Bayern-Jagd bei Kälte

Düsseldorf (dpa) - Bei zum Teil zweistelligen Minusgraden nähern sich einige Fußball-Bundesligisten stimmungsmäßig dem Nullpunkt. In der Leverkusener Führungsetage ist ein Streit um den von Trainer Robin Dutt kaltgestellten Michael Ballack entbrannt.

Und beim 1. FC Köln und Hertha BSC kündigt sich nach dem miserablen Rückrundenstart ebenfalls eine Eiszeit an. Viel schlimmere Sorgen hat der Ägypter Mohamed Zidan, der trotz der Katastrophe in seiner Heimat am Samstag für seinen Club Mainz 05 bei Schalke 04 spielen will.

„Die Nachrichten und Bilder aus meiner Heimatstadt Port Said schockieren mich, sie machen mich sehr betroffen“, erklärte der 30 Jahre alte FSV-Neuzugang vor dem Spiel in Gelsenkirchen, wo er mit Trauerflor auflaufen will. Die Rheinhessen treffen auf einen nach fünf Siegen in Serie selbstbewussten Gegner. Stevens hält Mainz aber für einen unangenehmen Kontrahenten. „Sie spielen gut gegen den Ball, agieren sehr druckvoll und sind keinesfalls auf die leichte Schulter zu nehmen“, warnte Stevens, der wieder mit Stürmerstar Raúl plant.

Trotz der „sibirischen Kälte“ und angespannter Personallage ist Jupp Heynckes vor dem Auftritt beim Hamburger SV nicht bange. „Durch den Sieg gegen Wolfsburg ist meine Mannschaft wieder ein Stück weiter“, sagte der Trainer von Bayern München. An der 5:1-Gala von Meister BVB vor zwei Wochen in Hamburg will Heynckes sein Team aber nicht messen. „Das ist kein Maßstab. Wenn die Gegner gegen den FC Bayern spielen, spielen sie viel engagierter, viel konzentrierter und manchmal auch defensiver“, betonte er. Da Rafinha gesperrt ist, soll Anatoli Timoschtschuk diesmal rechts verteidigen.

Der HSV schöpft nach dem 2:1 in Berlin neuen Mut. Doch vor dem Duell mit seinem Ex-Club zeigt sich HSV-Coach Thorsten Fink ein wenig genervt von den ewigen Fragen nach dem Sieger-Gen, dass den Rekordmeister angeblich auszeichnet. „Der FC Bayern hat das Gewinnen-Wollen nicht erfunden“, sagte Fink. Seine Münchner Vergangenheit will er Samstag um 18.30 Uhr für 90 Minuten ausblenden: „Wir wollen den FC Bayern schlagen, wir können ja keine Rücksicht darauf nehmen“, meinte er voller Vorfreude auf „so ein Top-Spiel“.

Pure Lust am Fußball herrscht seit langem bei Borussia Mönchengladbach. Trainer Lucien Favre sieht keinen Grund für ein Ende der Erfolgsserie. „Man kann es nicht planen, aber ich gehe davon aus, dass wir keinen Leistungseinbruch erleiden werden“, sagte der Schweizer vor der Partie in Wolfsburg. VfL-Coach Felix Magath zeigt höchsten Respekt vor der Leistung der Borussia: „Lucien Favre liefert sehr gute Arbeit ab und hat der Mannschaft Stabilität gegeben.“

Davon kann an den Krisenherden in Köln, Leverkusen, Stuttgart und Berlin momentan keine Rede sein. Beim FC stört nach den zwei Auftaktpleiten zusätzlich ein Machtkampf zwischen Sportdirektor Volker Finke und Trainer Stale Solbakken die Vorbereitung auf das Spiel beim 1. FC Kaiserslautern (Sonntag, 17.30 Uhr). Anlass ist der angebliche Alleingang von Finke, der in letzter Minute Stürmer Chong Tese aus Bochum holte. „Dass nach dem Chaos der letzten Wochen dieser Transfer so zustande gekommen ist, wundert mich nicht“, monierte Podolski unlängst im „Express“ die mangelnde Kommunikation.

Sollte der VfB in Leverkusen nicht den ersten Punkt des Jahres einfahren, dürfte es auch mit der schwäbischen Gelassenheit vorbei sein. Bruno Labbadia steht ähnlich unter Beobachtung wie Robin Dutt, der noch kein gutes Team formte. Dazu kommt der Dauerärger um Ballack, der das Verhältnis des Führungsduos auf eine harte Probe stellt. Rudi Völler widersprach Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser, als er für Ballack Partei ergriff. „Wir wollen in der Rückrunde voll angreifen, dazu brauchen wir auch Michael Ballack. Seine Verpflichtung war richtig“, betonte der Sportdirektor.

Große Sorgen nach zwei Pleiten hat Herthas neuer Coach Michael Skibbe. Sein Team kann mit einer Niederlage gegen Hannover 96 sogar auf Platz 16 abrutschen. „Ich erwarte einen deutliche Reaktion der Mannschaft“, mahnte Skibbe.