Bundesliga HSV-Sportchef Todt: „Sportliche Lage ist brandgefährlich“
Hamburg (dpa) - Es ist auch kein Trost für den Hamburger SV, dass es zur selben Zeit vor einem Jahr noch zwei Zähler weniger auf dem Punkte-Konto waren. „Die sportliche Lage ist brandgefährlich“, sagt Sportchef Jens Todt und beschönigt nichts.
Todts Wunsch, „dass wir endlich mal eine sorgenfreie Saison erleben“, hat sich nicht mal im Ansatz erfüllt. 15 Punkte, Platz 17 in der Tabelle der Fußball-Bundesliga. Dazu ein über 105,5 Millionen Euro Verbindlichkeiten - so viele wie noch nie.
Ein gute Ausgangsposition für den Start in die zweite Saisonhälfte der Fußball-Bundesliga mit dem Trainingsauftakt am Neujahrstag sieht anders aus. „Wir müssen zwingend mehr Punkte holen, aber das wird beileibe kein Selbstläufer“, betont Todt.
Neben Coach Markus Gisdol und den Spielern ist nach der kurzen Winterpause auch der Sportchef gefragt. Er muss rasch über mögliche personelle Nachbesserungen entscheiden. „Mehr Torgefahr aus dem Mittelfeld würde uns sicher guttun“, sagt Todt. 15 Treffer erzielten die Hamburger in 17 Spielen, nur Schlusslicht 1. FC Köln (10) sowie Stuttgart und Bremen (je 13) trafen noch seltener.
Das Problem ist bekannt: Das Angebot an passenden Kandidaten ist im Winter überschaubar. Neben der kurzen Eingewöhnungszeit - das erste HSV-Rückrundenspiel in Augsburg steigt schon am 13. Januar - sprechen oft auch überzogene Preisforderungen gegen einen Neuzugang. „Wir werden nur dann aktiv, wenn das Gesamtpaket absolut passt, wenn die Mischung aus sportlichem Nutzen und wirtschaftlicher Machbarkeit stimmt“, erklärt Todt, der am 6. Januar sein Einjähriges im Amt feiert. Damals stand der HSV trotz weniger Punkten auf Platz 16.
Gehandelt werden als Leihspieler unter anderem der Dortmunder André Schürrle sowie Admir Mehmedi und Joel Pohjanpalo von Bayer Leverkusen. „Paniktransfers wird es nicht geben“, sagt Todt. Konkreter wird der 47-Jährige nicht.
Konkret sind andere Zahlen. So wie die 105,5 Millionen Euro Verbindlichkeiten der HSV Fußball AG. Allein im abgelaufenen Geschäftsjahr gab es ein dickes Minus von 13,4 Millionen Euro. Damit soll nun aber Schluss sein. „Unsere Planung sieht vor, dass wir dieses Jahr mit einem ausgeglichenen Ergebnis abschließen“, betont Vorstandschef Heribert Bruchhagen. „Das können wir schaffen.“
Aber nur, wenn die sportliche Führung nicht wie im Winter 2016/17 kostspielige Verstärkungen für nötig erachtet. Damals wurde in Mergim Mavraj, Kyriakos Papadopoulos und den Brasilianer Walace ein locker zweistelliger Millionen-Betrag investiert. Andernfalls wäre der HSV nach Bruchhagens fester Überzeugung abgestiegen. Dessen Motto „über allem steht der Klassenverbleib“, könnte auch im Januar 2018 wieder gelten. Gut möglich, dass der milliardenschwere Investor und Fan Klaus-Michael Kühne dem HSV, der sich als Traditionsverein und einziges nie abgestiegenes Gründungsmitglied der Bundesliga rühmen darf, ein weiteres Mal helfen muss.