Überraschungstransfer Kriselnder VfB Stuttgart holt Mario Gomez zurück

Stuttgart (dpa) - Ein Heimkehrer als Hoffnungsträger: Mario Gomez soll den VfB Stuttgart vor dem Abstieg aus der Fußball-Bundesliga retten und in eine bessere Zukunft führen.

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Mit der sofortigen Verpflichtung des 71-maligen Nationalstürmers landete der Aufsteiger einen Transfercoup und beschenkte sich kurz vor Weihnachten selbst. Der 32-Jährige erhofft sich von der Rückkehr zu seinem schwäbischen Heimatverein auch größere Chancen, einen Platz im Kader der Nationalelf für die WM 2018 in Russland zu bekommen.

„Manchmal gibt es Konstellationen im Fußball, die man vorher nicht für möglich gehalten hat. Wir freuen uns sehr, dass es uns gelungen ist, Mario Gomez für die Rückkehr zum VfB zu begeistern“, sagte der Stuttgarter Sportvorstand Michael Reschke.

Der Tabellen-14. steht in der Winterpause nur zwei Punkte vor dem Relegationsplatz und stellt mit 13 Toren gemeinsam mit Werder Bremen die zweitschlechteste Offensive der Liga. Gomez soll die Probleme im Angriff beheben und das Team von Trainer Hannes Wolf in sichere Regionen führen. Für sich selbst hofft er auch auf einen Schub für das Nationalteam. Dort kämpft er mit dem von Hoffenheim zu Rekordmeister Bayern München gewechselten Sandro Wagner im Kader von Bundestrainer Joachim Löw um die zweite Stelle im Angriff hinter Timo Werner.

„Ich weiß natürlich, dass die Erwartungen groß sind und die Situation sehr herausfordernd“, erklärte der Vize-Europameister von 2008. „Es heißt ab jetzt, alles für den Klassenerhalt zu geben, eine gute Rückrunde zu spielen und zusätzlich für mich, mein Ziel Weltmeisterschaft zu erreichen.“ Sein Wunsch, zurück in die Heimat zu gehen und die Möglichkeit schon jetzt im Winter zu nutzen, sei in den vergangenen Wochen immer stärker geworden. Nach dpa-Informationen beträgt die Ablöse für Gomez, der in Stuttgart einen Vertrag bis 30. Juni 2020 unterschrieb, mehr als drei Millionen Euro.

Auch Reschke dürfte durchatmen. Nach der geplatzten Verpflichtung des argentinischen Talents Maximiliano Romero und dem Verkauf von Simon Terodde an den 1. FC Köln stand der 60-Jährige enorm unter Druck. Zudem leidet Daniel Ginczek immer wieder an Verletzungen. Nun hat der VfB in Gomez nicht nur einen neuen Torjäger, sondern in seinem an Führungsfiguren armen Kader auch einen Profi, der die jungen Spieler führen kann. Und einen PR-Coup in Richtung Fans. „Es ist für den ganzen Verein ein gutes Signal, dass wir Mario wieder in der VfB-Familie begrüßen können“, meinte Präsident Wolfgang Dietrich.

Mit Stuttgart war Gomez 2007 erstmals deutscher Meister, 2009 wechselte er zum FC Bayern, mit dem er ebenfalls dreimal Meister wurde und 2013 die Champions League gewann. Über die Stationen AC Florenz und Besiktas Istanbul kam er im Sommer 2016 nach Wolfsburg, wo er Kapitän war und noch einen Vertrag bis 2019 hatte.

Reschke erklärte, „dass wir mit Mario nicht nur einen Klassetypen und eine Identifikationsfigur verpflichten konnten, sondern dass wir einen Torjäger der Extraklasse bekommen. Das ist das alles Entscheidende!“ In den anderthalb Jahren in Wolfsburg hatte er allerdings meistens gegen den Abstieg statt um die erhoffte Champions-League-Teilnahme gespielt. Nachdem Gomez die Niedersachsen in der letzten Saison mit seinen Toren vor dem Abstieg rettete, kommt er in dieser Spielzeit bisher auch verletzungsbedingt erst auf zwölf Liga-Einsätze, erzielte nur ein Tor und verschoss zwei Elfmeter.

Aber nicht nur die zuletzt eher glücklosen Auftritte, sondern auch das mit 32 Jahren fortgeschrittene Fußballeralter von Gomez birgt ein Risiko. Zudem ist die Frage, ob er mit dem Wechsel vom schwächelnden VfL zum kriselnden VfB wirklich seine WM-Chancen erhöht. Zuletzt kassierte Stuttgart fünf Pflichtspiel-Niederlagen nacheinander.

Wolfsburg holte im Gegenzug für Gomez den an den VfB ausgeliehenen Flügelspieler Josip Brekalo vorzeitig zurück. Im Team von Trainer Martin Schmidt soll nun wohl Divock Origi die Rolle des zentralen Stürmers übernehmen. Nach Brekalo sind weitere Neuverpflichtungen beim Tabellenzwölften in der Winterpause möglich. Auch beim VfB sind die Transferbemühungen angesichts der schwierigen Situation unweit des Tabellenkellers nicht unbedingt abgeschlossen.