Borussia Mönchengladbach Video-Beweis und Vestergaard retten Gladbach vor nächster Heimpleite

Erneut tut sich die "Fohlenelf" vor eigenem Publikum schwer. Der Torschütze nennt die Leistung enttäuschend.

Oscar Wendt (l-r), Vincenzo Grifo und Torschütze Jannik Vestergaard jubeln nach dem Treffer zum 1:1 Ausgleich.

Foto: Marius Becker

Mönchengladbach. Am Ende patzte dann auch noch die Medien-Abteilung von Borussia Mönchengladbach. Die verkündete nach dem Abpfiff des Spiels gegen den FSV Mainz 05 in der "Fohlen"-App über dem Endergebnis von 1:1 kurzzeitig die Mitteilung "Am Ende ein perfektes Auswärtsspiel". Zwar war dies für die Leistung der Gäste aus Mainz durchaus zutreffend, bezog sich allerdings auf das Gladbacher 3:1 bei der TSG Hoffenheim in der vergangenen Woche. Mit diesem Fauxpas aber standen Borussias fleißige Mitarbeiter für die sozialen Netzwerke nicht allein.

Da hatte der Mainzer Torwart Robin Zentner den Elfmeterpunkt mit dem Ball verwechselt und sich so durch den Luftloch-Tritt des Jahres für einen Platz in der Kinder-Serie "Die Sendung mit der Maus" beworben. Frei nach deren Motto: "Das ist ein Ball. Und das ist ein Elfmeterpunkt. Der ist kein Ball. Klingt für Robin komisch, ist aber so." Dann verwehrte Schiedsrichter Sven Jablonski trotz (oder gerade wegen) des Video-Assistenten beiden Mannschaften einen Elfmeter. Dazu verpassten es die Gladbacher einmal mehr, einen Auswärts-Erfolg für die Tabelle zu vergolden.

"Das haben wir uns natürlich ganz anders vorgestellt. Wir wollten uns mit einem Sieg in der Spitzengruppe festsetzen, aber den Sieg hatten wir heute nicht verdient", sagte Kapitän Lars Stindl. Die "Fohlenelf" bekommt den heimischen Borussia-Park einfach nicht zur Festung ausgebaut. Inzwischen konnten auf eigenem Rasen schon acht der bisher 18 möglichen Punkte nicht aufs Konto gebucht werden. "Auswärts tun wir uns in der Tat etwas leichter. Bei uns stehen die Gegner meist hinten drin. Das ist legitim, aber dafür müssen wir Lösungen finden", sagte Stindl.

"Vielleicht legt sich die Mannschaft zu Hause zu viel Druck auf. Das lähmt, sie besitzt keine Leichtigkeit", meinte Manager Max Eberl und ergänzte: "Wir haben jedenfalls nicht gezeigt, was wir können." Doch was kann diese Borussia? Nicht zum ersten Mal fehlten dem Team von Dieter Hecking daheim Tempo und Ideen nach vorne sowie eine geordnete Absicherung nach hinten. Auch die Heimsiege gegen Köln (1:0), Stuttgart (2:0) und Hannover (2:1) entsprangen so eher zäher Arbeit als erfrischender Spiel-Kultur. Zwei dieser fünf Treffer resultierten zudem aus Elfmetern.

Borussia Mönchengladbach spielt unentschieden gegen Mainz
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"Den Punkt heute haben wir sicher mehr durch Moral als fußballerischer Klasse geholt", gab Eberl zu. Und erneut mit Glück. Denn wie bereits der Hannoveraner Harnik so traf auch der Mainzer Brosinski kurz vor Schluss die Latte. Zudem nahm Jablonski das vermeintliche 2:0 der Rheinhessen durch Öztunali (39.) nach Intervention aus Köln wegen eines vorangegangenen Fouls zurück. "Wenn man ein 0:2 kassiert, dann ist ein 1:1 nicht mehr möglich", hatte Düsseldorfs Kult-Trainer Aleksandar Ristic einst philosophiert. In Zeiten des Video-Beweises ist diese Weisheit überholt.

So konnte Jannik Vestergaard die Borussen nach dem Rückstand durch Diallo (19.) mit seinem 1:1 in der 67. Minute vor der dritten Heim-Pleite bewahren. Es war schon der siebte Treffer des Innenverteidigers im Kalenderjahr 2017, so viele wie sonst nur Lars Stindl gelangen. Das beweist zweierlei: Zum einen, dass die "Fohlenelf" nach Standards gefährlich ist - zum anderen aber eben auch, dass ihr aus dem Spiel heraus zu wenig kreatives gelingt. "Für unsere Ansprüche ist das nicht zufriedenstellend. Unsere Leistung gegen Mainz war enttäuschend", sagte Vestergaard.

Der Däne war neben Christoph Kramer der einzige, der seine Normal-Form abrufen konnte. Mit dem zur zweiten Hälfte eingewechselten Kramer hielten zumindest klarere Ordnung sowie höhere Anspielbereitschaft Einzug. Andere Leistungsträger indes geben Rätsel auf. Torhüter Sommer patzt ungewohnt häufig, Wendt und Stindl wirken müde, Raffael ist nur ein Schatten der vergangenen Spielzeiten. Auf Trainer Hecking wartet daher auch in der Länderspiel-Pause Arbeit, dann geht es eh zunächst in die Fremde. Zu Hertha BSC. Am Ende ein perfektes Auswärtsspiel?