HSV-Manager: „Es geht um das Überleben dieses Vereins“

Hamburg (dpa) - Beim abstiegsbedrohten Hamburger SV wissen spätestens seit Donnerstag alle, was auf dem Spiel steht. Dafür hat Manager Oliver Kreuzer gesorgt.

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In einem flammenden Appell nahm er die Profis des Bundesliga-Dinos vor dem Saison-Endspurt in die Pflicht und erinnerte sie an ihre Verantwortung. „Es geht um das Überleben dieses Vereins, es geht um alle Mitarbeiter. Und dessen müssen sich die Spieler bewusst sein“, sagte Kreuzer. „Es geht um das große Ganze.“

Denn ein erstmaliger Absturz in die Zweitklassigkeit würde den mit Verbindlichkeiten von knapp 100 Millionen Euro belasteten Club deutlich härter treffen als Konkurrenten wie Nürnberg oder Braunschweig. Die Personalkosten müssten massiv reduziert werden, Leistungsträger wie der umworbene Jungstar Hakan Calhanoglu wären trotz langfristigen Vertrags wohl kaum zu halten.

Und so fordert Kreuzer in den verbleibenden drei Partien der regulären Saison gegen Augsburg, München und Mainz „totale Hingabe, einen unglaublichen Siegeswillen und bedingungslosen Einsatz“. Und er betonte in seiner ungewöhnlichen Rede: „Wir haben es immer noch in den eigenen Händen, diese Saison so zu beenden, dass wir auch in der kommenden Saison hier Erstliga-Fußball zu sehen bekommen.“

Die Sorge, dass die Profis den Ernst der Lage nicht kapiert haben, muss Kreuzer laut HSV-Coach Mirko Slomka nicht haben. „Ich bin sicher, dass jeder in diesem Team verstanden hat, worum es gerade geht.“ Schließlich gehe es auch um existenzielle Themen der Spieler.

Doch dass die Rettung alles andere als einfach wird und bei vier Punkten Rückstand auf Rang 15 wohl nur über den Umweg Relegation führen kann, wissen die HSV-Macher. Denn das Restprogramm der Hamburger, die auswärts zuletzt siebenmal in Serie verloren, hat es in sich: Zwischen dem Gastspiel in Augsburg und dem Saisonfinale in Mainz kommt noch der Meister aus München nach Hamburg.

Am Ende könnte der für den stolzen HSV eigentlich indiskutable Relegationsrang sogar noch in Gefahr geraten, wenn auf den „letzten 30 Metern“ der Zielgeraden (Kreuzer) nicht auch auswärts gepunktet wird. Slomka aber gibt sich kämpferisch, dass seine Schützlinge dem Trend trotzen. „Man merkt, die wollen etwas Besonderes leisten und es unbedingt schaffen“, sagte der 46-Jährige.

Wie aber soll zumindest der direkte Abstieg vermieden werden? Was taugt als Mutmacher? Zum einen die Rückkehr von Marcell Jansen und Milan Badelj, die der zuletzt labilen Elf mit ihrer Erfahrung Stabilität verleihen sollen. Zum anderen der Zuspruch der Fans, von denen auch am Donnerstieg wieder 200 beim Training zuschauten. Und - auch wenn dies keiner offiziell sagt - die Schwäche der Kontrahenten Nürnberg und Braunschweig, die auch nicht gerade konstant punkten.

Und dann ist da noch Slomka selbst, der alles gibt, um nicht als erster Trainer für einen HSV-Abstieg verantwortlich sein zu müssen. Während der Übungseinheit treibt er seine Akteure immer wieder mit „Weiter, weiter, weiter“-Rufen an, unterbricht, fordert schnelles Spielen, ermuntert. Und als die Verteidiger Heiko Westermann und Michael Mancienne mit den Köpfen gegeneinanderrasseln und der Engländer liegen bleibt, ist Slomka der Erste, der zu Hilfe eilt.

Erleichtert teilte der Coach später mit, dass Mancienne trotz genähter Platzwunde in Augsburg dabei sein kann, während Kapitän Rafael van der Vaart und Verteidiger Johan Djourou verletzungsbedingt ausfallen. Bereits am Freitag reist der HSV-Tross in ein Kurztrainingslager in der Fuggerstadt, um sich dort am Samstag gemeinsam auf die Partie mit Endspielcharakter vorzubereiten. Eines steht für Slomka vor dem Saisonfinale in drei oder fünf Akten jedenfalls fest: „Der Zusammenhalt des Teams ist außergewöhnlich gut.“