Hoffenheims Modeste: treffsicher und ohne „Bling-Bling“
Sinsheim (dpa) - Auf dem weitläufigen Areal von 1899 Hoffenheim am Rand des ländlichen Zuzenhausen herrscht nun wahrlich keine Parkplatznot. Anthony Modeste kommt dennoch immer mit seinem Kleinwagen zum Training.
Der weiße Flitzer ist ein Markenzeichen des französischen Stürmers - wie sein Torriecher. Der Neuzugang der Kraichgauer gehört mit sechs Treffern in den ersten acht Spielen zu den erfolgreichsten Stürmern dieser Bundesligasaison. Modeste heißt auf Deutsch „bescheiden“. Und der Profi selbst sagt, er brauche „kein Bling-Bling oder großen Rummel um mich herum“.
Kein Wunder, dass Alexander Rosen sehr angetan ist von seinem drei Millionen Euro teuren Einkauf. „Wir wollten jemanden, der schnell ist, körperliche Präsenz besitzt und im Sechzehner immer wieder den Abschluss sucht. Und wir wollten jemanden, der auch in der ersten Reihe mitverteidigt“, erklärte der Leiter Profifußball bei der TSG.
Modeste ist mit seinen 25 Jahren schon ganz schön herumgekommen. Der in Cannes geborene Angreifer spielte bei OGC Nizza, SCO Angers, Girondins Bordeaux, Blackburn Rovers und SC Bastia, ehe er im Sommer nach Deutschland wechselte. „Ich habe trotz meines relativ jungen Alters schon bei sehr vielen Vereinen gespielt und hoffe deshalb sehr, dass ich noch sehr lange in Hoffenheim spielen kann“, sagte der Liebhaber schicker Klamotten, der sich selbst als „netten, offenherzigen und anständigen Typen“ bezeichnet. Er versuche immer, aus der Vergangenheit zu lernen - „egal, ob es schöne oder nicht so schöne Erfahrungen waren“.
Bei seiner sechsten Profistation hat Modeste, der jede Woche einige Stunden Deutsch-Unterricht erhält und sich mit seinen Mitspielern noch oft auf Englisch unterhält, jedenfalls eingeschlagen. Und die Hoffenheimer haben erstmals nach dem Abgang von Vedad Ibisevcic in der Winterpause 2011/2012 zum VfB Stuttgart wieder einen richtigen Torjäger. Sven Schipplock überzeugte bislang nur als Joker, der mit großen Hoffnungen verpflichtete Eren Derdiyok ging wieder zurück zu Bayer Leverkusen, und auch Joselu (jetzt Eintracht Frankfurt) schaffte den Durchbruch bei der TSG nicht.
Auf Modeste ist bisher Verlass. Im Zusammenspiel mit den Offensiv-Assen Kevin Volland, Roberto Firmino und Tarik Elyounoussi kann sich der Franzose regelmäßig in Szene setzen. „Anthony beteiligt sich sehr am Spiel gegen den Ball. Er ist vorne nicht passiv. Das ist eine Spielweise für einen Stürmer, die unheimlich viel Energie kostet“, lobte Rosen.
„Viel glücklicher wäre ich, wenn wir mehr Punkte hätten und ich dafür zwei Tore weniger“, sagte Modeste. Und lobt das Trainingsgelände der Hoffenheimer („Weltklasse“) und seine Kollegen: „Wir haben eine starke Truppe, alle sind ungefähr im gleichen Alter. Die Stimmung ist wirklich richtig gut, so etwas habe ich selten erlebt.“ Beste Voraussetzungen also, weiter für seinen Club zu treffen.
Im Interview des Fachblatts „Kicker“ räumte er allerdings ein, dass er gar nicht wisse, womit der Bundesliga-Torschützenkönig belohnt wird: „Kanone? Welche Kanone?“