Kein Plan B Hoeneß-Werbekampagne für Jupps Ja geht weiter
Düsseldorf (dpa) - Auf seiner Dauer-Werbetour für ein weiteres Jahr mit Jupp Heynckes schrecken Uli Hoeneß selbst die minimalen Aussichten nicht ab.
„Im Moment zehn Prozent“ betrage die Chance für einen Verbleib des Trainer-Altmeisters beim FC Bayern, räumte der Clubchef zwar am Dienstag im lockeren Geplauder auf der blütenweißen Couch beim Branchenkongress SpoBis in Düsseldorf ein. „Aber ich gebe nicht auf“, bekräftigte Hoeneß.
Der deutsche Fußball-Rekordchampion kämpft wortreich um ein weiteres Jahr mit Heynckes, dessen aktueller Plan aber nicht über das Saisonende hinausgeht. Die fortwährenden Lobeshymnen schmeichelten ihm nicht, sagte der 72-Jährige erst kürzlich. Er wollte wegen der öffentlichen Bekundungen das Gespräch mit den Bossen suchen. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge unterstützt die von Hoeneß gestartete öffentliche Kampagne. Letzterer aber bleibt die treibende Kraft in dieser für den Meister bedeutsamen Personalie.
„Wenn ich einen Trainer malen sollte, dann wäre der sehr ähnlich dem Josef Heynckes aus Schwalmtal“, beschrieb es Hoeneß. Schon am Vorabend hatte der 66-Jährige beim „Ständehaus-Treff“ der Rheinischen Post in Düsseldorf die Vorzüge des Triple-Gewinners von 2013 gepriesen. „Jupp Heynckes ist der, der das moderne Management integriert ins Menschsein“, sagte Hoeneß und versicherte: „Derzeit gibt es keinen Plan B.“
Ein Lob hier, eine Schwärmerei dort, ein Kompliment da. Hoeneß versucht alles, um den Nachfolger des im September entlassenen Carlo Ancelotti umzustimmen. Heynckes sei die beste Lösung, weil er den bevorstehenden Umbruch bei den Münchnern perfekt moderiere, sagte Hoeneß. Doch so sehr Heynckes seine aktuelle Bayern-Aufgabe genießt und auskostet, sein Lebensplan umriss er anders. „Ich werde im Sommer 73 Jahre alt. Da weiß man nicht, wie viel Zeit einem das Leben noch gibt“, sagte Heynckes erst vor wenigen Wochen.
Wie die Schmeicheleien bei Heynckes wirklich wirken, lässt dieser bestenfalls erahnen. Doch die Münchner erreichen mit der groß angelegten Werbemaßnahme, dass der öffentliche Fokus in der Trainerfrage auf Heynckes gerichtet ist. Sollten die Bayern-Bosse ihren Plan A irgendwann doch aufgeben (müssen) und dies erst einmal nicht kundtun, könnten sie mit etwas mehr Ruhe die Nachfolgeregelung vorantreiben.
Auch deshalb schmeckt es den Münchnern nicht, wenn die Bundesliga-Kollegen öffentlich über den wichtigsten Trainerposten der höchsten deutschen Spielklasse reden. „Ich hab's irgendwo gehört, wer's wird. Aber das werde ich nicht sagen“, sagte Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic und präsentierte sich dieser Tage gerne als Geheimnisträger. Eintracht-Coach Niko Kovac werde allerdings noch eine Weile beim Club bleiben, versicherte er.
Kovac, Ralph Hasenhüttl (Leipzig), Thomas Tuchel (früher Borussia Dortmund), Julian Nagelsmann (Hoffenheim) und Jürgen Klopp (Liverpool) - Namen wurden und werden viele gehandelt. Die Spieler stört das nicht. „Ich habe schon unter vielen großen Trainern trainiert, deshalb kenn' ich schon einige Facetten, was im Fußball so möglich ist“, erklärte Weltmeister Thomas Müller am Wochenende.
„Wir haben aktuell den besten Mann an der Seitenlinie. Wenn man von 17 Spielen 16 gewinnt, wenn man sich die Ansprachen anhört, wie er trotz unserer jetzigen Situation Feuer versprüht. In dem Alter muss ich sagen: Hut ab“, hob Müller hervor. Dass die Clubbosse versuchen, mit ihrer „Charme-Offensive“ Heynckes zu einer Verlängerung der vierten Amtszeit in München zu bewegen, quittierte der derzeitige Kapitän mit einem Lächeln. „Die sollen mal charmeurisieren.“