Rückrunden-Torjäger Drmic lässt Nürnberg hoffen
Nürnberg (dpa) - Auf dem Feld umkurvte Doppeltorschütze Josip Drmic gekonnt seine Stuttgarter Gegenspieler, in der Mixed Zone dann die Fragen der Reporter nach seiner Zukunft.
„Was passieren wird, weiß man nicht“, kommentierte der Schweizer knapp und ließ viel Spielraum für Interpretationen. Im Alleingang hatte der 21-Jährige die Franken zum 2:0 gegen den Kellerkontrahenten aus Schwaben geschossen, überhaupt ist Drmic der Erfolgsgarant schlechthin beim FCN: 15 von 32 Toren erzielte er, seit Jahreswechsel ist er mit neun Treffern gar der erfolgreichste Schütze in der Fußball-Bundesliga.
„Josip hat seine Klasse wieder gezeigt. So wie Josip spielt, müssen eigentlich alle spielen: ohne Angst“, urteilte Trainer Gertjan Verbeek. Dass er kommende Saison noch auf den Sommer-Neuzugang setzen kann, ist nicht wahnsinnig wahrscheinlich: Ekici, Schieber, Gündogan, Klose, Diekmeier - immer wieder haben die Nürnberger in der Vergangenheit ihre besten Profis an finanzkräftigere Clubs verloren. Ein ähnliches Szenario droht im Sommer beim flinken Angreifer, trotz eines laufenden Vertrages bis Mitte 2017. Drmic selbst hält sich betont bedeckt, will nur über die letzten sieben Spiele mit dem FCN reden: „Wir haben jetzt einen schwierigen Kampf um den Klassenerhalt, ich will alles ausschütten, was ich habe, die ganze Energie.“
Selbst Sportvorstand Martin Bader hatte bereits bekräftigt, dass „ein Spieler seiner Qualität“ zumindest bei einem Abstieg keinesfalls zu halten sei. Aber selbst, wenn die Zweitklassigkeit vermieden werden sollte, wird es knifflig. Für rund fünf Millionen Euro Ablöse kommt Drmic nach Medienberichten per Ausstiegsklausel aus seinem Vertrag. Verteidigertalent Philipp Wollscheid wurde schon vor eineinhalb Jahren trotz eines bestehenden Kontraktes verkauft. Man könne einem derart begehrten Profi wie dem jetzigen Leverkusener schlicht nicht sagen, „du musst beim 1. FC Nürnberg bleiben, um Zwölfter zu werden, du hast einen Vertrag. Das hat doch nichts mit Fußballrealität zu tun“, hatte Bader dazu vor kurzem in einem dpa-Interview erklärt.
Torgaranten wie Drmic haben Seltenheitswert, auch der VfB könnte einen solchen derzeit gut gebrauchen. Die Stuttgarter haben vorne stattdessen nur Vedad Ibisevic, der seit Ende Januar auf ein Tor wartet und sich gegen Nürnberg gar nicht in Szene setzen konnte. Die unterschiedlichen Verfassungen der beiden Stoßstürmer dokumentieren den minimalen Unterschied zwischen den beiden Abstiegskontrahenten. Auch dank der wichtigen Tore von Drmic steht steht der FCN trotz zuvor vier Niederlagen am Stück als Tabellenvierzehnter jetzt knapp über der roten Linie - und der VfB auf Abstiegsplatz 17.
„Ich denke, dass Nürnberg gezeigt hat, was Abstiegskampf ist. Das haben wir nicht getan“, grantelte der neue VfB-Coach Huub Stevens nach dem ersten Rückschlag im dritten Spiel unter seiner Leitung. Die letzte Einsatzbereitschaft fehlte ihm, mal abgesehen von der Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. „Wir haben durch einen guten Moment das 1:0 geschossen. Aber wenn die Stuttgarter vorher nicht die Latte treffen, sondern das Tor, bekommen sie vielleicht Flügel und das Selbstvertrauen“, erkannte sein niederländischer Landsmann Verbeek.
Die Entscheidung im Abstiegskampf rückt näher, das Restprogramm spricht weder für Nürnberg noch für Stuttgart. Beide Clubs müssen unter anderem gegen Schalke, Mönchengladbach und Wolfsburg ran; der VfB darüber hinaus auch noch gegen den FC Bayern und Dortmund, die Franken gegen Leverkusen. Einfach ist anders. „Aber Angst gibt ein schlechtes Gefühl. Das ist nur eine Kopfsache“, befand Verbeek.