Mini-Krise Herbstliches Stimmungstief: BVB sehnt Trendwende herbei

Dortmund (dpa) - Pierre-Emerick Aubameyang besuchte seinen Kumpel Ousmane Dembélé in Barcelona, Trainer Peter Bosz seine Kinder in den Niederlanden. Der Dortmunder Torjäger und der BVB-Coach nutzten die beiden feien Tage während der zweiwöchigen Länderspielpause zur Zerstreuung.

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Offenbar trugen die kleinen Fluchten dazu bei, das herbstliche Stimmungstief beim zuletzt wankenden Revierclub zumindest für kurze Zeit zu vertreiben. „Auba trifft wieder - leider vorerst nur im Training“, antwortete Bosz scherzhaft auf Fragen nach der langen Torflaute des Angreifers.

Doch so locker wie es auf den ersten Blick erscheint, geht es beim BVB derzeit nicht zu. Vier Bundesligaspiele in Serie ohne Sieg bescherten eine unliebsame öffentliche Diskussion über die offensive Spielphilosophie des Fußball-Lehres und die mangelnde Einsatzbereitschaft seiner Profis.

Nicht zuletzt deshalb verspürt Bosz erstmals seit seinem Amtsantritt im Sommer größeren Druck: „Wenn man nicht gewinnt, ist der Gegenwind da“, bekannte der Tuchel-Nachfolger vor dem Duell am Freitag (20.30 Uhr) beim VfB Stuttgart, gab sich aber betont zuversichtlich. „Es ist für mich eine Herausforderung, den Wind wieder zu drehen. Und ich bin mir sicher, dass das gelingt.“

Die Hoffnung aller Beteiligtem, von der zweiwöchigen Ligaunterbrechung profitieren zu können, ist groß. Einige BVB-Stars wie Aubameyang, Shinji Kagawa und Christian Pulisic hatten wohlweislich auf eine Reise zu ihren Nationalmannschaften verzichtet. „Wir konnten in dieser Pause nicht - wie sonst üblich - mit nur vier oder fünf Profis, sondern mit zwölf oder 13 trainieren. Deshalb ist der Optimismus da“, sagte Bosz, dessen Team nach wochenlanger Tabellenführung derzeit nur noch auf Platz drei rangiert.

Mit intensiven Einheiten stimmte der Coach seine Mannschaft auf die wichtigen Partien gegen den VfB, Tottenham Hotspur und den FC Schalke 04 ein, in denen die Trendwende geschafft werden soll. „Es ist eine schwierige Situation. Das merken wir auch im Training“, kommentierte Raphael Guerreiro. Der Europameister aus Portugal verteidigte den Trainer demonstrativ gegen Kritik: „Wir müssen uns an die eigene Nase fassen, weil wir zu wenig Motivation und Leidenschaft auf den Platz gebracht haben. Das versuchen wir abzustellen.“

Ähnlich sah es Marcel Schmelzer. „Es liegt nicht am System, sondern daran, wie wir auftreten. Dass er uns manchmal sogar schützt, darf uns nicht verleiten, dass wir hinter ihm abtauchen. Wir stehen in der Pflicht, dem Trainer etwas zurückzugeben“, befand der Kapitän im „Kicker“.

Viel wird davon abhängen, ob Aubameyang in Stuttgart nach mittlerweile 476 Minuten ohne Tor wieder trifft. Der Kurzbesuch bei seinem alten Weggefährten Dembélé in Barcelona soll zu alter Lockerheit verhelfen. „Die Länderspielpause hat sehr gut getan. Ich stelle mich der Kritik. Ich weiß, dass ich jetzt wieder Tore schießen muss“, sagte der Torschützenkönig der vergangenen Saison der „Bild“.

Einfach wird es für den BVB nicht, erstmals seit dem 30. September wieder einen Bundesligasieg zu feiern. Schließlich ist der VfB in diesem Jahr in 14 Partien daheim noch ungeschlagen. Zudem weiß der einstige Dortmunder Jugendtrainer und derzeitige VfB-Chefcoach Hannes Wolf als BVB-Insider um die Schwächen des gegnerischen Kaders. Bosz hofft auf eine Trotzreaktion seines Teams: „Wir müssen wieder wie eine richtige Mannschaft auftreten.“