Rummenigge beklagt Hoffenheimer „Wild-West-Manier“

Auch nach dem Eröffnungsspiel geht es zwischen dem FC Bayern und seinem Herausforderer ruppig zu. Coman fällt monatelang aus.

München. Diesmal schlüpfte Karl-Heinz Rummenigge beim FC Bayern in die eigentlich Uli Hoeneß vorbehaltene Paraderolle als Abteilung Attacke. Die schwere Fußverletzung von Jungstar Kingsley Coman wühlte den Vorstandsboss auch am Tag nach dem 3:1 (1:0) gegen 1899 Hoffenheim noch so sehr auf, dass er verbal gegen den in München rustikal auftretenden Gegner austeilte.

„Speziell in der ersten Halbzeit sind die Hoffenheimer Spieler brutal hart eingestiegen. Das war Fußball in Wild-West-Manier“, giftete Rummenigge. Der 62-Jährige stellte eine provokante These auf. Die Spielweise war für ihn die Konsequenz aus den Ankündigungen von 1899-Trainer Julian Nagelsmann, der den Münchnern den Meistertitel streitig machen will, und von 1899-Manager Alexander Rosen, der „die Liga als Ganzes“ zur Attacke auf den Serienmeister animiert hatte.

„Wenn die Ankündigungen von Rosen und Nagelsmann dazu führen, dass eine Mannschaft zum Halali gegen unsere Spieler bläst, so wie das gestern geschehen ist, dann hat das mit Fair Play nichts mehr zu tun“, klagte Rummenigge die Hoffenheimer Macher frontal an.

Er stand mit seinem Unmut auf Bayern-Seite nicht allein. Trainer Niko Kovac sprach ebenfalls von „ziemlich viel Härte“ auf Hoffenheimer Seite. 1899-Verteidiger Kasim Adams hätte schon in der ersten Hälfte „vom Platz fliegen müssen“. Kollege Nagelsmann wies Sitznachbar Kovac in der Pressekonferenz prompt darauf hin, dass es zu dessen Zeit bei Eintracht Frankfurt „auch immer recht ruppig“ zugegangen sei.

Nagelsmann verwahrte sich gegen die Münchner Vorwürfe: „Ich gehe nicht hin und sage, foult die Bayern-Spieler.“ Der 31-Jährige bedauerte ausdrücklich die Verletzung von Coman, der nach einem erneuten Syndesmosebandriss bereits am Sonntag operiert wurde und vermutlich mehrere Monate ausfällt, sagte aber auch: „Man muss mit allen Mitteln spielen. Bayern hat eine gute Qualität, da kommt man auch mal zu spät. Eine gewisse Aggressivität gehört dazu.“ Und: „Es gab auch Aktionen von Bayern-Spielern hinten in die Beine.“

Rosen beschwerte sich derweil heftig über den Bayern-Kollegen Hasan Salihamidzic, der permanent am Spielfeldrand Klagen beim vierten Schiedsrichter vortrug und auch Rote Karten gefordert habe. „Bei jeder Situation rumzuhampeln beim Vierten Offiziellen, das kann auch nicht die Stellenbeschreibung sein“, ätzte der 1899-Manager.

Emotional wurde viel geboten zum Auftakt der 56. Bundesligasaison, der nur im Resultat Normalität bot: Die Bayern gewannen das sechste Eröffnungsspiel in Serie. Aufregung gab es um den Videobeweis, der die Hoffenheimer Verantwortlichen erzürnte, weil er ausgerechnet bei der Schlüsselszene, dem geschundenen Elfmeter von Franck Ribéry, nicht zum Einsatz kam. So siegten die Bayern am Ende nach dem Führungstor von Thomas Müller (23.), Robert Lewandowskis im zweiten Versuch verwandelten Strafstoß (82.) sowie Arjen Robbens Schlusspunkt (90.+1).

Der „Topstart“, wie Nationalspieler Joshua Kimmich sagte, war ein Fingerzeig, dass die Bayern-Dominanz auch unter Neu-Coach Kovac anhalten könnte. Kapitän Manuel Neuer machte nur „eine kleine Schwächeperiode“ rund um das Hoffenheimer 1:1 durch Adam Szalai aus. „Wir haben den Tatendrang, wir sind heiß“, hob Müller hervor.

Auch für Kovac war der Drei-Punkte-Start wichtig. Der 46-Jährige hatte bei der Personalauswahl Führungsstärke demonstriert. Er traute sich, Stars wie Robben und Mats Hummels auf die Bank zu setzen. Robben machte keinen Hehl aus der Enttäuschung über seine Reservistenrolle: „Ich habe mir in der Vorbereitung den Arsch abgearbeitet.“ Aber der 34-Jährige zeigte ebenso wie Neuzugang Leon Goretzka und James Rodríguez nach der Einwechslung „eine gute Reaktion“, wie Sportdirektor Salihamidzic lobte. „Gerade die Spieler, die reingekommen sind, hatten eine positive Ausstrahlung und haben uns geholfen. Das ist ein klares Signal, dass man solche Rollen gut annehmen kann“, meinte Neuer.