Heynckes: BVB-Sieg beim HSV „kein Maßstab“

München (dpa) - Die Vorgabe ist happig. Vor zwei Wochen schoss Bayern Münchens Titelrivale Borussia Dortmund den Hamburger SV mit 5:1 ab - jetzt muss der Spitzenreiter an selber Stelle nachlegen.

Doch Jupp Heynckes, der die BVB-Gala zum Rückrundenstart live im Fernsehen verfolgt hatte, wiegelt vor dem Nord-Süd-Klassiker ab: „Das ist kein Maßstab für das Spiel. Wenn die Gegner gegen den FC Bayern spielen, spielen sie viel engagierter, viel konzentrierter und manchmal auch defensiver“, erklärte der 66 Jahre alte Fußballlehrer.

Eiseskälte und Abwehrsorgen sollen die Münchner ebenso wenig vom Meisterkurs abbringen wie die besonderen Insiderkenntnisse von HSV-Trainer Thorsten Fink, der seinem Ex-Club im Titelkampf nur zu gerne ein Bein stellen möchte. „Ich glaube, dass man im Moment die Möglichkeit hat, den FC Bayern zu schlagen, aber dafür muss alles passen“, sagte der ehemalige Münchner Profi. Heynckes bescheinigt Fink, in Hamburg eine „Aufbruchstimmung“ entfacht zu haben. Trotzdem vertraut er auf die größeren Qualitäten seiner Elf: „Durch den Sieg gegen Wolfsburg ist meine Mannschaft wieder ein Stück weiter.“

Einig sind sich Heynckes und Fink beim Umgang mit den frostigen Temperaturen. „Laufen, Gas geben“, empfahl Fink den Spielern. „Das Beste ist Bewegung“, meinte auch Heynckes, der sich mehr um die Zuschauer sorgt und sich selbst mit beheizbaren Schuhsohlen wappnen will. „Augen zu und durch“, fordert Heynckes: „Wir sind ja Männer.“

In der Abwehr gehen ihm diese langsam aus: Wegen der Gelb-Sperre von Rafinha ist Heynckes erneut zum Umbau der Viererkette gezwungen. Um nach der Verletzung von Daniel van Buyten die Innenverteidigung mit dem Ex-Hamburger Jérome Boateng und Holger Badstuber nicht wieder auseinanderzureißen, soll Mittelfeldspieler Anatoli Timoschtschuk hinten rechts aushelfen. Eine mögliche Alternative auf der Bank wird auch fehlen: Der Brasilianer Breno hat wieder Knie-Probleme.

Nachdem Franck Ribéry wegen der personellen Engpässe die fehlende Qualität auf der Bank beklagt hatte, verteidigte Heynckes, dass der Rekordmeister im Winter nicht auf dem Transfermarkt tätig geworden war. „Transfers muss man von langer Hand vorbereiten. Ich halte nichts von Schnellschüssen.“ Das sei „Aktionismus“.

In Hamburg könnte helfen, dass die Hanseaten den Bayern extra einen neuen Rasen ausgelegt haben. Denn die „angreifende Mannschaft“ habe es auf einem schlechten Platz „schwerer“, betonte Heynckes, der zudem feststellte: „Wir haben noch riesiges Steigerungspotenzial.“

Für die Bayern beginnen in Hamburg wegweisende Wochen. „Der Februar ist sehr wichtig für uns“, sagte Ribéry mit Blick auf die weiteren Liga-Partien gegen Kaiserslautern, Freiburg und Schalke sowie das DFB-Pokal-Viertelfinale in Stuttgart und das Hinspiel im Champions-League-Achtelfinale beim FC Basel. Zum Auftakt sei in Hamburg „nicht großer Zauberfußball“ nötig, betonte Bastian Schweinsteiger. Man müsse „einfach nur die drei Punkte holen“.

Gegen die fünf besten Teams der Liga hat der HSV in dieser Saison noch keinen Punkt geholt - auch gegen die Bayern ging man im Hinspiel mit 0:5 unter. Fink geht es nach der 1:5-Abfuhr gegen den BVB nicht mehr darum, mutig mitzuspielen, sondern diszipliniert auf eine Chance zu warten wie zuletzt beim Sieg in Berlin: „Defensiv gut stehen ist wichtig. Wenn die Bayern ins Rollen kommen, wird es schwer.“

Der HSV muss den Ausfall von Innenverteidiger Jeffrey Bruma (Kniereizung) verkraften, nach mehr als drei Monaten Pause soll der Serbe Slobodan Rajkovic die Lücke schließen. Zudem knickte Linksverteidiger Dennis Aogo auf dem teilweise gefrorenen Trainingsplatz um. Zumindest so etwas soll sich auf dem neuen Grün in der Arena nicht wiederholen: Die Greenkeeper versicherten, der neue Rasen werde bei einer Bodentemperatur von sechs Grad bestens bespielbar sein.