Hannover bei 0:3-Pleite chancenlos - VfB mit Herz
Stuttgart (dpa) - Mirko Slomka war bedient, Bruno Labbadia hatte Lust auf mehr. Das 3:0 (1:0) des VfB Stuttgart gegen Hannover 96 war so deutlich, dass sich Slomka jeglicher Diplomatie enthielt.
„Eine schwache Leistung, der Stuttgarter Sieg war hochverdient, wir waren chancenlos, keiner hatte Normalform. Ein Rückschlag, der uns verdammt ärgert“, analysierte Hannovers Coach schonungslos die erste Saisonniederlage seiner Truppe.
Die bis dahin als einziges Bundesliga-Team ungeschlagenen Niedersachsen müssen sich zum Gruppenauftakt der Europa League am Donnerstag gegen Standard Lüttich gewaltig steigern, soll der gefühlte Abwärtstrend mit vier sieglosen Spielen gestoppt werden. „Das war der Denkzettel zum richtigen Zeitpunkt. So haben wir gegen Lüttich keine Chance“, sagte Sergio Pinto.
Durch die Zusatzaufgabe Europa League stehen Hannover anstrengende Wochen ins Haus. Fünf Spiele in den kommenden 21 Tagen werden die Belastbarkeit der Mannschaft testen und zeigen, wo sie wirklich steht. Dass seine Spieler im Gedanken schon bei der Partie gegen die Belgier waren, glaubte Slomka nicht. „Schnell abhaken“ und gegen Dortmund „im nächsten Heimspiel nachlegen“ lautete seine Devise.
Der VfB kann sich unterdessen ganz auf seine nationalen Aufgaben konzentrieren. Der Japaner Shinji Okazaki (9.) und Zdravko Kuzmanovic (79.) machten durch ihre Tore im VfB-Dress da weiter, wo sie in der Länderspielpause im Nationaltrikot aufgehört hatten. Innenverteidiger Serdar Tasci (86.) krönte vor 53 000 Zuschauern die starke Leistung mit seinem ersten Bundesligator seit anderthalb Jahren.
Nach zwei 0:1-Niederlagen mehrten sich im selten von fußballerischen Optimismus geprägten Schwabenland Bedenken, die schlechten Hinrunden der Vorjahre könnten sich wiederholen. Die sportliche Leitung hatte ruhig mit den Stärken der Mannschaft argumentiert - und sah sich nun bestätigt. „Wir haben schon in den vergangenen Spielen sehr viel richtig gemacht. Bisher haben nur die Ergebnisse gefehlt. Da kommt eben schnell Unruhe auf“, sagte VfB-Trainer Labbadia. Allerdings haperte es erneut an der Chancenverwertung. „Wir bekommen sehr viele Möglichkeiten. Nun hat sich die Mannschaft endlich belohnt“, sagte Labbadia.
Es bedurfte aber Hannoveraner Mithilfe, um wieder Zählbares vorweisen zu können. Steven Cherundolo war nach einem Zweikampf mit Cristian Molinaro und einem genähten „Cut“ erst wenige Augenblicke wieder auf dem Platz, als der US-Verteidiger im entscheidenden Moment beim 0:1 schlecht stand - ausgerechnet vor den Augen des amerikanischen Nationaltrainers Jürgen Klinsmann. Im ersten Spiel nach dem Bekenntnis von Ersatztorhüter Markus Miller, sich wegen psychischer Erschöpfung in klinische Behandlung zu begeben, wurde der verletzte Stürmer Mohammed Abdellaoue schmerzlich vermisst.
Für den einzigen Missklang aus Stuttgarter Sicht sorgten die Pfiffe gegen Christian Gentner, den Labbadia anstelle von Tamas Hajnal aufgeboten hatte. „Das ist eine Unverschämtheit. Da habe ich Null Verständnis für“, schimpfte Sportdirektor Fredi Bobic. Gentner hatte in der Pause seine Rückenbeschwerden mit Spritzen behandeln lassen müssen, berichtete Bobic.
Beim SC Freiburg kann der VfB am Freitag seinen Aufwärtstrend fortsetzen. Die 0:7-Klatsche der Südbadener beim FC Bayern passt den Schwaben vor dem „Ländle“-Derby aber gar nicht ins Konzept. „Andersrum wäre es mir lieber gewesen. Das macht es eher schwieriger“, warnte Labbadia vor Übermut.