HSV am Scheideweg: Neuaufbau des Clubs steht zur Wahl
Hamburg (dpa) - Eine Woche nach dem gesicherten Bundesliga-Verbleib steht für den Hamburger SV eine weitere richtungsweisende Entscheidung an. Bei der Mitgliederversammlung am Sonntag geht es um die Ausgliederung der Fußball-Profis mit ihren Nachwuchsteams aus dem Gesamtverein.
9000 Mitglieder haben sich dafür registrieren lassen. Vor der Westtribüne des Stadions ist eine Bühne aufgebaut. Dort werden die Redner zu den Mitgliedern sprechen.
Für das Konzept HSV Plus, das eine Umbildung in eine Aktiengesellschaft vorsieht, müssen 75 Prozent der anwesenden Mitglieder stimmen. Briefwahl oder elektronische Abstimmung für die 73 454 Mitglieder gibt es nicht, was viele Mitglieder als anachronistisch kritisieren.
Hinter der Strukturreform HSV Plus steht der frühere Aufsichtsratschef Ernst-Otto Rieckhoff. Gemeinsam mit Ex-Profis wie Holger Hieronymus, Ditmar Jakobs und Horst Hrubesch hat er das Projekt angeschoben. Bei der Mitgliederversammlung im Januar setzte sich HSV Plus mit 79,4 Prozent gegen sämtliche Konkurrenz-Pläne durch. Nun soll die endgültige Entscheidung fallen. Eine Zustimmung von 75 Prozent ist notwendig.
Gewinnt HSV Plus, wird es einen neuen sechsköpfigen Aufsichtsrat mit Karl Gernandt, Intimus von Milliardär und HSV-Edelfan Klaus-Michael Kühne, an der Spitze geben. Zum Rat sollen die Ex-Profis Thomas von Heesen und Peter Nogly wie auch Klitschko-Manager Bernd Bönte gehören. Ein Ex-Profi wird Vorstandschef der AG. Im Gespräch ist der ehemalige HSV-Manager Dietmar Beiersdorfer. Er erhält einen Vize. Die bisherigen Gremien, der Aufsichtsrat um Chef Jens Meier und der Vorstand um Carl Jarchow, werden aufgelöst.
Erster Investor wäre Logistik-Unternehmer Kühne, der 20 Millionen Euro geben will. Weitere strategische Partner sollen ins Boot geholt werden. Verhindern will das eine Gruppe mit dem Namen HSV-Allianz. Dahinter steht das derzeit amtierende Aufsichtsratsmitglied Jürgen Hunke. Er will auch die Ausgliederung der Profis, aber nicht den Verkauf von Anteilen. Wege, wie der mit Verbindlichkeiten in Höhe von 100 Millionen Euro belastete Verein notwendige Zusatzeinnahmen generieren kann, nennt er nicht.