Harniks wichtige Rolle in der VfB-Krise
Stuttgart (dpa) - In der Dauer-Krise des VfB Stuttgart lastet immer mehr Druck auf den Schultern von Martin Harnik. Kaum ein Spieler des Tabellenschlusslichts kann auf dem Rasen so giftig sein und mit geistreichen Aktionen Torchancen kreieren.
Kaum ein Spieler des bedenklich ins Trudeln geratenen Traditionsvereins kann aber auch mit halbherzigen und unüberlegten Handlungen für Kopfschütteln sorgen. Eines jedenfalls ist für Angreifer Harnik im Fußball-Existenzkampf elementar. „Wir dürfen auf keinen Fall Angst im Abstiegskampf haben. Wir brauchen einen kühlen Kopf“, forderte der 27-Jährige jüngst.
Im Klassenkampf der Bundesliga wird die Lage für die Schwaben und den österreichischen Nationalspieler immer bedrohlicher. Drei Wochen vor dem letzten Spieltag darben die Stuttgarter mit nur 27 Zählern weiter im Tabellenkeller, vier Punkte beträgt schon der Abstand zum rettenden 15. Platz. Auch die acht Saisontore von Stuttgarts bestem Torschützen - dreimal traf Harnik sogar in seinen letzten vier Partien - konnten nicht für einen Aufschwung sorgen.
„Wir bringen uns immer wieder selbst um den Lohn“, haderte der gebürtige Hamburger nach dem 2:3 am vergangenen Wochenende beim FC Schalke, wo die Stuttgarter mal wieder eine Führung aus der Hand gaben. Harniks 50. Bundesligator für den VfB konnte ihn an diesem bitteren Tag kaum trösten. Am Ligaverbleib zweifelt er gleichwohl nicht: „Wir haben noch zwei Heimspiele gegen direkte Konkurrenten. Ich bin komplett überzeugt, dass wir das packen.“
Seit Sommer 2010 läuft der 50-malige Nationalspieler nun schon für den VfB auf. So wichtig wie in dieser Saison war Harnik für die Stuttgarter vielleicht noch nie. Sturmkollege Daniel Ginczek hat erst vor wenigen Wochen wieder in die Spur gefunden, und der frühere Alleinunterhalter Vedad Ibisevic ist bei Trainer Huub Stevens mittlerweile komplett abgemeldet. Nur sechsmal durfte der Bosnier in dieser Saison von Beginn an auflaufen.
Harnik stand 2014/2015 nur zweimal nicht in der Startelf. Auf seine fußballerischen Qualitäten in der Offensive kann der VfB nicht verzichten. Auch seine mitunter launische und kritische Art braucht die eher verhaltene Mannschaft. „Spieler, die reflektieren, die eine Meinung haben, sind wichtig“, sagte Sportvorstand Robin Dutt über Spieler der Kategorie Harnik.
Spieler dieser Kategorie machen aber auch nur in seltenen Fällen den Gang in die Zweitklassigkeit mit. Immer wieder wird bei Harnik, dessen Vertrag am Neckar nur noch ein Jahr Gültigkeit hat, über einen Wechsel zu Schalke 04 spekuliert. Sein Treffer am Samstag war quasi ein Bewerbungsschreiben. Der drohende erste Absturz des VfB seit 1975 dürfte Harnik demnach weniger hart treffen als den Verein.