HSV klammert sich an Lasogga
Hamburg (dpa) - HSV-Sturmhüne Pierre-Michel Lasogga stemmte die Fäuste in die Seiten, blies die Backen auf und prustete los: „Dann müssen wir eben in Mönchengladbach gewinnen. Ich hoffe, dass wir jetzt mal eine kleine Serie starten.“
Nach dem mageren 1:1 gegen Mitabstiegskandidat SC Freiburg wird es für den Hamburger SV in der Fußball-Bundesliga aber verdammt eng. Die Norddeutschen liegen nur deshalb auf Platz 16, weil der punktgleiche VfB Stuttgart weniger Tore erzielt hat. Der erstmalige Abstieg in der Geschichte des Vereins nimmt Konturen an. „Der Blick auf die Tabelle lohnt sich nicht“, riet deshalb HSV-Trainer Mirko Slomka.
Die HSV-Serie von fünf Partien gegen unmittelbare Konkurrenten ist vorbei. Von 15 möglichen Punkten stehen lediglich fünf Zähler zu Buche. Jetzt geht es gegen die Großen der Liga, die zumeist noch um die Teilnahme am internationalen Geschäft kämpfen: Gladbach (6.), Leverkusen (4.), Wolfsburg (5.), Augsburg (8.), Bayern (1.) und Mainz (7.). Für den Klassenverbleib hat Sportchef Oliver Kreuzer 33 bis 35 Punkte festgesetzt. Derzeit steht der HSV bei 24 Zählern. Kreuzer vielsagend: „Ich glaube, es werden an einigen Spieltagen noch große Überraschungen passieren.“
Hobby-Psychologe Slomka, der negative Gedanken, Zweifel oder gar Defätismus auf den Index gesetzt hat, gab die Arbeitseinstellung für die abschließenden sieben Partien vor: „Es ist völlig unerheblich, ob wir gegen Bayern München, Leverkusen oder Freiburg spielen.“ Soll heißen: Wir können gegen jeden Gegner Punkte holen. Zugleich appellierte er: „Wir können auch auswärts gewinnen.“ Beobachter hegen da Zweifel. Schon als Coach von Hannover 96 hat er bis zu seinem Abschied acht Auswärtspleiten in Serie eingesteckt. Mit dem HSV gab es bei zwei Auftritten in der Fremde zwei Niederlagen.
Slomka preist die wenigen Stärken seines Teams und setzt damit einen Kontrapunkt zu seinem Vorgänger Bert van Marwijk. Der Niederländer hatte von fehlender Qualität gesprochen und den verunsicherten Profis den letzten Glauben an sich geraubt. Slomkas Motivationstaktik erzeugt zumindest Leidenschaft und Kampfgeist. „Wir wollen jetzt mit breiter Brust nach Gladbach fahren“, meinte Abwehrspieler Heiko Westermann. Sein Teamkollege Tolgay Arslan ergänzte: „Wenn wir einmal gewinnen, sind wir ganz schnell wieder oben.“
Im Abstiegskampf mangelt es dem HSV allerdings an Lasogga-Typen. Bezeichnend, dass der Vollblutstürmer nach dreiwöchiger Verletzungspause und Kurzzeittraining bester Mann bei den Hanseaten war. „Ein unglaubliches Comeback von Pierre“, meinte Kreuzer staunend. Zehn der 21 Schüsse aufs Tor kamen von der Hertha-Leihgabe. „Trotz meiner erst 22 Jahre habe ich Spaß daran, Verantwortung zu übernehmen“, bekannte Lasogga, der sein zwölftes Tor im 18. Saisonspiel erzielte. Der wuchtige Stürmer lässt Kreuzer hoffen. „Ich bin guten Mutes, dass wir die Klasse halten“, meinte der Sportchef.
Die Freiburger zogen mit dem einen Punkt zufrieden von dannen. „Damit können wir gut leben“, betonte Torhüter Oliver Baumann. Sein Team liegt mit 26 Zählern auf Platz 15 und will am nächsten Samstag den punktgleichen Tabellennachbarn 1. FC Nürnberg besiegen und an ihm vorbeiziehen. Anders als für die Hamburger halten bei den Breisgauern die Kellerduelle an. In den Wochen darauf geht es gegen den Vorletzten Stuttgart und den Letzten Braunschweig. „Wir sind jetzt drei Spiele ungeschlagen. Die Serie hält“, versicherte Baumann.