Hertha will Kader-Dichte erhöhen
Berlin (dpa) - Das zweite Jahr wird noch schwerer. Dessen ist sich Aufsteiger Hertha BSC schon sechs Wochen vor Saisonende bewusst.
Zwar kann der Hauptstadtclub, der sich ungeachtet der sportlichen Durststrecke im Jahr 2014 im gesicherten Mittelfeld der Fußball-Bundesliga befindet, vor allem dank einer tollen Hinrunde schon jetzt an die Planungen der neuen Saison gehen. Doch einen Vorteil daraus erwartet Michael Preetz für seinen Verein, der am Freitag bei Schalke 04 antreten musste, nicht. „Ich sehe im Moment keinen wirklichen Planungsvorsprung“, sagte der Geschäftsführer Sport der Nachrichtenagentur dpa.
„Der Markt ist im Moment noch sehr still. Es ist eher zu erwarten, dass die Aktivitäten sehr spät einsetzen. Das hängt natürlich auch mit dem WM-Jahr zusammen“, erklärte Preetz. Gerade die Stagnation des Teams in der Rückrunde habe bestätigt, was die Verantwortlichen des Hauptstadtclubs auch vor Monaten schon wussten. Die Breite des Hertha-Kaders reicht noch nicht, um bereits den Anschluss zu jenen Teams herzustellen, die dauerhaft um den Anschluss an das obere Tabellendrittel streiten. Dazu fehlen dem Wiederaufsteiger „zwei, drei, vier Spieler mit der letzten Durchschlagskraft“, wie sie laut Trainer Jos Luhukay jede Mannschaft braucht.
Nur Adrian Ramos wird vom Hertha-Coach derzeit in diese Kategorie eingeordnet. Und der Kolumbianer wird höchstwahrscheinlich in der kommenden Saison nicht mehr für die „Alte Dame“, sondern für Champions-League-Teilnehmer Borussia Dortmund auflaufen. Hertha sieht sich im Transferpoker um den zweitbesten Torschützen der Liga zwar in einer guten Position, da der Vertrag mit Ramos noch bis Sommer 2015 läuft. Doch der Verkauf wird wohl noch vor der Weltmeisterschaft in Brasilien über die Bühne gehen.
Denn erstens ist nicht unbedingt zu erwarten, dass Ramos auch bei einer WM-Nominierung durch Kolumbiens Nationalcoach José Pekerman für die Südamerikaner beim Turnier seinen Marktwert entscheidend steigern kann. Zweitens denkt Hertha auch an das Verletzungsrisiko. Und drittens würde erst nach der Ramos-Entscheidung das Transfergeschäft beim Berliner Club entscheidend in Bewegung kommen. „Es gibt viele, die warten“, meinte Preetz. Insofern spiele die frühe sportliche Entscheidung dieses Mal „nicht so eine große Rolle wie im vergangenen Jahr, als wir relativ zeitig wussten, dass wir aufsteigen“.
Luhukay sieht zwar keine Notsituation, die Entwicklung einiger seiner Spieler und des Teams insgesamt haben den Niederländer aber nachdenklicher gemacht. Etwa vier neue Spieler hält er für unabdingbar, um auch 2014/15 dem Abstiegskampf entgehen zu können. Genaueres soll eine exakte Bestandsaufnahme nach Saisonende bringen. „Wir müssen sehen, dass wir Spieler dazubekommen, die die Dichte im Kader erhöhen und dem Trainer weitere Möglichkeiten geben. Mit jedem Spieler mehr, der dazu beitragen kann, steigen die Chancen, dass wir uns etablieren werden“, erklärte Preetz.
Hertha wird auch nach dem Deal mit dem US-Finanzinvestor KKR, der mit 61,2 Millionen vor allem für eine kurzfristige Entschuldung des Bundesligisten gesorgt hat, auf dem Transfermarkt nicht mit Clubs wie Wolfsburg, Schalke oder Leverkusen konkurrieren können. Der FC Bayern und der BVB sind ohnehin unerreichbar. „Geld hilft natürlich, die Rahmenbedingungen zu verbessern und die Wahrscheinlichkeiten zu erhöhen“, sagte Preetz: „Aber das ist nicht alles.“
Der Manager verwies auf „großartige Standorte in der Liga, die über Jahre zeigen, dass es nicht immer nur das große Geld sein muss, sondern dass es um gute, nachhaltige und intelligente Arbeit geht“. Denen möchte Hertha nacheifern. „Das Ganze zeigt, dass die Herausforderung groß ist, uns in der Bundesliga festzubeißen. Das bleibt unser erstes Ziel“, unterstrich Preetz.