Berliner 2:1-Sieg Hertha wacher als Bayer - Brandt: Nicht komplett durchdrehen

Berlin (dpa) - Eine ausgeschlafene Hertha hat die Weichen Richtung stressfreiem Herbst gestellt - beim langjährigen Angstgegner Leverkusen geht das Grübeln weiter.

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Im Bundesligaduell in Berlin zeigten sich die Bayer-Profis in den entscheidenden Szenen „einfach zu langsam im Kopf“, analysierte Trainer Heiko Herrlich: „Da war Hertha viel wacher.“ Die Auswirkungen: Der Hauptstadtverein hat sich wieder in die obere Tabellenhälfte vorgearbeitet, der Werksclub liegt als 14. mit nur vier Zählern weit hinter den eigenen Ansprüchen. Das macht die Arbeit für den neuen Coach schon in der frühen Saisonphase schwierig.

„Na klar, punktemäßig ist es viel zu wenig“, sagte Angreifer Kevin Volland: „Wir brauchen einfach mal zwei, drei Siege, damit die endgültige Leichtigkeit kommt. Eine Halbzeit gut und eine schlecht, das reicht einfach nicht.“ Chefcoach Herrlich muss vor allem Kontinuität in die Leistungen bringen, um eine weitere Achterbahnfahrt zu verhindern. Die hatte in der Vorsaison erst Roger Schmidt den Job gekostet und dann auch eine Weiterbeschäftigung von Interimslösung Tayfun Korkut ausgeschlossen. Allerdings warnte Julian Brandt zu vorschneller Generalkritik: „Ich würde nicht wieder anfangen, komplett durchzudrehen.“

Hertha hat mit guter Organisation den ersten Schritt getan, um die ungewohnte Doppelbelastung Bundesliga und Europa League in dieser Saison schultern zu können. „Das war eine gute Mentalität. Die Jungs haben gut verteidigt. In der ersten Halbzeit haben wir eine gute Leistung gezeigt“, erklärte Trainer Pal Dardai nach dem 2:1-Sieg gegen den jahrelangen Angstgegner. Mit dem zweiten Heimsieg der Saison steht sein Verein nun mit acht Zählern auf Rang acht.

„Der Trainer hat eine Mission, wie man Fußball spielt, das macht es einfach“, bemerkte Innenverteidiger Karim Rekik. Der Neuzugang aus Marseille hat sich in Blitzgeschwindigkeit nicht nur einen Stammplatz erobert, der Niederländer ist schon ein wichtiger Stabilisator und wurde nicht umsonst bisher von Dardais Personalrotation verschont. Gegen Bayer war Rekik nach der 2:0-Führung durch den vierten Saisontreffer von Mathew Leckie und das erste Saisontor von Salomon Kalou vor 32 825 Zuschauern der wichtigste Prellbock.

„Es war am Ende ziemlich anstrengend. Leverkusen hat viel Druck ausgeübt“, bemerkte Herthas neuer Torjäger Leckie. Doch die Gastgeber brachten nach dem Anschlusstor von Brandt sechs Minuten vor dem Ende die drei Punkte nach Hause. „Der Charakter unserer Mannschaft in den letzten 30 Minuten war sehr stark“, betonte der Australier. Bayer verlor auch das dritte Auswärtsspiel der Saison. Der Druck vor dem Heimspiel am Sonntag gegen den Hamburger SV ist groß.

„Eigentlich ist es nie zu spät, ein Spiel zu drehen. Aber es ist alles zu unkonzentriert. Wir rennen 40 Mal in den Gegner rein, spielen Foul und unterbrechen damit den eigenen Spielfluss. Dann hat man es, ehrlich gesagt, auch nicht verdient“, sagte Brandt zur Niederlage in Berlin. Zehn Gegentore hat Bayer in fünf Spielen bereits kassiert, schlechter ist nur der Tabellenletzte Köln (13). „Die Gegentore haben sich alle elf Spieler zuzuschreiben“, betonte Confed-Cup-Sieger Brandt. „Wir müssen darüber sprechen und können dann hoffentlich diese Fehler abstellen“, ergänzte Sven Bender.