen gehören dazu, ich finde das nicht dramatisch. Das zeigt nur, dass er den Fußball lebt, dass er mitfiebert“, erklärte Schalkes Kapitän Benedikt Höwedes. „Ob er jetzt unbedingt an der Eckfahne stehen muss, weiß ich nicht, aber ich find' das nicht dramatisch.“