Die Reaktionen zur Einführung der UEFA-Nationenliga
Berlin (dpa) - Die Europäische Fußball-Union hat die Einführung der Nationenliga ab 2018 beschlossen. Reaktionen zur Entscheidung der UEFA:
Karl-Heinz Rummenigge (Vorstandschef Bayern München und Vorsitzender der Club-Vereinigung ECA): „Wir sind nicht gegen den Nations Cup. Wir haben Verständnis, dass speziell die kleinen und mittleren Nationalverbände die Freundschafts-Länderspiele nicht mehr vermarkten können. Um die Champions League mache ich mir keine Sorgen. Sie ist die Königsklasse des Club-Fußballs. Ein angenehmer Nebeneffekt des Konzepts ist, dass unsere Nationalspieler für Freundschaftsspiele nicht mehr um die Welt reisen müssen.“
Bundestrainer Joachim Löw: „Wir wollen am liebsten immer gegen die großen Nationen im Weltfußball spielen, auch außerhalb der WM- und EM-Turniere. Nur dann können wir uns weiterentwickeln. Wenn dies innerhalb der Nations League für uns gewährleistet wird und wir uns in diesem Rahmen mit den besten europäischen Teams messen können, können wir aus rein sportlicher Sicht damit leben. Wobei wir uns auch weiterhin mit Nationen außerhalb Europas messen wollen. Die Termine und Gelegenheiten hierfür zu finden, wird sicher nicht einfacher.“
DFB-Präsident Wolfgang Niersbach: „Ich verhehle nicht, dass wir im gesamten Verlauf der Diskussion die Bedenken des DFB gegen die Nations League hinterlegt haben. Letztlich aber akzeptieren und respektieren wir den erklärten Wunsch fast aller UEFA-Nationalverbände, innerhalb des internationalen Spielkalenders einen neuen Wettbewerb zu kreieren.“
Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff: „Natürlich können und wollen wir uns als DFB innerhalb der UEFA nicht einigeln und müssen immer auch über unseren Horizont blicken. Sicher bringt die Einführung der Nations League besonders für die kleineren Verbände auch gute Perspektiven mit sich. Der Fußball entwickelt sich rasant weiter, auf und neben dem Platz. Ich bin ein Freund davon, Neuerungen offen entgegenzutreten. Aber wir alle stehen in der Verantwortung, die Schraube nicht zu überdrehen.“
DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock: „Wir schließen uns dieser Gesamtentwicklung an, parallel zu Qualifikationsspielen auch Partien der Nations League auszutragen. Allerdings sind noch viele Detailfragen offen. Diese müssen nun gemeinsam mit der UEFA und den Nationalverbänden verhandelt und entwickelt werden. Dazu gehört vor allem auch, den Fans das neue Format zu vermitteln.“
Ligapräsident Reinhard Rauball: „Wir sind sehr überrascht, dass dieses Thema in Astana ohne Vorankündigung auf die Tagesordnung gekommen ist und ein so weitreichender Beschluss getroffen wurde. Bei der Ausgestaltung des Wettbewerbs gibt es gerade aus Sicht der Profi-Ligen vor allem in der Terminplanung einige Punkte, die es zu berücksichtigen gilt. Im Sinne eines weiterhin funktionierenden Nebeneinanders von Club- und Nationalmannschafts-Wettbewerben sollte es hier keine Schnellschüsse geben. Insbesondere in der Endphase der nationalen und internationalen Club-Wettbewerbe sind Vereinen und Spielern zusätzliche Belastungen nicht zumutbar.“
FIFA-Stellungnahme: „Die Organisation von Wettbewerben auf Konföderationsebene unterliegt der alleinigen Verantwortung der jeweiligen Konföderation - natürlich müssen diese im Einklang mit den FIFA-Statuten organisiert werden. Der WM-Qualifikationsmodus in den jeweiligen Konföderationen basiert auf einem Vorschlag der jeweiligen Konföderation gemäß den vorgegebenen Qualifikationsplätzen und obliegt dann der Genehmigung der Organisationskommission für die Fußball-Weltmeisterschaft.“
Trainer Jürgen Klopp (Borussia Dortmund): „Ich habe nicht direkt ein Freudenfest angezettelt. Ich glaube die Entscheidung würde anders ausfallen, wenn die Jungs, die die Entscheidung getroffen haben, auch spielen müssten. Wir wurden auch nicht gefragt. Und es wäre doch schön gewesen, wenn man Spieler und Trainer miteinbezogen hätte. Der Körper ist nur bedingt belastbar. Es ist ein Irrglaube, dass einzelne Spiele weniger intensiv sind, wenn du sie gewinnen willst.“
Geschäftsführer Michael Schade (Bayer Leverkusen): „Ich befürchte, dass der Fußball in Gefahr gerät, sich zu inflationieren. Wenn man einen weiteren Wettbewerb hinzufügt, kann man sich gegenseitig kannibalisieren. Für die Clubs sind Spieler ein Investment, von dem sie aber immer weniger haben, wenn sie immer mehr international spielen.“
Klaus Allofs (Manager VfL Wolfsburg): „Zunächst einmal bleibt abzuwarten, wie ein solcher Wettbewerb im Detail umgesetzt werden soll. Wenn durch zusätzliche Abstellungsperioden eine noch höhere Belastung auf die Spieler zukommen würde und damit einhergehend weniger Zeit für Regeneration bliebe, kann man das nicht gutheißen. Die Interessen der Bundesligavereine müssen gewahrt bleiben. Natürlich besteht bei der Einführung eines weiteren Wettbewerbs die Gefahr einer gewissen Übersättigung.“
Präsident Carl Jarchow (Hamburger SV): „Wir sehen die Sache sehr kritisch. Der Rahmenterminplan ist bereits voll. Wir glauben, dass es genug Wettbewerbe gibt.“
Aufsichtsratsmitglied Willi Lemke (Werder Bremen): „Da muss man höllisch aufpassen, dass da nicht eine Kollision der Interessen entsteht zwischen den Nationalverbänden und den Vereinen.“
Thomas Eichin (Manager Werder Bremen): „Grundsätzliche Überlegungen, die Termine der Nationalmannschaften zu optimieren, wenn dadurch weniger als mehr Länderspiele geplant würden, sind sicher zu begrüßen. Es würde auch den Vereinen zu Gute kommen, wenn sie ihre Spieler weniger für ihre Nationalmannschaften abstellen müssten. Allerdings sollte man genau das Für und Wider eines weiteren Fußball-Wettbewerbs abwägen, um die jetzigen Wettbewerbe und Turniere nicht zu schwächen. Sowohl die EM als auch die Champions League sind tolle und bewährte Highlights im Fußball-Terminkalender.“
Verbandspräsident Noël Le Graët (Frankreich): „Die Einführung der Liga ist eine exzellente Initiative. Noch ist nicht alles geregelt, vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht. Die Gespräche mit der UEFA, die alle Rechte besitzt, werden fortgesetzt.“
Generalsekretär Alex Horne (England): „Die Vorstellung, dass England gegen drei oder vier der besten 12 bis 16 Länder in Hin- und Rückspielen spielt, ist sehr spannend. Es besteht die Gefahr des Abstiegs, also steht eine Menge auf dem Spiel.“
Bert van Oostveen (Direktor Profifußaball beim niederländischen Fußballverband KNVB): „Wir wollen sicher sein, dass es insgesamt nicht mehr Spiele für Oranje gibt. Die Spieler sind schon am Maximum. Außerdem wollen wir die Möglichkeit behalten, um selbst noch Freundschaftsspiele zu organisieren. Zudem wollen wir, nicht unwichtig, eine finanzielle Entschädigung. Denn mit Freundschaftsspielen verdienen wir besonders viel Geld. So viel, dass wir alle anderen Dinge bezahlen können. Wenn die also wegfallen, verlieren wir viel Geld. Da muss es dann schon eine Entschädigung geben.“