Heynckes mit Leverkusen weiter auf Kurs

Kaiserslautern (dpa) - Bayer Leverkusen zieht hinter Borussia Dortmund weiter unangefochten seine Kreise. Die Werkself scheint in dieser Saison reif für den Einzug in die europäische Königsklasse.

Der Trainer geht, der Star schweigt - und doch läuft es bei Bayer Leverkusen wie geschmiert. Selbst die Wechsel-Ankündigung von Jupp Heynckes und die anhaltenden Diskussionen um Michael Ballack haben das beste Rückrundenteam der Fußball-Bundesliga nicht vom Kurs auf den direkten Einzug in die Champions League abgebracht. Nach dem 1:0 (0:0) beim 1. FC Kaiserslautern hat der Tabellenzweite weiter sieben Punkte Vorsprung auf Verfolger Bayern München und kann dem direkten Duell mit dem Rekordmeister in zwei Wochen gelassen entgegensehen.

„Wir werden bis zum Ende wie immer harmonieren und alles daran setzen, die Saison erfolgreich abzuschließen. Und ich bin zuversichtlich, dass das funktioniert. Wir wollten den zweiten Platz festigen. Das ist uns gelungen“, stellte der jetzige Bayer- und künftige Bayern-Trainer Heynckes zufrieden fest.

Der 65 Jahre alte Fußball-Lehrer lobte seine Mannschaft nach dem souveränen Auftritt für ihre Cleverness, Sportdirektor Rudi Völler den Coach für dessen Professionalität - nur Ballack wollte nicht in den Jubelchor einstimmen. Der 34-Jährige verließ kommentarlos die Stätte des Erfolges, nachdem er zuvor mit einer soliden Leistung zum verdienten Sieg an seiner alten Wirkungsstätte beigetragen hatte.

„Natürlich hat er noch Luft nach oben. Aber er agiert umsichtig, mannschaftsdienlich und lenkt das Spiel nach vorne“, sagte Heynckes. Auch Völler glaubt, dass der frühere Leitwolf der Nationalmannschaft langsam auf Touren kommt. „Man merkt, dass Michael viel fitter ist als vor vier, fünf Wochen. Er hat von Beginn an gebissen und seine Mitspieler gut eingesetzt.“

Noch wichtiger sei jedoch gewesen, dass es nach dem offiziell verkündeten Weggang des Trainers zum Saisonende keinen Bruch gegeben habe. „Keiner hat geglaubt, dass es Probleme geben könnte. Aber wenn man gewinnt, ist es natürlich angenehmer. Für Jupp Heynckes zählt nur Bayer, er will auf jeden Fall Zweiter werden“, meinte Völler.

Vor 46 050 Zuschauern lieferte der Tabellenzweite einen erneuten Beweis seiner gewachsenen Reife, die sich Heynckes auf seine Fahnen schreibt. „Die Mannschaft hat sich weiterentwickelt, hat mehr Substanz, mehr Alternativen und mehr Qualität. Sie spielt nicht mehr den Hurra-Fußball wie früher, ist cleverer und geduldiger geworden“, sagte er.

Obwohl es gegen aufopferungsvoll kämpfende Pfälzer lange nicht rund lief, behielt Bayer die Ruhe und schlug im entscheidenden Moment eiskalt zu. Ausgerechnet Sidney Sam, im Vorjahr einer der Aufstiegshelden in Kaiserslautern, versetzte seinem abstiegsbedrohten Ex-Club mit einem Direktschuss in der 74. Minute den K.o.

„Wenn man das entscheidende Tor macht, ist es umso schöner. Es war ein super Spiel und ich freue mich, dass wir die drei Punkte geholt haben“, sagte Sam. Für Heynckes war es ein Treffer mit Ansage. „Ich habe mit ihm in der Woche gesprochen und gesagt, du bist mal wieder dran, ein Spiel für uns zu entscheiden“, berichtete der Coach.

Mit seinem Treffer verschärfte Sam die Abstiegssorgen des FCK, der mit 31 Punkten weiter zittern muss. „Wir haben alles versucht, einem großen Gegner ein Bein zu stellen, aber es ist uns nicht gelungen“, erklärte Trainer Marco Kurz.