Guardiolas Frust: Supercup-Pleite und Trainer-Diskussion
Wolfsburg (dpa) — Pep Guardiolas Frust war nicht zu übersehen. Nur wenige Sekunden fehlten dem Coach des FC Bayern zum ersten Supercup-Sieg. Doch dann patzte die Münchner Abwehr, der VfL Wolfsburg glich aus und gewann das anschließende Elfmeterschießen mit 5:4.
Mit dem dritten vergeblichen Versuch ist der Wettbewerb zu einer Art Trauma für den Spanier geworden - und vielleicht war es schon Guardiolas letzter Anlauf.
„Es ist nicht einfach, diesen Titel zu gewinnen“, stellte Guardiola später mit mürrischem Blick fest: „Wir hatten die Chance zu gewinnen.“ Und mehrfach sagte der Coach am Samstagabend nach dem erneuten Scheitern in Kahnscher Manier: „Weiter, immer weiter.“
Wie lange Guardiola tatsächlich weitermacht, das war auch nach dem flotten Kick des Fußball-Meisters gegen den Pokalsieger um den unwichtigsten der drei deutschen Titel eine wichtige Frage. Der Spanier mochte sich allerdings nicht dazu äußern: „Nächste Frage!“
Den FC Bayern wird das Thema weiter beschäftigen. Meldungen wie die des englischen Boulevardblattes „Sun“, wonach Manchester City eine 100-Millionen-Euro-Offerte vorbereitet, werden die Münchener in den nächsten Wochen und Monaten begleiten. Auch wenn Sportvorstand Matthias Sammer abzuwiegeln versuchte: „Es ist alles gesagt.“
Die Profis wollen sich davon nicht beeinflussen lassen. „Über die Zukunft von Guardiola diskutieren wir Spieler nicht“, sagte Torwart Manuel Neuer: „Irgendwann wird die Entscheidung fallen, ob vor oder nach der Winterpause, das spielt für die Spieler keine Rolle.“
Nur mit Erfolgen lässt sich die Trainer-Frage überdecken. Beim Supercup klappte das nicht. „Schade, dass wir in den letzten Minuten nicht mehr gut verteidigt haben“, klagte Guardiola. „Der Fußball ist so, es ist nur eine Minute. Dann kommt das Unentschieden, das Elfmeterschießen.“
Zum zweiten Mal hintereinander scheiterten die Bayern - wie beim Aus im Halbfinale des DFB-Pokals gegen Dortmund - vom Elfmeterpunkt. Und wieder war Xabi Alonso maßgeblich beteiligt: Den Schuss des Spaniers wehrte VfL-Keeper Koen Casteels ab und sorgte so für den VfL-Sieg.
„Wolfsburg ist eine große Mannschaft“, lobte Guardiola - und derzeit in der Erfolgsspur: Der VfL gewann nach dem Pokalsieg im Mai den nächsten Titel. Und der Bundesliga-Zweite untermauerte damit seine Ambition, erster Bayern-Jäger zu sein. Übermütig werden die Wolfsburger jedoch nicht. „Wir können uns nicht mit den Bayern vergleichen“, sagte Torschütze Nicklas Bendtner (89. Minute), der Arjen Robbens (49.) Bayern-Führung ausgeglichen hatte. „Niemand kann sich mit den Bayern vergleichen.“
Auch die VfL-Verantwortlichen vermieden Kampfansagen und lobten stattdessen die Bayern. „Wenn ich das Spiel sehe, dann sind sie der große Favorit für die Meisterschaft“, betonte Manager Klaus Allofs. „Die machen ein paar Dinge richtig gut, die können wir uns abgucken und ein bisschen daran arbeiten.“ Die klareren Torchancen gegen die insgesamt besseren Bayern besaßen freilich die Wolfsburger.
Erfreulich aus Sicht der Münchener waren die Rückkehr des langen verletzten Robben und das gelungene Pflichtspiel-Debüt von Douglas Costa. Zwei Wochen vor dem Bundesligastart hinterließ der Brasilianer nicht nur wegen der Vorarbeit zum Führungstor einen tollen Eindruck. „Bisher sind wir sehr zufrieden, nicht nur heute“, lobte Guardiola den für rund 30 Millionen Euro geholten Flügelflitzer.
Erst eine Viertelstunde vor Schluss durfte 37-Millionen-Mann Arturo Vidal mitspielen. Der Chilene begann mit mehreren Fouls und sah acht Minuten nach seiner Einwechslung Gelb. „Er ist ein Kämpfer“, kommentierte Neuer. „Das ist mein Spiel. Ich habe die Bundesliga vermisst“, sagte Vidal. Dass er ein außergewöhnlicher Spielertyp ist, bewies Vidal auch dadurch, dass er bei seinem ersten Einsatz gleich zum Elfmeterschießen antrat - und traf.