HSV-Coach setzt gegen Gladbach auf Tippgeber Drmic
Hamburg (dpa) - Bruno Labbadia gab Josip Drmic beim Training einen freundschaftlichen Stups, als wollte er sagen: „Junge, trau dir was zu!“ Der Coach des Hamburger SV hofft auf eine Leistungsexplosion des 23 Jahre alten Schweizers am Sonntag (15.30 Uhr) im Heimspiel gegen dessen Ex-Club Borussia Mönchengladbach.
„Er ist ein sehr ruhiger Vertreter, kein Lautsprecher. Er kann noch mehr aus sich herausholen“, meinte der HSV-Trainer. Kurioserweise trifft der Stürmer nur zwei Wochen nach seinem Wechsel auf die alten Kollegen. „Ich muss aufpassen, dass ich das gut einordne und nicht übermotiviert ins Spiel gehe. Klar ist es für mich ein spezielles Spiel. Das muss ich ausblenden“, sagte Drmic der „Sport Bild“.
Für den Leihspieler, der bei Labbadia in den verbleibenden 14 Saisonpartien schon wegen seiner nicht geringen Kosten gesetzt ist, geht es vor allem darum, seine Karriere zu retten - und bei der Fußball-Europameisterschaft im Juni in Frankreich dabei zu sein. Mit nur einem Tor in 13 Spielen für Gladbach sahen die Karten schlecht aus. Auch der Trainerwechsel von Lucien Favre zu André Schubert war nicht gut für den im Sommer für zehn Millionen Euro von Bayer Leverkusen verpflichteten Nationalspieler.
Für den Neuanfang beim HSV würde er sich sogar ins Tor stellen, erzählt er lachend. „Ich wurde in meiner Karriere noch nie so positiv angenommen“, berichtet Drmic. Seine Hoffnung heißt Labbadia, der schon die beim HSV aussortierten Ivo Ilicevic und Gojko Kacar wieder zu alter Stärke führte. Auch die Formkurve des in der ersten Saison in Hamburg enttäuschenden Lewis Holtby zeigt nach oben. „Es ist sehr positiv zu sehen, dass andere Spieler unter diesem Trainer weiterkommen“, sagt Drmic. Das gebe auch ihm ein gutes Gefühl.
Jüngstes Beispiel ist Artjoms Rudnevs, der sich im Training empfahl, gegen Stuttgart ein Tor schoss und auch beim 1:1 gegen Köln in den zweiten 45 Minuten Dampf machte. Nun könnte der Lette sogar Pierre-Michel Lasogga aus der Startelf verdrängen. Es gibt auch Gedankenspiele, dass Drmic mit Rudnevs als doppelte Sturmspitze aufläuft. „Zwei Spitzen sind immer eine Option“, erklärte Labbadia, der die Vielseitigkeit von Drmic schätzt: „Er kann alles spielen.“
Sein Einstand gegen Köln nach nur wenigen Trainingseinheiten am Volkspark verlief allerdings ernüchternd. Auf dem linken Flügel, wo sonst der suspendierte Ilicevic wirbelt, gewann er nur zwei von acht Zweikämpfen. Überhaupt hatte er nur 35 Ballkontakte in 85 Minuten. Drmic weiß genau, dass die Leistung ausbaufähig ist. Labbadia suchte in diesen Tagen oft das Gespräch mit dem Neuling, am Freitag wollte er sich noch Extra-Tipps zum Gegner holen.