Hoffenheim vor Trainerverpflichtung
Frankfurt/Main (dpa) - Mitte der Woche will die TSG 1899 Hoffenheim den Trainer präsentieren, der den Krisenclub im neuen Jahr aus dem Tabellenkeller der Fußball-Bundesliga holen soll.
„Meine Gedanken sind weit und relativ abgeschlossen. Es muss einer sein, der sich 100-prozentig mit der TSG identifiziert, der Erfahrung hat, wie man eine Mannschaft aus so einer Situation rausholt“, sagte Manager Andreas Müller nach dem 1:3 (1:1) gegen Borussia Dortmund. Als neuer Chefcoach gehandelt werden Marco Kurz und Markus Gisdol.
„Wir werden das nicht auf die lange Bank schieben“, versprach der 50-Jährige Müller. „Ich kann nur sagen, dass wir das in zwei, drei Tagen entscheiden.“ Keine Karten mehr hat Interimscoach Frank Kramer, der in zwei Spielen zwei Niederlagen kassierte und wieder zurück ins zweite Glied rücken soll. „Der Frank Kramer hat in den zwei Wochen eine Toparbeit abgeliefert“, sagte Müller, musste aber ergänzen: „Natürlich nicht mit den Ergebnissen.“
Wie Kramer war auch Gisdol schon U 23-Verantwortlicher in Hoffenheim (2009 bis 2011), ehe er als Co-Trainer von Ralf Rangnick zu Schalke 04 ging und dort am Wochenende zusammen mit Huub Stevens vor die Tür gesetzt wurde. Der 43-Jährige hätte die von Müller geforderte Identifikation mit den Kraichgauern, als Chefcoach in so einer prekären Situation fehlt ihm jedoch die Erfahrung.
Der gleichaltrige Marco Kurz musste im März beim 1. FC Kaiserslautern gehen und erlebte den Abstieg der „Roten Teufel“ nicht mehr mit. Felix Magath wäre einer mit Erfahrung im Abstiegskampf, doch Müller sagte auf das Gerücht, der Ex-Wolfsburger sei dieser Tage im Kraichgau gesichtet worden: „Ich habe ihn nicht gesehen.“ Er werde im übrigen zu den einzelnen Namen nichts sagen. Die klare Priorität liege - was Wunder - darauf, „dass wir in der Bundesliga bleiben. Über allem steht der Klassenerhalt“.
Mit nur zwölf Punkten aus der Vorrunde und zuletzt deprimierenden sechs Niederlagen steht die TSG auf dem Relegationsplatz 16, bereits satte sieben Punkte hinter einem Nichtabstiegsplatz. Da muss der Feuerwehrmann fast schon zaubern können. Seit Ralf Rangnicks Abgang am Neujahrstag 2011 haben die Verantwortlichen um den mächtigen Mäzen Dietmar Hopp bei ihren Trainerverpflichtungen kein gutes Händchen gehabt: Weder Marco Pezzaiuoli noch Holger Stanislawski oder zuletzt Markus Babbel brachten den Herbstmeister von 2008 wieder in die Spur. „Der Verein hat im Sommer schon einen großen Umbruch erlebt, jetzt muss hier Ruhe und Konstanz rein“, meinte Müller.
Schon vor dem Anpfiff gegen Dortmund hatten die Hoffenheimer Profis ein Spruchband auf den Rasen getragen: „Aufholjagd! Wir zählen auf euch!“ Das Banner, das die Hoffenheim-Fans nach dem Abpfiff hochhielten, konnte nur als blanke Ironie verstanden werden: „Frohe Weihnachten!“ Der Stadionsprecher wünschte den Zuschauern ebenfalls ein schönes Fest und meinte: „Kommt mal runter!“ Genau das droht dem einstigen Dorfclub und seinen Fans am Ende seines fünften Erstliga-Jahres.