Heidel ist der neue starke Mann auf Schalke
Gelsenkirchen (dpa) - Beim FC Schalke 04 ist eine neue Ära angebrochen. Auf Sport- und Kommunikationsvorstand Horst Heldt folgt der langjährige Mainzer Manager Christian Heidel.
Als Heidel in Jeans, blauer Strickjacke und weißem Hemd ohne Krawatte im fast überfüllten Stadionraum „Libuda“ erstmals das Schalker Podium betrat, wurde ihm und der Öffentlichkeit von Aufsichtsratschef Clemens Tönnies eines ganz schnell klar gemacht: „Er ist der neue starke Mann auf Schalke. Christian Heidel gibt klar die Richtung vor. Und alle haben sich dieser Richtung unterzuordnen“ - auch Tönnies selbst: Er will sich noch mehr aus dem operativen Geschäft zurückzuziehen und Heidel sowie dessen Vorstandskollegen die Macht überlassen.
In der mit Spannung erwarteten Trainerfrage bat der Heldt-Nachfolger noch um Geduld. „Es wird eine baldige Entscheidung geben“, versprach Heidel.
Tönnies will in Zukunft Aufsicht üben und Rat geben - das sind die Prämissen des Unternehmers aus Rheda-Wiedenbrück, die mit einem weiteren klaren Tönnies-Satz unterstrichen wurden: „Christian Heidel hat unsere volle Rückendeckung.“ Der 52 Jahre alte frühere Mainzer Manager sieht sich einer „total spannenden Aufgabe“ gegenüber und stellte schon in seinen ersten Gelsenkirchener Tagen eines fest: „Totale Emotionalität.“
Vom Mainzer Nullfünfer zum königsblauen Nullvierer - diesen Wechsel konnte sich Heidel nach 24 Jahren beim Schalker Ligakonkurrenten eigentlich gar nicht vorstellen. Zumal er offen einräumte, dass Schalke für ihn „auch schwierig ist“. Letztlich kam er in der langen Findungsphase zwischen ihm und den Gelsenkirchener Entscheidern aber zu einem Schluss: „Schalke 04 und Christian Heidel - das passt zusammen.“ Heidel bringe ein hohes Maß an fachlicher Kompetenz und auch Charisma mit, wurde ihm von Tönnies attestiert.
Und Heidel selbst? Er will erkannt haben, dass Schalke etwas Besonderes für ihn sein kann: „Der Verein hat Strahlkraft, Power und Energie.“ Ob sein neuer Arbeitgeber, bei dem er als Nachfolger von Horst Heldt einen Vertrag bis 2020 hat, ein großes oder kleines Haifischbecken ist, wollte Heidel nicht beantworten. Eines aber nannte er als gemeinsames Ziel: „Ich will, dass alle Leute wieder stolz auf diesen Verein sind.“
Vier Tage nach seinem tränenreichen und emotionalen Abschied aus Mainz zeigte sich Heidel schon ganz als Königsblauer. Er will es vorleben und den Menschen, die dem Verein nahe stehen, eines zeigen: „Das soll Schalke 04 sein.“ Dabei möchte er volksnah sein: „Ich komme ja aus der Fankurve. Insbesondere die Meinung der Basis ist mir wichtig.“ Mitte Juli wird er mit seiner Familie ein Domizil in Essen beziehen und damit auch seine persönliche Nähe zum Ruhrpott bekunden.
Seine vordringlichste Aufgabe ist aber noch nicht ganz gelöst. Wer beerbt den beurlaubten Trainer André Breitenreiter? Ist es der Augsburger Markus Weinzierl, für den wohl Millionen fällig werden? Heidel nannte keine Namen, sagte stattdessen nur, dass es „verschiedene Lösungen“ gebe: „Aber eine, die ich absolut favorisiere.“ Am Dienstagmorgen, kurz nach 9.00 Uhr, hatte Heidel seinen neuen Arbeitsplatz am Gelsenkirchener Ernst-Kuzorra-Weg unweit des Stadions bezogen - mit der Empfehlung, nach 24 Jahren bei Mainz 05 der dienstälteste Bundesligamanager zu sein.