Hitzfeld: Rücktritt von Müller-Wohlfahrt schwächt Bayern
München (dpa) - Der langjährige Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld sieht im Rückzug von Mannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt einen großen Verlust für den deutschen Fußball-Rekordmeister.
„Er ist ein genialer Arzt, einer der besten der Welt. Dass er zurücktritt, schwächt das Team“, sagte Hitzfeld in München. Die Entscheidung Müller-Wohlfahrts sei sicherlich kein spontaner Entschluss nach dem mit 1:3 verlorenen Champions-League-Spiel des FC Bayern beim FC Porto gewesen. „Es muss Einiges im Vorfeld passiert sein, so etwas entwickelt sich, das muss reifen“, sagte Hitzfeld bei der Präsentation eines Dokumentationsfilms des Pay-TV-Senders Sky über ihn.
Zwischen dem 72 Jahre alten Müller-Wohlfahrt und Trainer Pep Guardiola war es beim FC Bayern mehrfach zu Differenzen gekommen. Nach dem 1:3 am Mittwoch in Porto ist laut Müller-Wohlfahrt die medizinische Abteilung hauptverantwortlich für die Niederlage gemacht worden. Ob ein Arzt Schuld an einer Niederlage sein könne, beantwortete Hitzfeld aus seiner Erfahrung mit einem klaren „Nein“.
Auch ein Mannschaftsarzt stehe stets unter „enormem Druck“, sagte Hitzfeld. Die medizinische Abteilung muss die Spieler fitmachen. Der FC Bayern beklagt aktuell viele verletzte Profis. Auch für den Vereinsvorstand sei die aktuelle Situation schwierig: „Klar, dass man zum Trainer steht.“
Hitzfeld betonte, er habe in seinen zwei Amtszeiten beim FC Bayern stets „vertrauensvoll“ mit Müller-Wohlfahrt zusammengearbeitet. Den Arzt habe neben seiner hohen Fachkompetenz eine „absolute Loyalität dem Verein gegenüber“ ausgezeichnet. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Spieler nicht privat weiter zu ihm gehen“, sagte Hitzfeld voraus. Das sei auch so gewesen, als Müller-Wohlfahrt in der Amtszeit von Jürgen Klinsmann als Trainer kurzzeitig das Team nicht mehr betreute. „Er hat unglaubliche Fähigkeiten, wenn es darum geht, Diagnosen zu stellen. Das macht ihn einmalig“, schwärmte Hitzfeld.
Der Zeitpunkt des Rücktritts von Müller-Wohlfahrt kurz vor dem Viertelfinal-Rückspiel gegen Porto am 21. April sei problematisch: „Das wird die Aufgabe nicht erleichtern.“ Hitzfeld ist jedoch „felsenfest davon überzeugt“, dass die Münchner noch ins Halbfinale einziehen werden. „Bayern wird sich nicht zweimal so präsentieren wie in Porto. Bayern gehört für mich mit Barcelona und Real Madrid nach wie vor zu den Favoriten auf den Titelgewinn.“