Hannover feiert: Wichtiger Sieg ja, Rettung noch nicht

Frankfurt/Main (dpa) - Die Gästekabine in der Frankfurter Commerzbank-Arena erzitterte unter dem Gejohle und Geschrei der Mannschaft von Hannover 96 nach dem so wichtigen und vielleicht schon rettenden 3:2 (3:1)-Sieg im Abstiegskampf bei Eintracht Frankfurt.

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„Wir können stolz auf uns sein“, sagte der an diesem Abend überragende Leon Andreasen. „Denn wir standen heute wieder sehr unter Druck.“ Weil die Journalisten nicht aufhörten, ihn zu diesem Spiel zu befragen und weil gleichzeitig die Gesänge in der Kabine immer lauter wurden, verlor der Däne irgendwann die Geduld. „Jetzt beeilt euch“, meinte er zu den Reportern. „Ich muss da rein.“

Die kleine Kabinenfeier passte allerdings nicht ganz zu den Aussagen fast aller 96er, nach denen der Klassenverbleib auch mit 35 Punkten noch nicht sicher ist. „Noch nehme ich keine Glückwünsche an“, sagte selbst Andreasen. „Denn noch ist ja mathematisch nichts entschieden.“ Auch Trainer Tayfun Korkut betonte immer wieder: „Gegen den HSV haben wir den ersten Schritt gemacht, heute den zweiten, aber es fehlt noch der dritte. Den müssen wir jetzt so schnell wie möglich machen.“

Was mit einer Mannschaft passiert, die sich bereits zu sicher fühlt, konnten die Hannoveraner anhand ihres Gegners gut beobachten. Denn die jetzt punktgleichen Frankfurter gingen diese Partie so „pomadig“ (Armin Veh) an, als wäre sie bereits ein Teil der Freundschaftsspiel- Tournee nach der Saison. Entsprechend sauer war danach ihr Trainer: „Ich bin hier der einzige Rufer in der Wüste“, meinte Veh. „Die ganze Stimmung hier ist so, als ob alles schon gelaufen wäre. Aber das ist es noch nicht. Hannover hat jetzt zwei Spiele nacheinander gewonnen. Warum sollen das Stuttgart oder Hamburg nicht auch schaffen?“

Immerhin erkannte auch Veh: Ob überhaupt und wenn ja wie viele Punkte Hannover und Frankfurt noch brauchen, hängt in erster Linie von den Konkurrenten hinter ihnen ab. Und da die erst am Samstag und Sonntag spielen, drehte sich am Donnerstag recht schnell alles nur noch um die Frage: Was genau ist zuletzt bei 96 passiert? Wie kann ein Team erst ein Spiel nach dem anderen inklusive des Derbys in Braunschweig verlieren und dann in weniger als zwei Wochen einen solchen Turnaround schaffen? In Frankfurt wären schließlich weit mehr als nur drei Tore durch Andreasen (2.), Lars Stindl (20.) und Didier Ya Konan (29.) möglich gewesen. Auch nach den Gegentreffern durch Martin Lanig (13.) und Alexander Meier (68.) gerieten die Gäste nie in Gefahr.

„Es ist viel passiert“, sagte Korkut dazu. „Die Woche vor dem HSV- Spiel war sehr, sehr schwierig, aber da ist die Mannschaft auch enger zusammengerückt. Sie hat gelernt, dass Entschlossenheit, Mut und Leidenschaft dazugehören.“ Spieler wie Andreasen, Ya Konan und Christian Schulz stehen für diese Tugenden, ihre auslaufenden Verträge sollen jetzt verlängert werden. Fehleinkäufe wie Salif Sané oder Sebastien Pocognoli dagegen können trotz gültiger Kontrakte gehen. Auch wenn Korkut dazu einschränkend meinte: „Wir müssen erst die Gegenwart bewältigen, um über die Zukunft nachdenken zu können.“