Hannover 96 noch im Transferplus: Top-Stürmer gesucht
Hannover (dpa) - Von Transfererlösen bei Hannover 96 hatte Martin Kind Ende Januar allenfalls in „zwei oder drei Jahren“ zu träumen gewagt. Der Clubchef und Unternehmer, für den die Fußball-Bundesliga in erster Linie ein Geschäft ist, sah seinen Club noch nicht reif für profitables Wirtschaften.
Doch nun, als Trainer Michael Frontzeck die 96-Spieler zum Anschwitzen für die neue Spielzeit begrüßte, stellt sich zumindest die finanzielle Situation für die Niedersachsen ungewohnt positiv dar.
Durch die Wechsel des bisherigen Kapitäns Lars Stindl zu Borussia Mönchengladbach (3 Millionen) und Stürmer Joselu zu Stoke City (8 Millionen) hat Hannover 96 in diesem Sommer 11 Millionen Euro eingenommen. Auf der anderen Seite gab der Verein, der nach einer Horror-Rückrunde erst am letzten Spieltag den Klassenverbleib schaffte, für neue Spieler bisher deutlich weniger Geld aus.
Torwart Philipp Tschauner (FC St. Pauli) kam ablösefrei. Stürmer Charlison Benschop (Fortuna Düsseldorf/1,5 Millionen), Abwehrmann Oliver Sorg (SC Freiburg/3 Millionen) und U 21-Nationalspieler Felix Klaus, der für rund 2 Millionen Euro aus Freiburg geholt werden soll, kosten zusammen weniger als der Joselu-Erlös. Das Transferplus stärkt die Position des umstrittenen Managers Dirk Dufner, dem eine verfehlte Personalpolitik im Vorjahr vorgeworfen wird.
Clubchef Kind, der überraschend am Manager festhielt, lässt sich durch Kommentare wie „fabelhafte Dufner-Wochen“ nicht blenden. „Wir brauchen noch einen Stürmer“, forderte er weitere Aktivitäten auf dem Transfermarkt. Das Duo Stindl/Joselu erzielte vorige Saison 18 der insgesamt 40 Tore für Hannover 96 und soll möglichst gleichwertig ersetzt werden.
Frontzeck muss noch warten und zudem in den ersten Vorbereitungs-Wochen auf mehrere Leistungsträger verzichten. So fehlten am Mittwoch beim Trainingsstart Weltmeister Ron-Robert Zieler, U-21-Nationalspieler Leon Bittencourt, der Chilene Miiko Albarnoz (Copa America) sowie die Japaner Hiroki Sakai und Hiroshi Kiyotake. Besonders der Ausfall von Kiyotake wegen eines Fußbruchs schmerzt. Der Japaner überzeugte in den letzten fünf Spielen als Regisseur und Torschütze. Nicht umsonst erhält Kiyotake die Rückennummer 10 des bisherigen Kapitäns Stindl.
„Der Kader ist zu groß“, urteilte Frontzeck über das Personal. Bisher hat der Verein 29 Rückennummern vergeben. Wahrscheinlich werden einige Talente aus dem Nachwuchsbereich aussortiert, zumal zwei oder drei gestandene Profis noch dazustoßen sollen. Vor allem Außenspieler sucht der Club. Geld für Transfers ist noch vorhanden, und eine erneute Saison mit Abstiegskampf möchte Clubchef Kind nicht erleben.