Hertha-Manager Preetz: „Ja, ich hinterfrage mich“

Berlin (dpa) - Michael Preetz ist herausgefordert. Der Geschäftsführer Sport des Berliner Fußball-Unternehmens Hertha BSC zeigt sich in diesen Tagen omnipräsent, denn es gibt auch nach dem ersten Bundesliga-Sieg unter dem neuen verantwortlichen Trainer Pal Dardai viel zu erklären.

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Seit Mitte vergangener Woche sieht sich Preetz in der Situation, in der „es meine Verantwortung ist einzugreifen“, wie der einstige Torjäger bemerkte: „Das ist nicht immer populär, aber das bringt das Amt mit sich. Ich muss mich der Kritik stellen.“

Zum sechsten Mal bereits seit der Amtsübernahme von Dieter Hoeneß 2009 hat sich Preetz zum Wechsel des wichtigsten Angestellten, des Cheftrainers, entschlossen. Und zum wiederholten Male muss der Manager nicht nur den „neuen Impuls“ erläutern, sondern auch gegen den angeknacksten Ruf von Hertha ankämpfen. Ein Visionär war der 47-Jährige noch nie. Das haben auch die Rettungs-Millionen des strategischen Partners KKR nicht geändert. Sein Credo ist vielmehr: „Realistische Dinge angehen, nicht zu sehr träumen.“

Das führte und führt nun wieder dazu, dass über die Grenzen von Berlin hinaus gefragt wird, wofür Hertha BSC im Ensemble der 18 besten Fußball-Vereine des Weltmeister-Landes überhaupt steht. Die zwei Abstiege 2010 und 2012 trugen wesentlich dazu bei, dass die angestrebte Etablierung in der Eliteklasse noch nicht gelang. In den letzten Monaten mit Trainer Jos Luhukay wählte Preetz eher eine passive öffentliche Begleitung der Entwicklung. Jetzt stellt er sich auf großen TV-Bühnen, ob ZDF-Sportstudio oder rbb-Sportplatz.

„Zu früh“ sei es, „um ein Fazit zu ziehen“, wehrte sich Preetz gegen Vorwürfe, die eigene Zielsetzung sei in diesem Jahr nicht mehr zu erreichen. „Ich sehe es so, dass die Möglichkeiten der Etablierung vorhanden sind in dieser Saison. Wir versuchen, jetzt die Kurve zu kriegen“, betonte der Manager. Ob er dabei auch Selbstzweifel kenne, wurde er gefragt? „Ja, Sie können ganz sicher davon ausgehen, dass ich mich hinterfrage und Dinge reflektiere. Aber ich bin da, um Entscheidungen zu treffen. Die waren nicht immer richtig, das weiß ich und habe es kund getan. Aber es muss weiter gehen.“

Dabei kennt er die ganz besondere Erwartungshaltung in der Hauptstadt. Mit dem Rekordspieler und Fanliebling Dardai hat Preetz erst einmal einen internen Trumpf ausgespielt. „Ich habe viele Dinge gesehen, die wir in den letzten Wochen nicht gesehen haben“, meinte der Hertha-Rekordschütze nach dem 2:0-Sieg in Mainz. Ob die Karte Dardai tatsächlich sticht, muss sich erst noch erweisen. „Ich bin sehr sicher, sonst hätte ich ihm die Verantwortung nicht übergeben“, sagte Preetz, baute aber bei der Vorstellung „bis auf weiteres“ ein.

Sonntag zählt es wieder auf dem Platz für Preetz, Dardai und Hertha, wenn die momentan sogar noch stärker vom Abstieg bedrohten Freiburger ins Olympiastadion kommen. „Egal, wie es gegen Freiburg ausgeht“, erklärte der Manager, es werden nicht alle Sorgen verschwinden: „Das wird wahrscheinlich bis zum Saisonende so gehen.“ Und Preetz hat wohl erkannt, dass er diese Phase offensiv begleiten muss.