HSV forciert kleinen Aufschwung - ohne große Sprüche
Ingolstadt (dpa) - Die Frage nach neuen Saisonzielen für seinen Hamburger SV konterte Bruno Labbadia schlagfertig. „Das wäre das alte Muster vom HSV“, stellte der Trainer keck lächelnd mit Blick auf die traditionellen Europapokal-Ansprüche der stolzen Hanseaten fest.
Doch der Coach vermied eine Kurskorrektur nach oben, stattdessen blieb er zurückhaltend. Auf ein offizielles Saisonziel wollen die Hamburger weiter verzichten. „Der Tabellenplatz ist unwichtig, aber die zehn Punkte sind geil!“, bilanzierte Labbadia nach dem späten 1:0 (0:0)-Sieg beim Bundesliga-Neuling FC Ingolstadt.
Die fußballerische Vorstellung der Gäste hätte auch kaum als Rechtfertigung für offensivere Aussagen getaugt. Der dritte Saisonerfolg, herausgeschossen durch einen Freistoßtreffer am Dienstagabend von Joker Michael Gregoritsch (87. Minute), ließ sich nicht zuletzt auf großes Glück zurückführen. „Aber dieses Glück haben wir uns auch hart erarbeitet und ist letztlich ein Verdienst der gesamten Mannschaft“, bilanzierte der Torschütze des Tages. Der Österreicher hält ebenfalls nichts von neuen Zielen. „Wir nehmen alles mit, was kommt, ohne zu sagen: Wir wollen jetzt in den Europacup. Das wäre blöd, nicht realistisch“, urteilte er.
Immerhin die Statistik spricht dafür, dass nach zwei sportlich katastrophalen Spielzeiten tatsächlich wieder etwas Stabilität eingekehrt ist. Seit drei Spielen sind die Norddeutschen inzwischen ohne Gegentreffer - das gelang zuletzt im Frühjahr 2007. Seit Labbadia da ist, ging zudem keines von sechs Heimspielen verloren. Die nach der 0:5-Pleite bei Bayern München zum Saisonauftakt wiedergewonnene Souveränität in der Defensive ist momentan der wichtigste Erfolgsfaktor.
Ob sie auch kommenden Samstag gegen ein Topteam wie Schalke 04 hält? „Wenn man kein Tor kriegt, dann verliert man nicht“, stellte Verteidiger Emir Spahic faktensicher fest. So will Labbadia auch an Schlussmann Jaroslav Drobny festhalten und verzichtet auf den wieder genesenen René Adler: „Drei Mal zu Null, da werde ich nichts ändern, auch wenn es bitter für Adler ist“, sagte er am Mittwoch.
In der Offensive hapert es allerdings immer noch. Stoßstürmer Pierre-Michel Lasogga fehlt die alte Form, am Dienstag vergab er leichtfertig eine hundertprozentige Chance. Aus dem Mittelfeld kommen trotz Neuzugang Aaron Hunt weiterhin zu wenig Akzente im Spiel nach vorne. Labbadia war's egal. „Ich kann sagen, dass ich sehr happy bin, dass die Mannschaft so einen Auftritt hingelegt hat“, sagte er am Abend, ohne die Schwachpunkte in seinem Team im Detail zu benennen.
Zweifellos ein Gewinn war die Einwechslung von Gregoritsch, dem 21 Jahre alten Sommer-Neuzugang vom VfL Bochum. Die ausgefeilte Schusstechnik des Österreichers sicherte dem HSV die drei Punkte. „Manche Spieler laufen nach dem Training noch ein paar Sprints, andere gehen in den Kraftraum und ich schieße gerne und oft noch Freistöße“, berichtete er und fand lobende Worte für den FCI: „Ingolstadt wird nichts mit dem Abstieg zu tun haben, sie haben eine sehr kompakte Mannschaft und spielen auch gut nach vorne.“
Trösten konnte das die Oberbayern natürlich kaum. „Am Ende hat man nichts davon, in Schönheit zu sterben. Ich denke, wir hätten auch einen Punkt verdient gehabt“, grantelte Trainer Ralph Hasenhüttl. Stürmer Stefan Lex sah's entspannter. „Wir haben ein paar knappe Spiele gewonnen, jetzt haben wir eins verloren. Wir sind weiter voll im Soll.“ Wie der HSV haben auch die Ingolstädter schon zehn Punkte gesammelt, neun davon auswärts. Eine famose Bilanz für einen Aufsteiger, fand Hasenhüttl trotz der ärgerlichen Niederlage: „Wenn der HSV von geilen zehn Punkten spricht - was sollen dann wir erst von den zehn Punkten halten?“