Borussia Mönchengladbach Josip Drmic — ein langer Weg mit Papst und „Rocky“

Mönchengladbach. Der demütig wirkende Blick von Josip Drmic? Ist auf den Boden gerichtet, als er fast flüsternd bemerkt: „Ich bin stolz auf mich. Die harte und zähe Arbeit, die hinter mir liegt — dafür bin ich nun belohnt worden.“ Wenige Augenblicke zuvor sind dem Stürmer von Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach zwei Treffer und zwei Torvorlagen gelungen.

Nach seiner schweren Verletzung steht Josip Drmic kurz vor seinem Comeback. Archivbild.

Foto: Marius Becker

Beim Testspielerfolg der Fohlen-Elf gegen Zweitligist Arminia Bielefeld (4:1).

Für Drmic sind das spezielle Momente der Freude — auch wenn er das gut zu verstecken weiß. Schließlich hat er gerade bewiesen, dass mit ihm weiterhin zu rechnen ist. Ein Profi, über dessen Haupt das Wort Karriereende bereits wie ein Damoklesschwert schwebte, hat die vorletzte Hürde zum Comeback genommen.

Rückblende: Im März 2016 kämpft Drmic als Leihspieler für den Hamburger SV gegen seinen Ex-Klub Bayer Leverkusen, dabei erwischt es den Schweizer Nationalspieler im rechten Knie. Traumatischer Knorpelschaden. Eine Diagnose, die Drmics Leben auf den Kopf stellen wird. Nach Tränen der Enttäuschung folgt eine Operation. Anschließend die Rückkehr zur Borussia, in Gladbach absolviert er ein intensives Rehaprogramm. Neun Monate lang muss er sich gedulden, bis er wieder da ist, wo er hin will — zurück in der Bundesliga.

Er kann auf höchstem Niveau spielen, es sieht zunächst so aus, als würde der Körper, das Knie, nicht mehr streiken. Drmic erlebt als gefeierter Torjoker sogar auf Anhieb im Trikot der Nationalelf wieder Euphorie-Momente, bis plötzlich und unverhofft, im April 2017, ihn die neue Diagnose „Knorpelschaden“ aus der Umlaufbahn seines Glücks katapultiert. Drmic muss ein zweites Mal unters Messer, ihm werden mit einer Art chirurgischem Staubsauger Teile aus dem lädierten Gelenk entfernt. Zurück auf Null. Unzählige Behandlungen.

Sein Schicksal, liegt erneut in den Händen von Medizinern und Therapeuten. Zermürbend. Das Wort Karriereende wabert um ihn herum. Insider berichten, es sehe „nicht gut“ aus. Doch Drmic kämpft, entwickelt eine neue Energie. Öffentlich schweigt er nun lieber. Ab und an meldet er sich via sozialer Netzwerke zu Wort, schreibt auf seiner Facebook-Seite Beiträge wie „Gib niemals auf“. Oder postet ein Video, das ihn bei schweißtreibenden Fitnessübungen zeigt. Drmic pusht sich durch sein Aufbauprogramm, greift auch in die Psycho-Kiste, zieht sich abends alte „Rocky“-Filme rein. „Ich mag die Musik, die Handlung. Das motiviert mich“, sagt er.

Die Behandlung schlägt an, der Heilungsprozess verläuft reibungslos. Es ist eine Zeit, in der für Drmic auch der Glaube zu Gott eine große Rolle spielt. Wie intensiv, verdeutlicht die emotionale Begegnung im Sommer mit Papst Franziskus. Borussias Kader war zu einer Privataudienz in den Vatikan gereist. Franziskus habe, so berichten es mehrere Spieler später unserer Zeitung, bewegende Worte an sie gerichtet. Als Drmic vor Franziskus treten durfte, beugte sich der Profi sogar vor, küsste Hand und Ring des Papstes. Aus seinem Umfeld ist später zu hören, die Papst-Audienz habe Josip einen weiteren Schub verliehen. In seinem Heimatland widmen ihm die die befreundeten Rapper „Lumi“ und „Kikz“ auf Schweizer-Deutsch den Mutmach-Song „Nur im Dunkle“.

Jetzt klopft er wieder an. Zwei Tore, zwei Vorlagen in einem vermeintlich belanglosen Testspiel sind ihm gelungen. „Das nehme ich für mich mit. Das tut gut. Auch wenn ich weiß, dass ich noch nicht bei einhundert Prozent bin“, sagt er. Drmic trennt, so sagt auch Trainer Dieter Hecking, nur noch ein letzter Schritt von der Rückkehr in die Bundesliga.