Bundesliga und WM-Play-offs Gladbachs Schweizer: Erst Mainz, dann Nordirland
Yann Sommer, Nico Elvedi und Denis Zakaria sind Gladbachs Schweizer. Am Samstag soll in der Liga der Trend weiter nach oben zeigen, dann geht es für alle drei in die WM-Play-offs.
Mönchengladbach. Hat nun der Schweizer Fußball-Nationalmannschaft die Göttin Fortuna beigestanden? Oder wird es doch eher eine knifflige Aufgabe, die ein solches Play-off-Duell in sich trägt? Auf jeden Fall will das Team von Vladimir Petkovic in den nun folgenden beiden Qualifikationsspielen gegen Nordirland am Donnerstag (in Belfast) und drei Tage später in Basel das letzte Hindernis auf dem Weg zur Fußball-WM 2018 in Russland aus dem Weg räumen. „Es hätte auch Kroatien oder gar Italien werden können“, sagt Yann Sommer, „jetzt sind es eben die Nordiren. Das sind die Fakten. Da müssen wir durch.“ Fußballer-Realismus.
Der Goalie von Borussia Mönchengladbach sieht bei allem Respekt vor dem Gegner aus dem Vereinigten Königreich seine Schweizer in leichter Favoritenrolle: „Die Chance, sich vier Jahre nach Brasilien erneut für eine Fußball-Weltmeisterschaft zu qualifizieren, ist zum Greifen nah. Trotzdem wird es eine schwierige Aufgabe.“
Doch vor Teil I der Qualifikations-Nachlese, dem Gang in den Windsor-Park, wartet auf Gladbachs Keeper erst einmal der Liga-Alltag am Samstag im Borussia-Park gegen den FSV Mainz 05 (15.30 Uhr). „Das heißt auf jeden Fall volle Konzentration. Wir müssen stabil stehen, die Mainzer beschäftigen und möglichst viel Druck ausüben“, sagt Sommer. Fußballer-Floskeln?
Erst also Mainz, dann Nordirland. Yann Sommer ist ein Typ, der die jeweiligen Aufgaben, sei es Bundesliga oder Nationalteam, gut zu unterscheiden weiß. „Eigentlich bin ich noch gar nicht auf Nordirland eingestellt“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung, „ich bin total auf Mainz fokussiert. Wir haben einen kleinen Lauf. Den sollten wir nutzen.“ Platz sechs, bislang fünf Siege, geht es noch weiter Richtung Champions League-Plätze?
Erst gegen 17.20 Uhr nach der Liga-Partie am Samstag, ist dann aber der Blick nur noch nach vorn gerichtet. Sommer ist heiß auf die WM. 2014 in Brasilien stand der Mann aus dem Kanton Waadt, der Heimat auch von Gladbachs Ex-Trainer Lucien Favre, noch im Schatten von Diego Benaglio (derzeit bei AS Monaco unter Vertrag). Inzwischen hat Benaglio seine Karriere im Nationalteam beendet und Sommer sich längst vor Marvin Hitz (Augsburg) und Roman Bürki (Borussia Dortmund) in der eidgenössischen Torhüter-Hierarchie an die Spitze gehievt. Die erste Playoff-Begegnung am Donnerstag steigt im Windsor-Park in Belfast, drei Tage später wird dann im ausverkauften St. Jakob-Park in Basel endgültig abgerechnet.
Dass die Schweizer es überhaupt „so weit haben kommen lassen“, wie Spommer es formuliert, hat auch eine leicht tragische Note: Bis zum zehnten und letzten Spieltag hatte das Nachbarland die Tabelle der WM-Qualifikationsgruppe B angeführt, um schließlich durch eine 0:2-Niederlage in Portugal ob der schlechteren Tor-Differenz vom Europameister 2004 noch abgefangen zu werden. „Wir waren an diesem Tag einfach nicht gut genug, um die Hürde zu meistern“, sagt Sommer.
Seine anfängliche Enttäuschung hat er in positive Energie umgewandelt. Geholfen hat bei diesem Prozess der Liga-Alltag. Abgesehen vom Ausrutscher der Niederrhein-Elf gegen Leverkusen (1:5) läuft es bei den Fohlen im Oberhaus bestens. 2:0 in Bremen, 1:0 im Pokal bei Fortuna Düsseldorf, 3:1 in Hoffenheim — die jüngsten Ergebnisse stimmen, und die Defensive im Team von Dieter Hecking wirkt gefestigt. Was auch für den ruhigen Yann Sommer spricht, den Stoiker im VfL-Kollektiv.
Neben Sommer, der seit 2014 in Gladbach zwischen den Pfosten steht (109 Bundesliga-Spiele), sind gestern erwartungsgemäß zwei weitere Gladbacher vom Schweizer Bundestrainer Petkovic für das Intermezzo gegen die Nordiren nominiert worden: Nico Elvedi und Denis Zakaria. Zwar gehören Letztere im Gegensatz zu Sommer (noch) nicht zur absoluten Spitze auf ihrer Position in der Schweiz, aber gelegentliche Einsatzzeiten gibt es immer wieder. Bei Borussia Mönchengladbach ist das Duo ohnehin konstant gut drauf.
Auch am Samstag gegen Mainz? Man darf gespannt sein, was Dieter Hecking nach dem gelungenen Personal-Puzzle von Sinsheim diesmal plant. Beim 3:1-Sieg im Kraichgau rückte Ginter ins Mittelfeld und erzielte ein Tor, Jantschke verteidigte rechts, Vestergaard kehrte in die Viererkette zurück, Grifo schließlich zelebrierte sein Spiel als große Kunst. Eines dürfte klar sein: Weltmeister Christoph Kramer hat seine muskulären Probleme ausgestanden und ist für sein Comeback bereit.
„Meine Mannschaft hat eine gute Entwicklung genommen. Natürlich setzen wir alles daran, auch gegen Mainz zu gewinnen und wollen viel mitnehmen von dem zuletzt Gezeigten: Spielfreude, Begeisterung. 52 300 Karten sind für das Spiel bislang verkauft, es wird wohl ausverkauft.