Hoffenheims Gisdol verweigert sich Rechenspielen
Zuzenhausen (dpa) - Für Samstag ist die Saisonabschluss-Party in der Fan-Kneipe der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena geplant - nicht für die Profis allerdings.
Denn es könnte das vorerst letzte Heimspiel von 1899 Hoffenheim in der Fußball-Bundesliga sein. Fünf Jahre nach dem Aufstieg des einstigen Dorfclubs hat die TSG rein rechnerisch die schlechtesten Karten im Kampf um den Klassenverbleib. Die letzten Hoffnungen der Kraichgauer ruhen vor allem auf Markus Gisdol, der dem Krisenclub wieder Leben eingehaucht hat.
„Unsere Mannschaft hat in den letzten Wochen eindeutige Signale gesendet, wo sie hin will und wie wir die Zuschauer abholen wollen. Es ist wieder Leben drin“, sagte der Trainer vor der Begegnung am Samstag gegen den Hamburger SV. „Wir haben viel Freude verursacht, wie wir versuchen, Fußball zu spielen. Die Zuschauer sind wieder dabei.“
So ist die Partie mit 30 150 Zuschauern ausverkauft, die Fans wissen aber: Die Entscheidung, ob sich der Tabellenvorletzte noch auf den Relegationsplatz oder gar den 15. Rang retten kann, fällt möglicherweise erst am letzten Spieltag - wenn Hoffenheim beim Champions-League-Finalisten Borussia Dortmund antreten muss.
Gisdol hielt sich zwar auch diesmal an seine Marschroute, nicht über die Aussichten im Abstiegskampf zu spekulieren, erklärte aber immerhin: „Ich habe noch nie gesagt, dass der sportliche Erfolg nicht im Mittelpunkt steht. Ich mache alles, damit wir das Spiel gewinnen. Aber ich fange nicht an zu rechnen. Wir befassen uns nicht mit irgendwelchen Szenarien.“ Dies würde der TSG „null komma null Prozent“ mehr Chancen bringen.
Unter Gisdols Regie haben die Kraichgauer zwei Siege, zwei Unentschieden und eine Niederlage erreicht - und vor allem spielerisch endlich wieder überzeugt. Dennoch sind die Aussichten trüb: Zwei Punkte liegt die TSG hinter dem FC Augsburg und Fortuna Düsseldorf, außerdem haben die Hoffenheimer das schlechtere Torverhältnis. Ein Sieg gegen den HSV ist deshalb Pflicht.
„Ich bin kein Wunderheiler“, sagte Gisdol unlängst, aber er hat es geschafft, den Druck von der Mannschaft zu nehmen. Der Trainerwechsel kam jedoch womöglich zu spät für den Krisenclub, der sich im Endspurt noch einmal aufgerappelt hat. „Wir werden schon so wahrgenommen, dass uns jetzt jeder wirklich ernst nimmt. Die Anderen können die Bilder auch wahrnehmen, die im Fernsehen zu sehen sind“, sagte der 43-Jährige. Dort war zuletzt nach dem Last-Minute-2:2 in Bremen ein ausgelassen jubelnder Gisdol zu bestaunen. „Wenn ich mich dann im Fernsehen sehe, wundere ich mich auch manchmal, was da alles explodieren kann“, meinte der Blondschopf schmunzelnd.
In Bremen hatte sich Sven Schipplock mit einem Doppelpack empfohlen. Der Stürmer könnte dieses Mal in die Startelf rücken. „Es ist tatsächlich eine Überlegung. Der Junge ist gut drauf“, sagte Gisdol. Umbauen muss der Chefcoach in jedem Fall: Verteidiger Jannik Vestergaard sitzt seine Gelb-Sperre ab, Mittelfeldspieler Sebastian Rudy hat sich eine Muskelverletzung zugezogen, sein Einsatz ist sehr fraglich. Abwehrspieler David Abraham (Nachwehen eines Muskelfaserrisses), Sejad Salihovic (Wadenprobleme) und Tobias Weis (Zerrung in der Hüfte) sollen auf die Zähne beißen.